Berlin. Der gebürtige Berliner ging vorzeitig von der Schule ab, um Fußballprofi zu werden.

An sein erstes Spiel in der D-Jugend als Zehnjähriger bei seinem ersten Club Tennis Borussia Berlin kann sich Jérôme Boateng gut erinnern. Es ging 10:2 aus, er hat fünf Tore geschossen. Denn auch der jüngere der beiden Boateng-Brüder begann als Stürmer und im Mittelfeld. Doch das Training im Verein, schrieb er in einem Text für das „DFB-Magazin“, sei mit dem Aufwärmen und den Passübungen anfangs ziemlich ungewohnt für ihn gewesen. Auf dem Bolzplatz sei man eher Individualist als Mannschaftsspieler gewesen. Er war ja ungewöhnlich spät in einen Verein eingetreten.

Training mit den besten Fußballern

Trotzdem wurde er schon bald entdeckt und in den DFB-Stützpunkt Charlottenburg berufen, und kurz darauf in die Berliner Auswahl. „Darauf“, erinnert er sich, „war ich wahnsinnig stolz.“ Er habe das wöchentliche Training mit den besten Fußballern der Stadt immer „kaum erwarten können“. Erst, als er mit 13 Jahren in die Akademie von Hertha BSC wechselte, begann seine Umschulung zum Defensivspezialisten. Auf einer Reise der C-Jugend-Auswahl nach Schweden waren alle Innenverteidiger verletzt und er musste hinten aushelfen. „Das hat hervorragend geklappt, weil ich immer instinktiv wusste, was die Stürmer vorhatten. Seitdem bin ich Abwehrspieler“, sagt er.

Jérôme weniger rebellisch als sein Bruder

Dass er aber einmal Weltmeister werden würde, war natürlich nicht absehbar. Aber seine Charaktereigenschaften zeichneten sich schon ab. Sein erster Trainer bei Tennis Borussia, Reinhard Langen, hatte gemerkt, dass „Jérôme nicht verlieren konnte“. Und seine Mutter Martina, die stets sehr viel Wert auf gute Noten in der Schule legte, musste am Ende aufgeben. Mit der Mittleren Reife ging ihr Sohn ab mit dem Satz: „Mit dem Fußball kann ich etwas aus meinem Leben machen.“ Das ist mit 16 Jahren eine gefährliche Ansicht – in seinem Fall aber ging sie auf.

Spätestens, als er mit 17 mit Hertha deutscher B-Jugendmeister wurde und erstmals in die U-17-Nationalmannschaft berufen wurde, zeichnete sich eine größere Karriere ab. Das jedenfalls sagt Dirk Kuhnert, der damals sein Vereinscoach war. Er bescheinigte dem Jungen, der mit seinem 18 Monate älteren Halbbruder Kevin-Prince zu einer „schwer erziehbaren Clique“ gehörte, dass er deutlich weniger „rebellisch“ sei als sein Bruder. Entsprechend unterschiedlich verliefen dann auch die Profi-Laufbahnen der beiden Boatengs. (HA)