Hamburg. Mehr als 10.000 Menschen unterstützten die deutschen Nationalteams. Männern gelingt Achtungserfolg, Niederlage für die Frauen.

Christian Prokops Blick war zielgerichtet. Der 38-Jährige wippte an der Seitenlinie auf und ab, seine Mannschaft ließ er keine Sekunde aus den Augen. Bei seinem Heimdebüt als neuer Handball-Bundestrainer in der Barclaycard Arena war ihm die Anspannung anzumerken. Am Ende hieß es 25:25 (16:14) gegen Schweden – ein Achtungserfolg nach der 25:27-Niederlage (9:16) am Sonnabend. „Am Ende ist es bitter, dass wir das Spiel nicht für uns entschieden haben. Wir hätten den Sieg verdient gehabt“, haderte Prokop dennoch mit dem Ergebnis.

Prokop wurde im Vorfeld seines Amtsantritts immer wieder für seine mangelnde internationale Erfahrung kritisiert. Doch den Neuling an seinen ersten beiden Länderspielen zu messen, wäre zu voreilig. Die DHB-Auswahl hatte an diesem Wochenende personell wenig mit der Mannschaft der letzten großen Turniere zu tun.

Der Nachfolger von Dagur Sigurdsson (ausgestattet mit einem Vertrag bis 2022) verzichtete bei der Nominierung bewusst auf die Nationalspieler der überlasteten Spitzenteams THW Kiel und Rhein-Neckar Löwen. Topkräfte wie Torhüter Andreas Wolff und Patrick Wiencek (beide THW) fehlten. Auch Kapitän Uwe Gensheimer (Paris St. Germain) blieb zu Hause. Gleich zwölf (!) WM-Fahrer musste Prokop beim doppelten Länderspiel-Klassiker gegen die Skandinavier ersetzen. So kam ein Trio zum Länderspiel-Debüt. Moritz Preuss (Bergischer HC), Florian Billek (HSC 2000 Coburg) und Nicolai Theilinger (HC Erlangen) liefen erstmals im Nationaltrikot auf.

Besondere Stimmung vor der Partie

Trotzdem war der „attraktive“ und „emotionale“ Handball, den der Coach künftig spielen lassen will, phasenweise schon zu erkennen. „Meine Vorfreude hat sich bestätigt“, sagte Prokop. Dies galt auch für die Hamburger. Nach der Insolvenz des HSV 2016 ist die Sehnsucht nach professionellem Handball in Hamburg groß. 10.859 Zuschauer unterstützten die deutschen Nationalteams beim „Tag des Handballs“. Schon am Vormittag waren viele zum Länderspiel des Jugendteams gegen Israel (34:22) gekommen.

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Während sich der Europameister auf die EM-Qualifikationsspiele im Mai gegen Slowenien vorbereitete, soll für die Frauen Hamburg zur Endstation des Jahres werden. Die Stimmung vor der Partie war eine besondere, die Motivation war bis in die Haarspitzen zu spüren. So könnte es sich also anfühlen, wenn man es in rund neun Monaten in die Finalrunde nach Hamburg schaffen würde. Denn: Im Dezember finden in der Arena das Halbfinale (15.) und Finale (17.) der Heim-Weltmeisterschaft statt.

„Eine bessere Visualisierung unseres Traums gibt es gar nicht“, sagte Kapitänin Anna Loerper nach der Partie. Nur das Ergebnis hätte ein anderes sein dürfen. Obwohl die DHB-Frauen zur Halbzeit bereits mit sechs Toren führten, glitt ihnen das Spiel noch aus den Händen und sie verloren noch mit 23:24 (15:9). „Das war eine schmerzliche Niederlage. Wir sind noch nicht in der Lage, über einen ausreichend langen Zeitraum eine gute Leistung abzurufen“, sagte Bundestrainer Biegler. Auch das Hinspiel in Göteborg war mit 28:33 (11:15) verloren gegangen.

Sportverbände gründen Interessengemeinschaft

Vom Weg zur Finalrunde in Hamburg lassen sich die Damen trotzdem nicht abbringen. „Wenn die Generalprobe schiefläuft, klappt es bei der Aufführung“, sagte Emily Bölk vom Buxtehuder SV. Das 18 Jahre alte Nachwuchstalent und Teamkollegin Lone Fischer reisten nicht mit nach Göteborg, beide kamen erst in Hamburg zum Einsatz. „Natürlich hätte ich bei beiden Partien gerne gespielt“, erklärte Bölk. Dafür sei es umso aufregender gewesen, vor voller Halle zu spielen.

Am Rande des Events wurde bekannt, dass sich fünf Sportverbände zu einer Interessengemeinschaft zusammengeschlossen haben. Unter dem Namen „Teamsport Deutschland“ werden sich Fußball (DFB), Handball (DHB), Basketball, (DBB), Eishockey (DEB) und Volleyball (DVV) zukünftig für die gemeinsamen Belange des Mannschaftssports einsetzen. „Natürlich konkurrieren unsere Verbände auf einigen Feldern, aber die grundsätzlichen Bedürfnisse, Aufgaben und Lösungswege ähneln sich so sehr, dass uns der Zusammenschluss stärkt“, sagte DHB-Präsident Andreas Michelmann.