Hamburg. Hockeyclubs kritisieren Termin der Feld-Endrunde und werfen dem Verband vor, ihre Interessen zu missachten

Die Hallenhockeysaison 2016/17 läuft seit zwei Wochen, in der Bundesliga-Nordgruppe präsentieren sich die für die Titelgewinne favorisierten Damen des Uhlenhorster HC (vier Siege aus vier Spielen) und Herren des Harvestehuder THC (drei Partien ohne Punktverlust) in starker Frühform. An die Feldhockey-Endrunde müsste derzeit niemand denken – und doch ist sie Gesprächsthema Nummer eins in der nationalen Hockeyszene. Grund dafür ist die Terminierung, die der Deutsche Hockey-Bund (DHB) durchgesetzt – und mit der er die Vereine nachhaltig verärgert hat.

Gespielt werden sollen die Final-Four-Turniere der Damen und Herren am 27./28. Mai in Mannheim. Da die Rückrunde erst am ersten Aprilwochenende startet, bedeutet dies, dass der Spielbetrieb an fünf Doppel- und zwei Einzelwochenenden innerhalb von acht Wochen durchgezogen werden muss. „Das ist ein Witz, so macht man die Bundesliga kaputt“, sagt HTHC-Herrencoach Christoph Bechmann. „Die Belastung für die Spieler ist immens, und wir müssen unseren Sponsoren erklären, warum sie nur für eine so kurze Zeitspanne präsent sind“, sagt HTHC-Präsident Cito Aufenacker.

Horst Müller-Wieland, Präsident des UHC und als Sprecher der Bundesliga-Vertreterversammlung (BLVV) mit den Befindlichkeiten aller Clubs – je zwölf Erstligisten bei Damen und Herren – vertraut, sieht es ähnlich. „Es ist immer die Rede davon, die Bundesliga zu professionalisieren. Aber in keiner anderen Sportart gibt es Ligenbetrieb, der auf zwölf Wochen im Jahr komprimiert wird“, sagt er.

Die Clubs, die am vorvergangenen Wochenende auf der BLVV-Versammlung Dampf abließen, stört vor allem, wie der Termin durchgepaukt wurde. „Wir bedauern, dass es keine Absprache gab. Der DHB hat uns nicht eingebunden, obwohl wir die Spieler finanzieren. Alle großen Vereine waren gegen den Termin, trotzdem wurde er einfach beschlossen und mit Scheinargumenten begründet“, sagt HTHC-Hockeyvorstand Stephan von Vultejus.

Besonders verärgert sind die Clubs, weil sie der Überzeugung sind, mit dem 17./18. Juni den besseren Termin gefunden zu haben. Da die Nationalmannschaften erst Anfang Juli in Südafrika zum World-League-Halbfinale antreten müssen, wäre Zeit gewesen, bis in den Juni hinein Ligabetrieb zu gestalten. „Das hätte die Situation entzerrt. Stattdessen argumentiert der DHB, dass an dem Wochenende Jugendpokalspiele anstünden und man Rücksicht auf ausländische Topspieler in den Clubs nehmen müsse, die schon im Juni mit ihren Nationalteams unterwegs sind. Das gab es bislang noch nie und sollte es auch nicht geben“, sagt Müller-Wieland.

Der Vorwurf, der hinter diesem Argument steckt, wird hinter vorgehaltener Hand erhoben. Endrundenausrichter Mannheimer HC hat den argentinischen Eckenspezialisten Gonzalo Peillat, mit 20 Treffern aktuell Toptorschütze der Liga, im Kader und zahlt diesem dem Vernehmen nach ein – für Hockeyverhältnisse extrem hohes – sechsstelliges Gehalt. Argentinien muss zum World-League-Halbfinale schon Mitte Juni in England antreten. Und so wird gemutmaßt: Da der MHC den DHB großzügig bei Nationalmannschaftslehrgängen unterstützt, habe der Verband einem seiner wichtigsten Förderer mit der Terminierung der Endrunde einen Gefallen getan.

Eine solche „Lex Mannheim“ weist Delf Ness, im DHB Vizepräsident Kommunikation, kategorisch von sich. „Dieser Vorwurf ist allein deshalb schon Unsinn, weil es ja sein kann, dass die MHC-Herren sich gar nicht qualifizieren. Die Ansetzung der Endrunde ist allein der terminlichen Problematik geschuldet, vor die uns der Weltverband FIH stellt“, sagt der Hamburger. Auch wenn dem DHB (84.000 Mitglieder) nach dem Abgang von Ergo und Kyocera derzeit ein Hauptsponsor fehle, gebe es keinerlei finanzielle Abhängigkeit von einzelnen Vereinen. „Gleichwohl sind wir froh, dass es eine Reihe an Clubs gibt, die sich für die Gemeinschaft einsetzen. Der MHC ist einer davon“, sagt Ness. Peter Lemmen, Sportlicher Leiter beim MHC, kann die Vorwürfe ebenfalls nicht verstehen. „Es gibt weder strukturell noch finanziell eine Abhängigkeit des DHB vom MHC. Wir haben auch keinerlei Einfluss auf den Termin der Endrunde genommen, sondern waren vielmehr selbst davon überrascht“, sagt er.

Den Unmut der Clubs kann Delf Ness verstehen. „Ich weiß, dass das unglücklich ist, aber wir stehen unter dem Druck der FIH. Ich kann versichern, dass das Clubhockey immer unsere Basis sein wird, aber wir müssen das Miteinander verbessern“, sagt er. Das jedoch droht schwieriger zu werden. Horst Müller-Wieland kündigt jedenfalls erhöhten Diskussionsbedarf an. „Die Vereine werden jetzt nicht revoltieren, sondern den Termin zähneknirschend akzeptieren. Aber wir wollen uns in Sachen Ligaplanung unabhängiger machen“, sagt er. Sogar die Gründung eines eigenen Ligaverbands, wie er in vielen anderen Sportarten existiert, sei denkbar. Klingt so, als warte eine Menge Versöhnungsarbeit in der Hockeyfamilie.