London/Hamburg. Dreimal ging der 41-Jährige zu Boden, ehe Ringrichter David Fields den Kampf abbrach. Seine sportliche Zukunft ist ungewiss.

Wladimir Klitschko ist bei seinem Comeback-Versuch gescheitert und hat seinen dritten Weltmeistertitel im Schwergewicht verpasst. Der 41 Jahre alte Ukrainer verlor am Sonnabend im ausverkauften Londoner Wembley-Stadion gegen Titelverteidiger Anthony Joshua nach technischem K.o. in der elften Runde.

Weltmeister ist damit weiterhin der erst 27 Jahre alte Joshua aus Watford nordwestlich von London. Der Olympiasieger von 2012 blieb auch in seinem 19. Profikampf ungeschlagen und darf sich nun Champion der IBF und IBO sowie Super-Champion der WBA nennen. "Was soll ich sagen?", meinte Joshua völlig erschöpft am Mikrofon. "Heute hatte ich vor Wladimir nicht den größten Respekt, weil ich ja noch zurückgekommen bin. Aber wenn es um die Hall of Fame im Boxen geht, ist Wladimir ein echtes Vorbild."

"Der Mann ist gut, ein guter Champ", so Wladimir Klitschko nach dem Kampf anerkennend. "Er hat das besser gemacht heute als ich." Obwohl der Wahl-Hamburger insgesamt dreimal zu Boden ging, wirkte er nach dem Kampf gefasst. "Mir geht es gut. Es ist enttäuschend, aber man muss es akzeptieren, wie es ist. Das Leben geht weiter."

Starke TV-Quote für Klitschko-Kampf

Die Niederlage von Wladimir Klitschko hat RTL am späten Sonnabend eine starke TV-Quote beschert. Im Schnitt 9,59 Millionen Zuschauer sahen den dramatischen Kampf, ein Marktanteil von 40,6 Prozent sicherte dem Privatsender aus Köln den Tagessieg. In der werberelevanten Zielgruppe der 14- bis 49-Jährigen verzeichnete RTL ebenso starke 3,74 Millionen Zuschauer (43,6 Prozent). Schon die Vorberichte zum Kampf hatten 6,36 Millionen Zuschauer (28,8 Prozent) verfolgt. Die Highlights des Kampfes sahen gegen Mitternacht immerhin noch 5,92 Millionen Zuschauer (36,3 Prozent).

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Es war ein Kampf der Superlative und es war ein Kampf, wie es ihn auf einem solchen Niveau schon lange nicht mehr gegeben hat. Zum Sound von "Can`t Stop" der Red Hot Chili Peppers und mit entschlossener Miene war Wladimir Klitschko zu Beginn in das mit 90.000 Zuschauern gefüllte Londoner Wembley-Stadion eingezogen. Anthony Joshua ließ seinen Herausforderer anschließend minutenlang warten und sich zunächst in der Menge vor heimischem Publikum feiern. Für Klitschko gab es dagegen Buhrufe.

Kommentar: Klitschko sollte in Würde abtreten

In den ersten Runden tasteten sich beide Boxer in den Kampf, Klitschko konnte vereinzelt seine Rechte platzieren. Joshua hatte aber mehr Treffer. Klitschko wirkte dagegen zunächst steif und konnte den Kampf nicht dominieren. Zum Start der vierten Runde legte Klitschko mit einer harten Rechten vor. Dramatisch wurde es jedoch ab der fünften Runde, als Klitschko nach einer schweren Rechten von Joshua erstmals zu Boden ging und angezählt wurde. Doch der 41-Jährige, der einen Cut über dem rechten Auge erlitt, stand wieder auf und setzte daraufhin zum Gegenangriff an – erfolgreich. Plötzlich taumelte Joshua im Ring. In Runde sechs setzte Klitschko nach und zwang seinen Kontrahenten nach einigen brutalen Treffern kurzzeitig in die Knie.

Aber Klitschko setzte nicht konsequent genug nach und der Weltmeister rappelte sich wie zuvor sein Gegner wieder auf. Beide Boxer wirkten daraufhin aber deutlich angeschlagen und nahmen wieder das Tempo heraus. Zeitweise schien der Kampf wieder völlig ausgeglichen. Bis zur elften Runde: Erneut zwingt Joshua Wladimir Klitschko in die Knie. Dieser steht zunächst wieder auf, wirkt aber hilflos und benommen. Joshua setzt nach, Klitschko fällt erneut. Nur wenige Sekunden später bricht Ringrichter David Fields den Kampf ab.

