Ohne Gegenkandidaten wurde der Banker zum neuen Präsidenten des Tennis-Bundes gewählt. Amtsinhaber von Waldenfels hatte zurückgezogen.

BERLIN. Spiel, Satz und Sieg für Top-Banker Karl Georg Altenburg: Nach dem Rückzug von Georg von Waldenfels stürmte der Herausforderer mit der Vorzeige-Vita auf der Bundesausschuss-Sitzung in Berlin ohne Gegenkandidaten ins Präsidenten-Amt des Deutschen Tennis Bundes (DTB). Der Vater von fünf Kindern ist der 15. Präsident in der DTB-Geschichte seit 1902, er will den weltweit größten Tennisverband rundherum modernisieren.

„Das war heute ein wundervoller Tag“, sagte Altenburg nach seiner Wahl. „Ich werde alles tun, um ein guter Präsident für die Landesverbände und die Mitglieder zu sein. Wir haben mit dem neuen Präsidium einen ersten Schritt in die richtige Richtung gemacht“, sagte der neue Tennis-Boss, der schnell loslegen will: „Jetzt gilt es, eine Bestandsaufnahme zu machen.“

Altenburg konnte auch sein Team weitgehend durchsetzen. Der dreimalige Davis-Cup-Sieger Carl-Uwe Steeb wurde mit 70:35 Stimmen in das Amt des Vize-Präsidenten Sport gewählt. „Im Tennis hatte ich meine emotionalsten Momente. Als Spieler im Davis Cup habe ich unter Teamchef Niki Pilic gelernt, wie wichtig Teamgeist ist. Wir müssen verstehen, dass wir nur gemeinsam etwas für das deutsche Tennis bewegen können“, sagte Steeb, der ebenfalls schnell in die Arbeit finden will. „Wir haben schon bald wieder Davis Cup und Fed Cup. Da sind wir sofort gefordert“, sagte Steeb, der zunächst nichts Wesentliches ändern will.

Michael Stich wird nicht Präsident des Tennis-Bundes

Zum Vize-Präsidenten Haushalt und Finanzen bestimmten die Delegierten in einem Berliner NobelhHotel Ralf Boecker. „Ein guter Mann“, sagte sogar Georg von Waldenfels. Bernd Greiner (Ausbildung) und Stefan Felsing (Recht) setzten sich als weitere Vertreter aus dem Lager des neuen Präsidenten durch. Lediglich bei der Wahl des Vize-Präsidenten für den Bereich Jugend scheiterte Altenburgs Kandidat Henner Steuber an Eva-Maria Schneider.

Das deutsche Tennis erlebte in Berlin einen Bundesausschuss im Zeichen des Wandels. Die Verbände waren die Ausreden und Hinhalteparolen der alten Ära leid, sie wollten den Wechsel. Ihre Hoffnungen ruhen nun auf Karl Altenburg. Der Top-Manager versprach, Tennis wieder „cool“ zu machen. Er will die in Deutschland angeschlagene Sportart ins Bewusstsein der Jugend holen, will Waveboard, Spielekonsolen und Funsport die Stirn bieten. Stephan Brune soll als hauptamtlicher Geschäftsführer den Umbruch leiten.

Altenburg will nicht so im Vordergund stehen, spricht lieber vom Team. Das verwundert nicht. Der 48-Jährige ist als Deutschland-Chef der amerikanischen Investmentbank J.P. Morgan beruflich stark eingebunden. Zudem muss sich der Spieler der TC Oberursel auch noch um seine Frau und seine fünf Kinder kümmern. Dennoch bleibe ihm genug Zeit für sein Hobby. Gefragt, wie ein Wunschtag aussehen würde, sagte Altenburg: „An einem solchen würde ich gern auf dem Tennisplatz in Wimbledon im Endspiel stehen.“

Zuvor hatte der bisherige Amtsinhaber Georg von Waldenfels seine Kandidatur zurückgezogen. Der frühere bayerische Finanzminister galt als konservativ und wollte das Ehrenamt in der Führungsspitze des DTB erhalten. Der 67-Jährige ahnte aber wohl, dass er gegen den 19 Jahre jüngeren Newcomer keine Chance haben würde. „Das ist meine letzte Rede als Präsident. Ich habe mich entschlossen, nicht mehr für das Amt zu kandidieren“, sagte von Waldenfels, seit 1999 im Amt.

Von Waldenfels versprach, den Saal nicht als „beleidigte Leberwurst“ zu verlassen. Dennoch habe es Enttäuschungen gegeben. So sei die öffentliche Kritik in den letzten Wochen nicht spurlos an ihm vorübergegangen. Darüber hinaus habe es viele menschliche Enttäuschungen gegeben. „Das hat mir gezeigt, alles hat seine Zeit“, sagte von Waldenfels, der von der Versammlung mit den Gegenstimmen aus Hessen entlastet wurde.