Stuttgart. Damit endet die eindrucksvolle Abschiedsvorstellung des Oldies in Stuttgart. Auch Zverevs Bruder Alexander erreicht das Halbfinale.

Tommy Haas blieb nicht viel Zeit für trübe Gedanken. Rotzfrech stürmte Töchterchen Valentina nach seiner Niederlage im Viertelfinale des Tennisturniers in Stuttgart das Pressepodium, sprang auf den Schoß ihres Papas und entlockte dem gebürtigen Hamburger ein Lächeln. Geschenkt, dass es nicht zum ersten ATP-Halbfinale seit München 2014 gereicht hat. Auf dem Platz hatte er wie schon beim Überraschungssieg gegen Roger Federer bewiesen: Es ist noch Sprit im Tank.

„Kein Sportler verliert gerne. Es kann sein, dass heute noch ein Schläger draufgehen wird. Aber was soll man machen?“, sagte Haas: „Ich habe das erste Mal seit Langem wieder hintereinander Matches gewonnen. Ich versuche mich jetzt fit zu machen für nächste Woche in Halle.“

Haas schockt sich selbst

Bevor die frühere Nummer zwei der Welt beim Mercedes-Cup dem formstarken Hamburger Mischa Zverev (Nr. 6) 4:6, 4:6 unterlag, hatte Haas’ Abschiedstournee in Stuttgart bereits ihren zwischenzeitlichen Höhepunkt erreicht. Eigentlich wollte er nur den Moment genießen und sein bestes Tennis zeigen, sofern es der geschundene Körper erlaubt. Immerhin beendet der Wahl-Amerikaner auch wegen seiner vielen Verletzungen – vier Schulteroperationen hat er mittlerweile hinter sich – zum Saisonende seine Karriere. Doch mit dem großen Erfolg gegen Tour-Rückkehrer Federer im Achtelfinale überraschte er sich selbst, „geschockt“ sei er gewesen.

Tommy Haas wurde bei der Pressekonferenz von seiner Tochter Valentina unterstützt
Tommy Haas wurde bei der Pressekonferenz von seiner Tochter Valentina unterstützt © dpa | Daniel Maurer

Also ging es ins Viertelfinale gegen Zverev, zum ersten Mal seit Rom 2014 war Haas so weit gekommen. Unter den Augen seiner Familie hatte Haas von Beginn an mit Zverevs linkshändig gepeitschtem Aufschlag zu kämpfen, die beiden Dreisatzmatches gegen Federer und in der ersten Runde gegen den Franzosen Pierre-Hugues Herbert hatten darüber hinaus Kraft gekostet. Der Weg zum Netz wurde bei jedem Volley weiter, die Anstrengung größer. Nach 1:07 Stunden und Zverevs erstem Matchball war es vorbei.

Zum Durchschnaufen bleibt Haas nun allerdings nicht viel Zeit. In der kommenden Woche steht das prestigeträchtige Rasenturnier im ostwestfälischen Halle an, wo der 302. der Weltrangliste dank einer Wildcard wieder am Start ist. Danach könnte noch einmal die ganz große Bühne warten. Gerüchte um eine Wildcard für Wimbledon (ab 3. Juli) halten sich hartnäckig. „Seine aktuellen Leistungen schaden ihm mit Sicherheit nicht“, sagte Wimbledon-Chairman Philip Brook am Rande des Turniers in Stuttgart, ohne sich genauer äußern zu wollen.

Mischa Zverev letzter Deutscher im Turnier

Für Zverev geht derweil die Jagd nach seinem dritten ATP-Finale weiter. Am Sonnabend (13.45 Uhr/Eurosport) trifft er im Halbfinale auf den Spanier Feliciano López, der den früheren Wimbledon-Finalisten Tomas Berdych (Tschechien/Nr.3) 7:6, 6:4 schlug. Zverev ist nun der letzte Deutsche im Turnier, da Vorjahresfinalist Philipp Kohlschreiber (Augsburg) gegen den an Nummer vier gesetzten Franzosen Lucas Pouille 4:6, 6:2, 3:6 verlor.

Mischas Bruder und Rom-Sieger Alexander, der nach gescheiterten Verhandlungen nicht in Stuttgart gestartet war, machte derweil den erfolgreichen Freitag der Familie Zverev perfekt. Er zog durch einen 6:0, 6:4-Sieg gegen den Franzosen Julien Benneteau ins Halbfinale von ‘s-Hertogenbosch (Niederlande) ein.

Witthöft scheitert an Kontaveit

In der Damenkonkurrenz war für Carina Witthöft im Viertelfinale Endstation. Die 22-jährige aus Wentorf bei Hamburg unterlag der Estin Anett Kontaveit in 1:01 Stunden mit 3:6, 1:6. Im Februar hatte Witthöft in Budapest die Runde der letzten vier erreicht.

Damit sind bei dem mit 250.000 Dollar dotierten WTA-Rasenturnier keine Deutschen mehr im Feld. Witthöfts Fedcup-Kollegin Andrea Petkovic aus Darmstadt und Qualifikantin Antonia Lottner aus Düsseldorf waren bereits im Achtelfinale gescheitert.