Berlin. Die Experten sollen die Chancen von Sportarten beurteilen. Das Ziel: mehr Medaillen für Deutschland.

Mit Olympiaglanz soll die viel diskutierte Leistungssportreform endlich Fahrt aufnehmen: Das zentrale Gremium der neugestalteten Spitzensportförderung in Deutschland ist komplett, Peking-Olympiasiegerin Britta Heidemann vervollständigt die fünfköpfige PotAS-Kommission (PotAS steht für Potenzialanalyse).

„Das ist ein großer und wichtiger Tag für Sportdeutschland“, sagte DOSB-Präsident Alfons Hörmann, der gemeinsam mit Bundesinnenminister Thomas de Maizière in den vergangenen Jahren die Reform erarbeitete. „Es gab viel Zustimmung, aber im Detail auch Kritik. Einer der Kritikpunkte war: Was soll eigentlich eine PotAS-Kommission? Wir wollen erreichen, dass die Bewertung von Potenzial im Vordergrund steht, nicht die Erfolge der Vergangenheit“, sagte de Maizière.

Auch Britta Heidemann im Gremium

Politik und Sport erhoffen sich durch die Reform eine effizientere Förderung und eine größere Medaillenausbeute bei sportlichen Großereignissen. Nach dem Start in 2017 sollen die im Dezember 2016 beschlossenen Änderungen 2018 richtig greifen. Für den Fall einer erfolgreichen Umsetzung hat das Bundesinnenministerium (BMI) dem Sport mehr Geld in Aussicht gestellt.

Geleitet wird das Gremium vom Sportpsychologen Professor Bernd Strauss. Neben Heidemann vertritt Reinhard Wendt, langjähriger Sportchef der Deutschen Reiterlichen Vereinigung (FN), den DOSB in der neuen Kommission. Zudem gehören die Sportwissenschaftler Urs Granacher (Uni Potsdam) und Mirjam Rebel (Bundesinstitut für Sportwissenschaft BISp) dem Gremium an. Ihre Geschäftsstelle hat die Kommission an der Universität Münster, wo Strauss lehrt. Die Kosten sollen für das laufende Jahr 700.000 Euro betragen.

PotAS-Kommission zen­trales Element

Die PotAS-Kommission ist das zen­trale Element der Reform zur Förderung des Leistungssports in Deutschland. Das Gremium ermittelt durch eine Potenzialanalyse die Medaillenperspektive und damit die Förderwürdigkeit der einzelnen Sportarten und Disziplinen.

Mittels Dutzenden von „Attributen“ werden die Sportarten und Disziplinen dabei in drei Kategorien eingeteilt. Nur in der ersten Kategorie wird eine optimale Förderung gewährleistet, in der dritten gibt es – wenn überhaupt – nur noch eine Minimalförderung.

Verbände sind skeptisch

Die endgültige Entscheidung über Fördersummen fällt allerdings nicht die PotAS-Kommission, sondern die „Förderkommission“. Darin sitzen Vertreter von BMI, DOSB sowie der Sportministerkonferenz der Länder.

Die Verbände verfolgen die Umsetzung der Reform seit vielen Monaten mit Skepsis. Olympia- und Bundesstützpunkte sollen geschlossen werden. Auch die starke Fixierung auf Medaillen wurde immer wieder kritisiert.