Baku/Hamburg. RTL-Experte korrigiert den Bundestrainer. Der meckert ebenso wie Hummels. Schürrle-Spitze gegen Tuchel? Müller schnappt sich Bierhoff.

Die deutsche Fußball-Nationalmannschaft hat seine Pflichtaufgabe in Aserbaidschan erfüllt und im fünften Spiel der WM-Qualifikation den fünften Sieg eingefahren. Überragender Spieler in der Mannschaft von Bundestrainer Joachim Löw war der Dortmunder André Schürrle, der zum 4:1 (3:1)-Sieg in Baku zwei Treffer und eine Torvorlage beisteuerte.

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Schürrle mit einer Spitze gegen Tuchel?

In Baku machte vor allem ein Überraschungsgast in der deutschen Startelf mit einer bärenstarken Leistung auf sich aufmerksam: André Schürrle. Erstes Länderspiel von Beginn an seit eineinhalb Jahren, erste Tore seit Juni 2015 - der Dortmunder hatte allen Grund zur Freude.

"Ich fühle mich hier pudelwohl, der Trainer schenkt mir auch öffentlich das Vertrauen. Das kann ich ihm mit Leistung zurückzahlen", sagte er. Es war auch ein deutlicher Verweis auf Borussia Dortmund und Thomas Tuchel, bei dem der Weltmeister eine Nebenrolle besetzt: "Wenn man wenig spielt, fehlt etwas das Vertrauen..."

Löw und Hummels klagen

Schürrle sprach aber auch die anfänglichen Schwächen im deutschen Defensivspiel an. "Wir waren in den Zweikämpfen zu locker", betonte er, "aber in den entscheidenden Momenten waren wir da und haben den Sack zugemacht." DFB-Präsident Reinhard Grindel lobte diese Konsequenz: "So kam keine Unsicherheit auf." Mats Hummels klagte indes: "Wir haben etwas arrogant gespielt und Aserbaidschan dadurch zwei Klassen besser aussehen lassen."

Die DFB-Spieler in der Einzelkritik

Auch Bundestrainer Joachim Löw war aufgrund einiger Nachlässigkeiten "nur bedingt" zufrieden. "Es ist nicht alles Gold, was glänzt", sagte er bei RTL. Man hat gemerkt, dass wir vier Monate nicht zusammen waren. Daher haben manche Automatismen nicht so gegriffen. Aber letztlich können wir zufrieden sein." RTL-Experte Jens Lehmann hielt die fehlenden Automatismen angesichts einiger Umstellungen somit auch für "entschuldbar".

Lehmann freut sich über Löws Irrweg

Nicht alles Gold, was glänzt: Bundestrainer Joachim Löw im Scheinwerferlicht von Baku
Nicht alles Gold, was glänzt: Bundestrainer Joachim Löw im Scheinwerferlicht von Baku © Getty Images

Weniger nachsichtig zeigte sich Lehmann während der Spiel-Analyse in einem anderen Fall. Als Löw von RTL-Reporterin Laura Wontorra nach dem Wert des doppelten Vorbereiters Jonas Hector fragte, hielt Löw eine Litanei zu Joshua Kimmich – ohne jedoch dessen Namen zu erwähnen. Statt den Bundestrainer zu unterbrechen, ließ das RTL-Duo Löw zunächst höflich zu Ende ausführen – bis Lehmann schließlich seinen Moment gekommen sah. "Gute Einschätzung zu Joshua Kimmich, und was sagen Sie zu Jonas Hector?", wollte der ehemalige Nationaltorhüter von seinem ehemaligen Fürsprecher mit einem diebischen Grinsen auf dem Gesicht wissen.

Die Höhepunkte des Spiels

14. Minute

Hector mit der ersten Torchance des Spiels: Der Kölner Außenverteidiger zieht an der Strafraumgrenze mit links ab, der Schlenzer streicht aber knapp am Pfosten vorbei.

19. Minute

TOR für Deutschland! Hector ist es auch, der die deutsche Führung vorbereitet. Der Linksfuß wird von Draxler in Szene gesetzt und passt von der linken Strafraumgrenze nach innen, wo Schürrle nur noch den Fuß hinhalten muss.

