São Paulo. Ein Nachfolger für den Formel-1-Chefpromoter steht schon bereit. Ecclestone sieht schwarz für Großen Preis von Deutschland.

Der britische Star-Ingenieur Ross Brawn schließt die Übernahme der Nachfolge von Formel-1-Chefpromoter Bernie Ecclestone weiter nicht aus. „Es ist nicht so, dass dies auf keinen Fall infrage kommt. Aber es ist auch nichts, was definitiv passieren wird“, sagte der 61-Jährige im Interview mit der Zeitung Daily Express. Gespräche mit dem designierten neuen Formel-1-Eigner Liberty Media würden „in drei bis sechs Monaten“ ein klareres Bild bringen, führte Brawn aus.

Ecclestone-Ablösung sei unumgänglich

Die Ablösung des 86-jährigen Ecclestone als starker Mann der Königsklasse sei mittelfristig jedenfalls unumgänglich, erklärte der Brite weiter. „Bernie ist nicht unsterblich, also muss er irgendwann einmal den Stab weitergeben“, begründete der einstige Weltmeistermacher von Rekordchampion Michael Schumacher bei Benetton und Ferrari.

Nach seinem Abgang als Teamchef bei Mercedes Ende 2013 übt Brawn derzeit eine Beratertätigkeit für Liberty Media aus. Diese sei aber „keine große Sache“, versicherte Brawn, der zudem kürzlich das viel beachtete Buch „Total Competition: Lessons in Strategy from Formula One“ veröffentlicht hat.

Steht der Deutschland-Grand-Prix vor dem Aus?

Indes äußert sich Ecclestone zum Zustand des Großen Preises von Deutschland – er sieht nicht nur für 2017 schwarz. "Ich weiß nicht, wie wir dieses Rennen überhaupt retten können", sagte der 86 Jahre alte Brite motorsport.com am Rande des Großen Preises von Brasilien.

Der Hockenheimring war als Gastgeber des Deutschland-Grand-Prix am 30. Juli 2017 im Ende September veröffentlichten vorläufigen Rennkalender mit der Anmerkung "noch zu bestätigen" aufgeführt. Laut Ecclestone soll eine endgültige Entscheidung in Kürze bei der Generalversammlung des Automobil-Weltverbandes FIA in Wien (28. November bis 2. Dezember) fallen.

"Ich würde mein Geld wetten, dass er nicht stattfindet", sagte Ecclestone. Hockenheimring-Geschäftsführer Georg Seiler hatte dem SID Ende September erklärt, dass "kein Minus" herauskommen dürfe. Ecclestone stellte jedoch nun klar: "Sie wollen zu den gleichen Konditionen wie in den letzten Jahren weitermachen. Diese sind aber nicht gut für uns. Wir haben versucht, sie am Leben zu halten, aber ihnen geht die Medizin aus."

WM-Lauf in Brasilien steht auch in Frage

Schlimmer noch sei es am Nürburgring gewesen, der turnusmäßig eigentlich 2017 an der Reihe gewesen wäre. "Als die aktuellen Eigner die Strecke gekauft haben, hatten sie keine Ahnung, was dort vorging. Und als sie es herausgefunden haben, hat es ihnen überhaupt nicht gefallen. So waren sie raus aus dem Spiel", sagte Ecclestone. Bereits 2015 war der Große Preis von Deutschland ausgefallen.

Während der ebenfalls in Frage gestellte Grand Prix von Kanada in Montréal (11. Juni 2017) nach Erfüllung der geforderten Zugeständnisse laut Ecclestone "wohl grünes Licht" bekommt, steht neben dem Deutschland-Rennen auch der WM-Lauf in Brasilien vor dem zumindest vorläufigen Aus. Die lokalen Organisatoren der Interlagos-Strecke in Sao Paulo erwarten allein für dieses Jahr ein Minus in Höhe von 30 Millionen US-Dollar. Die Tribünen am Freitag und Sonnabend waren gähnend leer.

"Am Ende sind wir diejenigen, die verlieren, denn sie können uns nicht bezahlen", kommentierte Ecclestone. Interlagos-Chef Tamas Rohonyi hatte am Sonnabend in der Estado de S.Paulo mitgeteilt, dass der mit Formula One Management (FOM) ausgehandelte Vertrag vorsieht, dass die FOM die finanzielle Lücke schließen muss. Die Problematik brachte Ecclestone in dieser Woche auch bei einem Treffen mit Brasiliens Staatspräsidenten Michel Temer zur Sprache.