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Beendet Klitschko seine Karriere?

Die Erfahrung von Klitschko reichte am Ende offenbar nicht aus. Die sportliche Zukunft des 41-Jährigen ist jetzt ungewiss. Trotz einer großen Leistung scheint sein Karriereende bevorzustehen, auch wenn ein Rückkampf laut Klitschko vertraglich vereinbart ist. "Ich muss mir Zeit nehmen", so Klitschko nach dem Kampf gegenüber einem RTL-Reporter. "Geben Sie mir ein paar Tage oder Wochen Zeit."

Die wichtigsten Kämpfe von Wladimir Klitschko

Olympia 1996 in Atlanta/USA

Wladimir Klitschko wird durch einen Sieg über Paea Wolfgramm (Tonga) erster weißer Olympiasieger im Superschwergewicht (über 91 kg). Im Anschluss wechselt der Ukrainer ins Profilager.

14. Oktober 2000

Klitschko holt sich in Köln durch einen Punktsieg über Chris Byrd erstmals die Profi-Krone. Er gewinnt den Gürtel der WBO und rächt seinen Bruder Witali, der ein halbes Jahr zuvor gegen Byrd durch eine verletzungsbedingte Aufgabe verloren hatte.

8. März 2003

"Dr. Steelhammer" verliert seinen Titel überraschend gegen den als zweitklassig eingeschätzten Altmeister Corrie Sanders (37) aus Südafrika nach TKO in der zweiten Runde. Der Wahl-Hamburger ging viermal zu Boden, ehe der Kampf abgebrochen wurde.

10. April 2004

Klitschko muss die zweite schmerzhafte Niederlage einstecken, seine Karriere steht auf der Kippe. Lamon Brewster (USA) traf den Ukrainer in Las Vegas mehrmals schwer, der Kampf wurde in der 5. Runde abgebrochen.

22. April 2006

Der jüngere der beiden Klitschkos holt sich den WM-Titel der IBF durch einen ungefährdeten TKO-Sieg in der siebten Runde im zweiten Duell mit Chris Byrd zurück. Im Anschluss blieb der promovierte Sportwissenschaftler als Champion neun Jahre unbesiegt.

02. Juli 2011

Klitschko schlägt in Hamburg den britischen Provokateur David Haye einstimmig nach Punkten und sicherte sich drei der vier großen WM-Gürtel. Den fehlenden vierten Titel der WBC hat sein Bruder Witali - die Klitschkos beherrschen das Schwergewicht.

28. November 2015

Gegen den Briten-Riesen Tyson Fury (2,06 m) verliert Klitschko in Düsseldorf überraschend klar und einstimmig nach Punkten. Der Ukrainer muss sämtliche Gürtel abgeben und 17 Monate warten, bis er wieder in den Ring steigen kann - am Samstag in London ist es soweit.

29. April 2017

Wladimir Klitschko verpasst im ausverkauften Londoner Wembley-Stadion seinen dritten Weltmeistertitel im Schwergewicht. Der 41-Jährige verliert einen packenden Fight gegen Titelverteidiger Anthony Joshua durch technischen K.o. in der elften Runde.

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Wladimir Klitschko hat in jedem Fall vorgesorgt. Der Boxprofi aus der Ukraine wird nicht wie andere Leistungssportler nach dem Ende seiner Karriere in ein Loch fallen. Der 41-Jährige ist schon jetzt beruflich als Multi-Unternehmer unterwegs und kann weiterhin ein vielseitiges Leben führen. Nahezu täglich ist der jüngere der Klitschkos in beruflichen Angelegenheiten außerhalb des Rings eingespannt, wenn er sich nicht gerade intensiv auf einen Kampf vorbereitet. Der langjährige Schwergewichts-Weltmeister besitzt Promotion-Agenturen, ist Mitbegründer des Luxushotels 11 Mirrors in seiner Heimatstadt Kiew und arbeitet als Dozent an der Universität St. Gallen in der Schweiz.