31. Minute

Tor für Aserbaidschan. Zweitligaprofi Nazarov (Aue) nutzt nach einem kapitalen Fehlpass von Müller den Freiraum auf der linken Seite und zwirbelt den Ball ins Netz. Das erste Gegentor nach sieben Spielen, Rekordserie gebrochen.

36. Minute

TOR für Deutschland!! Und Müller macht seinen Fehler direkt wieder gut, indem er einen feinen Schürrle-Pass im Strafraum aufnimmt, Keeper Agayev umkurvt und von links zur erneuten Führung einschießt.

42. Minute

Aserbaidschan lässt nicht locker und kommt durch Ismajlow zu einer weiteren Chance. Der Mittelfeldmann wird von Hector nicht gestört, schießt von der Sechzehnergrenze aber nur ans Außennetz.

45. Minute

TOR für Deutschland!! Gomez trifft nach Kimmichs Flanke von rechts per Kopf zum berühmt psychologisch wichtigen Zeitpunkt. Das 30. Länderspieltor für den Wolfsburger.

56. Minute

Schürrle gehört die erste Szene der zweiten Hälfte, indem er diesmal mit rechts abzieht. Der Schuss von der Strafraumgrenze wird aber zur Ecke abgefälscht.

63. Minute

Hummels chippt den Ball in den Sechzehner Richtung Müller, der jedoch leicht am Trikot gezupft wird und daher nicht mehr an den Ball kommt. Die Elfmeterproteste interessieren Schiedsrichter Orsato aber herzlich wenig.

76. Minute

Schürrle weckt die Zuschauer mit einem Pass in die Schnittstelle auf Khedira auf, der Schuss des Kapitäns hält Agajew im Nachfassen sicher fest.

81. Minute

TOR für Deutschland!! Erneut trifft Schürrle – und wieder leistet Hector die Vorarbeit. Der Kölner geht links bis zur Grundlinie und legt in den Rücken der Abwehr zurück auf Schürrle, der das Leder unbedrängt mit rechts unter die Latte donnert.

1/10

Prosinecki: "Ich bin stolz auf meine Spieler"

Das sagte Aserbaidschans kroatischer Nationaltrainer Robert Prosinecki nach dem Spiel: "Wir haben gegen eine der besten Mannschaften der Welt gespielt. Wir haben gut gekämpft. Ich bin stolz auf meine Spieler, sie haben ein großes Spiel gemacht. Wenn man gegen Deutschland Fehler macht, schießen sie gleich Tore."

Müller holt Bierhoff ein

Thomas Müller hat mit seinem 37. Treffer im Nationaltrikot gegen Aserbaidschan den früheren DFB-Mittelstürmer und heutigen Nationalmannschaftsmanager Oliver Bierhoff eingeholt und belegt nun den geteilten zehnten Platz in der "ewigen" Torjägerliste. Müller ist der treffsicherste aktive Nationalspieler vor dem Wolfsburger Mario Gomez, der mit seinem 30. Länderspieltreffer in Baku den früheren Spielmacher Andreas Möller überholt hat.

Der aus der Nationalmannschaft zurückgetretene Miroslav Klose bleibt mit seinen 71 Treffern Rekordtorjäger vor Gerd Müller (68), Joachim Streich (55) und Lukas Podolski (49).

Die DFB-Torjäger im Überblick

1. Miroslav Klose

71 Tore/137 Länderspiele

2. Gerd Müller

68/62

3. Joachim Streich

55/102 (DFV)

4. Lukas Podolski

49/130

5. Jürgen Klinsmann

47/108

5. Rudi Völler

47/90

7. Karl-Heinz Rummenigge

45/95

8. Uwe Seeler

43/72

9. Michael Ballack

42/98

10. Oliver Bierhoff und Thomas Müller

Bierhoff: 37/70Müller (noch aktiv): 37/85

12. Ulf Kirsten

34/100 (14/49 DFV, 20/51 DFB)

