Hamburg. Starke Zuschauerresonanz beim ersten Länderspiel der Futsal-Nationalmannschaft. Hamburger Quartett im Kader, Hrubesch Ehrengast.

Weltmeister auf dem Feld, Entwicklungsland in der Halle - mit den ersten beiden Futsal-Länderspielen seiner 116-jährigen Geschichte beginnt für den Deutschen Fußball-Bund (DFB) ein kleines Abenteuer. Denn ausgerechnet die größte nationale Sportvereinigung der Welt nimmt als letzte große Fußballnation den internationalen Spielbetrieb im modernen Hallenfußball auf. Das Interesse am ersten Länderspiel ist groß. Das Debüt in Inselparkhalle in Wilhelmsburg ist ausverkauft.

Hrubesch und Friedrich zu Gast

Der DFB gab am Freitag auf der Pressekonferenz zum Spiel bekannt, dass alle 2092 Tickets für die Partie in der Hamburg-Wilhelmsburger Inselparkhalle vergriffen sind. „Das ist eine hohe Hausnummer. Wir sind alle sehr erfreut, dass die Halle voll sein wird. Das pusht die Mannschaft noch einmal“, sagte Bundestrainer Paul Schomann. Als Ehrengäste werden die Ex-Nationalspieler Horst Hrubesch und Arne Friedrich erwartet.

Erster Gegner ist England

Doch was im "großen" Fußball als Klassiker gilt, ist am Sonntag (15.00 Uhr) und Dienstag (18.00 Uhr) in Hamburg nicht mehr als ein Duell der Nachzügler. Denn auch England konnte lange nicht viel mit Hallenfußball anfangen, steht aber mittlerweile in der europäischen Rangliste auf Rang 30. Deutschland wird noch auf dem 54. Platz geführt - gemeinsam mit Liechtenstein, San Marino und den Faröern. Dieses Länderspiel sei „etwas ganz Besonderes“, betonte Schomann. „Schließlich haben wir ihm seit Jahren entgegen gefiebert.“ Aus einem 26er-Kader hat er 18 Akteure nominiert, von denen jeder Spieler in einem der beiden Vergleiche mindestens auch einmal zum Einsatz kommen soll. „Ich hoffe, dass wir eins der beiden Spiele gewinnen können“, so der Bundestrainer, dessen Team am Dienstag an gleicher Stelle erneut auf die Engländer treffen wird. „England ist nicht übermächtig, aber ein Stück weiter als wir“, befand Schomann.

Panthers Quartett dabei

Wohl deshalb setzt der 65-Jährige auf Blockbildung. Gleich vier Akteure des deutschen Meisters Hamburg Panthers gehören zum 18-köpfigen DFB-Aufgebot, aber auch der mittlerweile 25 Jahre alte Lennart Hartmann vom deutschen Vizemeister FC Liria Berlin, der in der Saison 2008/09 drei Bundesligaspiele für Hertha BSC bestritt. Der Jurastudent ist vor seinem Länderspieldebüt in der Hansestadt hochmotiviert: "Man hat die Möglichkeit, Geschichte zu schreiben."

So spektakulär ist Futsal

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Dies ist gewissermaßen den Panthers bereits gelungen. Als erstes deutsches Team haben sie im UEFA-Futsal-Cup kürzlich die erste Runde überstanden. Für Kapitän Saboor Khalili ein Ansporn, auch mit der Nationalmannschaft erste Erfolge einzufahren: "In mir steckt auch ein bisschen Wut, dass es mit der Gründung der Nationalmannschaft so lange gedauert hat. Es soll jetzt keine zehn Jahre mehr brauchen, bis wir oben sind."

Weg an die Spitze ist weit

Aber der Weg an die europäische Spitze ist weit. Die ersten Pflichtspiele stehen für Schomann und sein Team stehen Ende Januar 2017 in Riga auf dem Programm. Es geht gegen Gastgeber Lettland, Estland und Armenien zum Auftakt der EM-Qualifikation um den Gruppensieg und das Erreichen der zweiten Runde. Die EM-Endrunde findet 2018 in Slowenien statt.

Er selbst war ob seiner körperbetonten Spielweise alles andere als ein guter Hallenfußballer, aber für Horst Hrubesch hat Futsal durchaus seinen Reiz. "Es ist eine extrem gute Technikschule", sagt der einstige DFB-Nachwuchstrainer, der Hartmann einst als U19-Coach betreute.

Mit dem Hallenfußball, der in den 90er Jahren mit Bundesligamannschaften und einem krönenden Hallenmasters zelebriert wurde, hat die moderne Variante des früheren "Budenzaubers" indes kaum noch etwas gemeinsam. Das Spielfeld wird nicht mehr durch Banden, sondern durch Linien begrenzt. Man spielt mit einem Ball mit stark reduziertem Sprungverhalten, die Spieldauer beträgt zweimal 20 Minuten netto.

Brasilien Rekord-Weltmeister

Global gesehen gibt Südamerika bei den seit 1989 ausgetragenen Weltmeisterschaften den Ton an. Fünfmal siegte Brasilien, aktueller Titelträger ist Argentinien. Zweimal setzte sich Spanien durch.

Futsal-Hochburg Hamburg

Spieler in Deutschland nur träumen. „Sie müssen Geld mitbringen“, erzählt Schomann und bedauert: „Hier gibt es große Landstriche ohne Futsalteams, geschweige denn eine Ligastruktur.“ Hamburg zählt zu den Landesverbänden mit der besten Struktur. Seit 2008 gibt es einen Ligaspielbetrieb bei den Männern, der sich in zwei Staffeln (Verbands- und Landesliga) mit jeweils sieben Teams aufteilt. Der Hamburger Meister kann sich über den Wettkampf mit den besten norddeutschen Mannschaften für die deutsche Meisterschaft qualifizieren. So weit, so gut.

Der 18er-Kader in ihre ersten beiden Länderspiele:

Tor: Yalcin Ceylani (Hamburg Panthers), Pavlos Wiegels (KS Antonio Orzel Futsal), Marco Pohl (VfL Hohenstein-Ernstthal)

Feld: Tim Baumer, Eduard Nickel, Christoph Rüschenpöhler (alle UFC Münster), Timo di Giorgio (Portus Pforzheim), Durim Elezi, Lennart Hartmann (beide FC Liria Berlin), Adam Fiedler (FC Eilenburg), Daniel Fredel, Timo Heinze (beide Futsal Panthers Köln), Saboor Khalili, Stefan Winkel, Michael Meyer (alle Hamburg Panthers), Nils Klems (Holzpfosten Schwerte), Danijel Majdancevic (FC Deisenhofen), Christopher Wittig (VfL Hohenstein-Ernstthal)