Göteborg. Mit einer Steigerung nach der Pause verhinderte der Europameister Schlimmeres. Am Sonntag gibt es die Revanche in Hamburg.

Die Ära des neuen Handball-Bundestrainers Christian Prokop hat mit einer Niederlage begonnen. Die stark ersatzgeschwächten Europameister verloren das erste von zwei Länderspielen gegen Schweden innerhalb von 26 Stunden in Göteborg trotz einer beherzten Aufholjagd nach der Pause mit 25:27 (9:16). Nur wenige Minuten später kassierten die deutschen Frauen in der Partille-Arena eine 28:33 (11:15)-Niederlage gegen die Skandinavierinnen.

Ohne zahlreiche Stars – unter anderem wurden EM-Held Andreas Wolff und Kapitän Uwe Gensheimer geschont – konnte die Nationalmannschaft ihrem neuen Boss kein Premieren-Geschenk machen. Zur Revanche kommt es schon am Sonntag (17.30 Uhr/Sky Sport News HD) in der Hamburger Barclaycard-Arena im Rahmen des zweiten „Tages des Handballs“.

Früher Fünftorerückstand

„Die letzten drei Tage waren mit vielen taktischen Neuerungen sehr anspruchsvoll. Im Training haben wir das hervorragend umgesetzt. Das wollten wir auch gegen Schweden zeigen, aber das ist uns nur in der zweiten Halbzeit gelungen“, sagte Prokop. Nach der Pause habe sein Team „mit Emotion gespielt und mit diszipliniertem Spiel den Vorsprung abgeknabbert“. Prokop sprach von einer „Steigerung in allen Bereichen“.

55 Tage nach dem letzten Pflichtspiel unter Erfolgscoach Dagur Sigurdsson, dem bitteren Achtelfinal-Aus bei der WM in Frankreich gegen Katar, geriet die weitgehend unerfahrene Mannschaft schnell weit ins Hintertreffen. Der 38 Jahre alte Prokop nahm früh zwei Auszeiten (9. und 17. Minute), musste aber mit ansehen, wie der Rückstand schon nach einer guten Viertelstunde auf fünf Tore anwuchs.

Palicka wird zur unüberwindbaren Hürde

Kurzfristig war auch noch Schlussmann Silvio Heinevetter wegen eines Magen-Darm-Infekts ausgefallen, für ihn hütete Carsten Lichtlein (36) das Tor, der mit Abstand erfahrenste im jungen deutschen Team. In der Startformation standen unter anderem der Gummersbacher Simon Ernst und Moritz Preuss vom Bergischen HC (beide 22). Lichtleins Gegenüber Andreas Palicka vom deutschen Meister Rhein Neckar Löwen erwies sich vor 3500 Zuschauern im Tor der Gastgeber für die deutschen Angreifer immer wieder als unüberwindbare Hürde.

„Viele der jungen Spieler sind nervös. Da läuft einiges noch nicht rund“, sagte DHB-Vizepräsident Bob Hanning in der Halbzeit. Nach der Pause lief es in Abwehr und Angriff deutlich besser, doch die Schweden, die im WM-Viertelfinale am späteren Champion Frankreich gescheitert waren, behielten letztlich die Oberhand. Erfolgreichster deutscher Werfer war der Göppinger Manuel Späth mit vier Toren. Für Schweden traf der Berliner Mattias Zachrisson siebenmal.

Prokops Mission: Olympiagold

Prokop hatte den Trainerposten nach wochenlangem Tauziehen zwischen dem Deutschen Handballbund und seinem Klub SC DHfK Leipzig übernommen, sein Vertrag bis 2022 gilt eigentlich erst ab dem 1. Juli 2017. Am Mittwoch hatte der 38-Jährige, ein akribischer Handball-Analytiker, mit einem Lehrgang seine Mission begonnen, die die „Bad Boys“ zu einer WM-Medaille 2019 und zu Olympiagold 2020 in Tokio führen soll. Für den Doppelpack gegen Schweden erhielt der Coach kurzfristig die Freigabe der Leipziger. Die erste echte Bewährungsprobe hat Prokop am 3. Mai in der EM-Qualifikation in Slowenien.

„Wenn man sich die Erfolge von Dagur anguckt, kann man den Druck nicht wegdiskutieren, der auf mir lastet“, hatte Prokop bei seinem Dienstantritt am Mittwoch gesagt. Nach 14 Jahren im Trainergeschäft will er bei seiner Bewertung „die Zukunft sprechen lassen“.

Am Sonntag spielen zuerst die Frauen

Der doppelte Länderspieltag mit Männern und Frauen zwischen den Auswahlmannschaften Schwedens und Deutschlands wird am Sonntag in Hamburg fortgesetzt. Die Mannschaften reisten noch am Sonnabend mit einer Chartermaschine in die Hansestadt. Mit dem „Tag des Handballs“ läutet der DHB die Feierlichkeiten zu 100 Jahren Handballsport in Deutschland ein.

Bereits um 10.30 Uhr öffnet die Barclaycard-Arena die Türen zu zahlreichen Informationsständen, Mitmachaktionen und Gerwinnspielen. Um 11.30 Uhr beginnt das Jugendländerspiel Deutschland gegen Israel. Dann folgen die Nationalmannschaften, wobei die Frauen um 14.30 Uhr diesmal den Vortritt haben.