Bayer Leverkusen hat einen Tag nach der 0:2-Pleite gegen Abstiegskandidat Freiburg die Notbremse gezogen und Robin Dutt vor die Tür gesetzt.

Leverkusen. Die Ära Robin Dutt dauerte nur 275 Tage, nun sollen Ex-Profi Sami Hyypiä als Teamchef und U19-Trainer Sascha Lewandowski Bayer Leverkusen zumindest die Teilnahme an der Europa League retten. Am Sonntagmorgen gab der Fußball-Bundesligist die Trennung von Dutt bekannt, der erst im Sommer vom SC Freiburg gekommen war.

Ausgerechnet der Ex-Klub besiegelte nun das Ende von Dutts Amtszeit durch einen 2:0-Auswärtserfolg am Samstag. Dutt war dabei während der zweiten Halbzeit von den Zuschauern verspottet worden.

Ab Sommer soll in Leverkusen Gerüchten zufolge der ehemalige Schalke-Coach Ralf Rangnick übernehmen, der nach seiner Auszeit infolge eines Burn-outs wieder voller Tatendrang ist, aber nicht schon in den restlichen sechs Saisonspielen verschlissen werden soll.

Mit Dutt wurden auch seine Co-Trainer Damir Buric und Marco Langner freigestellt. „Wir mussten einfach handeln und ein Zeichen setzen, um das Saisonziel internationaler Wettbewerb weiter mit frischem Wind zu verfolgen“, erklärte Bayer-Geschäftsführer Wolfgang Holzhäuser. Sportdirektor Rudi Völler sagte: „Mit dem Team Hyypiä/Lewandowski wollen wir das Ruder herumreißen und wieder richtig Fahrt aufnehmen. Die Mannschaft steht jetzt verstärkt in der Pflicht.“

Hyypiä zeigte sich optimistisch. „Ich kenne die Mannschaft und glaube fest an sie“, sagte er: „Wir - Sascha Lewandowski und ich - wollen einem verunsicherten Team, das in den vergangenen Spielen nicht zu seinen Möglichkeiten gefunden hat, Wege aufzeigen, um Bayer Leverkusen wieder in die Erfolgsspur zu bringen.“ Lewandowski und der 105-malige finnische Nationalspieler Hyypiä, der im Herbst ein Praktikum bei Bayer machte und derzeit in Finnland den Trainer-Lehrgang absolviert, werden am kommenden Wochenende beim Hamburger SV erstmals auf der Leverkusener Bank sitzen.

Dutt hatte Bayer trotz einer schweren Vorrundengruppe mit dem FC Chelsea und dem FC Valencia zumindest ins Achtelfinale der Champions League geführt, wo Bayer beim 1:7 im Rückspiel beim FC Barcelona eine seiner schwärzesten Stunden erlebte.

Bereits in der Pause des Spiels am Sonnabend gegen Freiburg hatten Völler und Geschäftsführer Wolfgang Holzhäuser Bundestrainer Joachim Löw auf der Tribüne alleine gelassen und sich in die 04-Geschäftsräume zurückgezogen, um über den Rauswurf von Dutt zu beraten. Zuvor hatte das mächtige Bayer-Führungsduo vom Gesellschafterausschuss Prokura in der Trainerfrage erhalten.

Am Samstag hatte angesichts des Spotts der Fans sogar der Freiburger Trainer Christian Streich, in den vergangenen vier Jahren Dutts Assistent beim SC, mit seinem ehemaligen Chef gelitten. „Am Anfang habe ich gedacht, ich höre nicht richtig“, hatte er bei Sky gesagt: „Das hat mir in der Seele weh getan. Das ist etwas Schlimmes. Klar, die Menschen, die so etwas machen, sind vielleicht erbost aus irgendwelchen Gründen. Aber sie sollten sich mal überlegen, was sie damit machen. Es ist nicht gut, wenn man so mit Menschen umgeht.“

Dutt hatte sich in zahlreichen Interviews gestellt und dabei Größe bewiesen. „Das war sicherlich eine der schlechtesten Leistungen, die wir diese Saison gebracht haben“, hatte er gesagt: „Gerade angesichts unserer Vorstellung auf Schalke ist diese Leistung nicht zu tolerieren, von daher kann ich die Reaktion der Fans verstehen. Denn für unsere Leistung gibt es einen Verantwortlichen, und der bin ich. Ich werde mich deshalb mal wieder hinterfragen müssen, was da schief läuft, warum sich meine Mannschaft so präsentiert.“

Linksverteidiger Michal Kadlec hatte noch versichert: „Am Trainer liegt es nicht, der war doch noch nach dem Sieg gegen die Bayern der Held.“ Genutzt hat es Dutt nichts mehr. (sid/abendblatt.de)