Hamburg. Horst Hrubesch und Holger Stanislawski werben für die Spiele der Futsal-Nationalmannschaft gegen England in der Inselparkhalle.

Gewonnen hat die neue deutsche Futsal-Nationalmannschaft schon vor dem ersten Pfiff. Auch wenn das Team bei den ersten offiziellen Länderspielen der DFB-Auswahl am 30. Oktober (So, 15 Uhr) und 1. November (Di, 18 Uhr) in der Inselparkhalle von Wilhelmsburg hohe Niederlagen gegen England einstecken müsste, könnte es Punkte in der offiziellen Futsal-Rang­liste der Uefa sammeln: „Wir würden an den Färöern, an Liechtenstein und San Marino vorbeiziehen“, sagt Bundestrainer Paul Schomann schmunzelnd.

Der amtierende Fußballweltmeister in der Hallenvariante auf einer Stufe mit Europas kleinsten Nationen – ein ungewöhnlicher Gedanke. Der DFB war auf dem Kontinent einer von vier Verbänden, die in einer der beliebtesten Sportarten weltweit keinen Nationalkader stellten. „Wir sind ein Futsal-Entwick­lungsland“, sagt Schomann folgerichtig. Pause. „Aber das wollen wir nicht bleiben.“ Der gebürtige Ochtruper hat am frühen Dienstagnachmittag im Restaurant Portonovo am Alsterufer prominente Unterstützung an seiner Seite, um seinen Worten mehr Gewicht zu verleihen. Nicht nur die künftigen Nationalspieler Saboor Khalili (s. Menschlich gesehen, Seite 1) und Michael Meyer sind gekommen, sondern auch der ehemalige U-21-Nationaltrainer Horst Hrubesch und der frühere Coach des FC St. Pauli, Holger Stanislawski.

Dass Hrubesch es ernst meint, macht er gleich klar: „Nur Markenbotschafter zu sein ergibt für mich keinen Sinn. Wenn, dann will ich mich auch einbringen, unterstützen“, sagt er. Eine offizielle Funktion an der Seite von Schomann ist aber nicht beabsichtigt. Der 65-Jährige ist in den vergangenen Jahren besonders bei der U 21 durch Spieler wie Max Meyer mit Futsal in Kontakt geraten. Der Bundesligaprofi des FC Schalke 04 spielte während seiner Jugend neben dem Fußball jahrelang auch Futsal. Seinen technischen Umgang mit dem Ball verbesserte das erheblich. Fußballlehrer Pal Dardai (Hertha BSC) schwört ebenfalls auf die Technikschulung des Futsals und nutzt seit Kurzem die Dienste eines Spezialisten, um das schnelle Kurzpassspiel seiner Profis zu optimieren.

Eleganter als Fußball

Futsal ist wesentlich eleganter als Fußball. Es wird getrickst und gezaubert, wo auf dem grünen Rasen gegrätscht und gefoult wird. „Futsal lebt von Emotionen. Südländer lieben das“, sagt Nationalcoach Schomann.

Wen wundert es, dass Futsal ursprünglich aus Brasilien stammt. Die Brasilianer sind fünfmal Futsal-Weltmeister geworden. Ihr bekanntester Spieler ist Alessandro Rosa Vieira, genannt Falcão. Der 39-Jährige wurde von der Fifa viermal zum weltweit besten Futsaler gewählt, er verdient in der indischen Premier Futsal League 50.000 Euro im Monat. In vielen Ländern wird die Hallenfußballvariante längst professionell betrieben: Die Futsalmannschaft des FC Barcelona hat einen Etat wie ein deutscher Fußball-Zweitligist.

Horst Hrubesch, Futsal-Bundestrainer
Paul Schomann, Saboor Khalili, Michael
Meyer (beide Hamburg Panthers)
und Holger Stanislawski (v. l.)
Horst Hrubesch, Futsal-Bundestrainer Paul Schomann, Saboor Khalili, Michael Meyer (beide Hamburg Panthers) und Holger Stanislawski (v. l.) © Witters

Davon können die Amateurspieler in Deutschland nur träumen. „Sie müssen Geld mitbringen“, erzählt Schomann und bedauert: „Hier gibt es große Landstriche ohne Futsalteams, geschweige denn eine Ligastruktur.“ Hamburg zählt zu den Landesverbänden mit der besten Struktur. Seit 2008 gibt es einen Ligaspielbetrieb bei den Männern, der sich in zwei Staffeln (Verbands- und Landesliga) mit jeweils sieben Teams aufteilt. Der Hamburger Meister kann sich über den Wettkampf mit den besten norddeutschen Mannschaften für die deutsche Meisterschaft qualifizieren. So weit, so gut.

Hamburg Panthers Deutschlands erfolgreichstes Team

Die 2011 gegründeten Hamburg Panthers stellen Deutschlands erfolgreichstes Team. Dem viermaligen deutschen Meister gelang am Wochenende der größte Triumph der deutschen Futsalgeschichte: Erstmals zogen die Panthers im Uefa-Futsal-Pokal in die Eliterunde mit den 16 besten Mannschaften ein. „Wir sind keine zusammengewürfelte Truppe, wir sind Freunde“, erklärt Nationalspieler Saboor Khalili das Geheimrezept seiner Panthers. Und weiter: „Wir schwören uns in der Kabine so auf das Spiel ein, dass jeder mit Gänsehaut auf den Platz geht.“ Neben Khalili und Michael Meyer gehören zwei weitere Panthers zu der 16-köpfigen DFB-Auswahl und bilden damit die Mehrheit.

Deutschland ist zwar kein weißer Fleck mehr auf der Futsal-Landkarte, „bis wir Anschluss zu den Topnationen finden, wird es aber ein paar Jahre dauern“, stellt Hrubesch klar. Dennoch will der DFB an der Qualifikation zur Europameisterschaft teilnehmen, die 2018 in Slowenien stattfindet.

Die Eintrittskarten kosten zwischen drei und 100 Euro (VIP-Ticket). Erhältlich sind sie über das Onlineportal ADticket, über ausgewählte Vorverkaufsstellen und der Geschäftsstelle des Hamburger Fußballverbands (hfv.de). Gruppen ab zehn Personen erhalten Rabatt.