13. Fritz Walter

33/61

14. Klaus Fischer

32/45

15. Ernst Lehner

31/65

16. Mario Gomez (noch aktiv)

30/70

17. Andreas Möller

29/85

18. Edmund Conen

27/28

19. Eberhard Vogel

25/74 (DFV)

20. Richard Hofmann

24/25

20. Bastian Schweinsteiger

24/121

1/20

Aues Nazarov beendet Gegentor-Rekordserie

Die deutsche Gegentor-Rekordserie ist beendet. Der Treffer von Dimitrij Nazarov (31. Minute) von Erzgebirge Aue zum zwischenzeitlichen 1:1 war der erste Gegentreffer der DFB-Auswahl seit dem verlorenen EM-Halbfinale gegen Frankreich im vergangenen Sommer. Damals hatte Antoine Griezmann das Turnieraus der Deutschen mit dem 2:0 für die Franzosen besiegelt. Seither blieb die Auswahl von Bundestrainer Joachim Löw 678 Minuten ohne Gegentor - länger als je zuvor in der 109-jährigen Länderspielgeschichte.

Die Statistik

Aserbaidschan

Agajew/Boavista Porto (31 Jahre/56 Länderspiele) - Pashajew/PFK Stal (29/4), Badawi Hüsejnow/Karabach Agdam (25/21), Sadigow/Karabach Agdam (23/104), Mirsabekow/FK Qäbälä (26/16) - Garajew/Karabach Agdam (24/26), Amirgulijew/Karabach Agdam (27/42) ab der 87. Minute Eddy/FC Cadiz (24/8) - Ismajlow/Karabach Agdam (28/26), Javid Hüsejnow/FK Qäbälä (29/40), Nasarow/Erzgebirge Aue (26/23) - Schejdajew/MSK Zilina (21/6) ab der 67. Minute Deniz Yilmaz/Bursaspor (29/2). - Trainer: Prosinecki

Deutschland

Leno/Bayer Leverkusen (25 Jahre/4 Länderspiele) - Kimmich/Bayern München (22/13), Hummels/Bayern München (28/57),  Höwedes/Schalke 04 (29/44),  Hector/1. FC Köln (26/27) - Khedira/Juventus Turin (29/70), Kroos/Real Madrid (27/76) ab der 89. Minute Rudy/TSG Hoffenheim (27/14) - Schürrle/Borussia Dortmund (26/57), Müller/Bayern München (27/85),  Draxler/Paris Saint-Germain (23/28) ab der 84. Minute 19 Leroy Sané/Manchester City (21/6) -  Gomez/VfL Wolfsburg (31/70) ab der 61. Minute 11 Mesut Özil/FC Arsenal (28/84). - Trainer: Löw

Schiedsrichter

Daniele Orsato (Italien)

Tore

0:1 Schürrle (19.), 1:1 Nazarov (31.), 1:2 Müller (36.), 1:3 Gomez (45.), 1:4 Schürrle (81.)

Gelbe Karten

  – Khedira, Höwedes

Zuschauer

30.000

1/6

Fans freuen sich über die Nationalhymne

Für Freude bei etlichen deutschen Fans sorgte das DFB-Team schon kurz vor dem Anstoß: Bei der Nationalhymne sangen alle elf Startspieler mit.

Die meisten Zuschauer reagierten in den sozialen Medien mit Erstaunen. "Manchmal passieren doch noch Wunder", twitterte einer angesichts der fortlaufenden Debatte um die Hymnen-Intonierung der deutschen Nationalspieler.

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Andere wiederum konnten sich ob der Beobachtung einen kritischen Unterton nicht verkneifen. "Die AfD wird stolz sein! Alle 11 Mann haben die Hymne gesungen!", twitterte etwa "@monsieur_belier".

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Auch die Nationalhymne des Gegners wurde wie gewohnt unter die Lupe genommen. "Da klingt die Hymne schon nach Blut, Schweiß und Tränen", schrieb einer, während ein weiterer Twitter-Nutzer einen Wunsch äußerte: "Die Hymne von Azerbaijan soll bitte bei meiner Hochzeit gespielt werden..."

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