Hamburg. Traber und Galopper einigen sich auf den Umzug nach Horn. Stadt könnte 25 Millionen Euro in Verlagerung der Sportstätte investieren.

Die Planungen für eine Doppelrennbahn in Horn für Galopper und Traber werden konkreter. Demnach gibt es jetzt ein gemeinsames Konzept, auf das sich der Hamburger Renn-Club (HRC) und der Verein Hamburger Trab-Zentrum (HTZ) geeinigt haben. Es sieht vor, die bisherige Galopprennbahn unverändert und in ihrem Innenraum eine eigene Trabrennbahn entstehen zu lassen. Mit einer Tribüne dazwischen, die auf beiden Seiten Sitze hat, sodass die Zuschauer je nach Ereignis die jeweilige Sportart verfolgen können. Diese Pläne wurden jetzt den Mitgliedern des Trabrennvereins präsentiert. Zuerst hatte „NDR 90,3“ darüber berichtet.

Im Grunde sind sich alle Beteiligten seit Jahren darüber einig, dass die Doppelrennbahn in Horn Sinn macht. Auch die Stadt unterstützt das Bestreben. „Die Vertreter des Trab- und Galopprennsports befinden sich derzeit in Gesprächen mit den zuständigen Stellen, um Überlegungen zur Planung einer Doppelrennbahn so weit zu fördern, dass eine Entscheidung über eine Realisierung ermöglicht wird“, sagt Senatssprecher Jörg Schmoll. „Dadurch eröffnet sich aus Sicht des Senats die Möglichkeit, ein bedeutendes stadtentwicklungspolitisches Vorhaben, nämlich Wohnungsbau in Bahrenfeld, voranzubringen.“

Die Vertreter des Trab- und Galopprennsports haben eine Struktur für die gemeinsame Realisierung und den Betrieb erarbeitet. „Der Senat steht dem aufgeschlossen gegenüber. Wenn ein prüffähiges Konzept vorliegt, wird der Senat über eine finanzielle Unterstützung entscheiden“, so Schmoll.

25 Millionen für die Verlagerung der Sportstätte nach Horn

Im Gespräch sind 25 Millionen Euro für die Verlagerung der Sportstätte nach Horn. Diese Summe soll aus dem Verkauf der Flächen in Bahrenfeld erlöst werden und dann als städtische Investition in die Realisierung des Projekts der Doppelrennbahn fließen. Voraussetzung ist ein Beschluss der Bürgerschaft. Zuvor muss die „Arbeitsgemeinschaft Pferderennsport Norddeutschland“ aus Galoppern und Trabern einen Antrag auf Zuwendung der Investitionssumme beantragen. Dieser Antrag ist in Vorbereitung.

Ob 25 Millionen Euro ausreichen, ist jedoch fraglich. Früher war angedacht, dass auch die Galopper und Traber mit je fünf Millionen Euro mit ins Boot geholt werden. Doch betrug die angedachte Investition für die Doppelrennbahn damals 60 Millionen Euro.

Geplant ist, dass Galopper und Traber ab 2018 in Horn beheimatet sein werden. Die Zeit läuft den Trabern davon. Grund: Der Pachtvertrag der Trabrennbahn in Bahrenfeld läuft noch bis zum 30. März 2017. „Zu diesem Datum kann das Vertragsverhältnis mit einer Frist von zwölf Monaten erstmalig gekündigt werden“, sagt Anja Fischer aus der Finanzbehörde. „Sollte vom Kündigungsrecht Ende März 2017 kein Gebrauch gemacht werden, wird das Vertragsverhältnis auf unbestimmte Zeit fortgesetzt.“

Auf dem Areal in Bahrenfeld sollen Wohnungen entstehen

Nicht richtig, so die Finanzbehörde, sei die auf der Trabrennbahn kolportierte Information, der Pferdezüchter und Milliardär Günter Herz verfüge über ein Vorverkaufsrecht für das Bahrenfelder Gelände. Immobilienkenner taxieren den Wert des Areals auf 130 bis 180 Millionen Euro – je nach Bebauungsmöglichkeit. Abzüglich der Kosten für eine Doppelrennbahn könnten also mehr als 100 Millionen Euro in Wohnungs- und Deckel-Bau fließen.

Dass in Bahrenfeld Wohnungen errichtet werden sollen, ist beschlossene Sache. Für den Senat ist dieses Vorhaben an einem äußerst attraktiven Standort ein wichtiges stadtpolitisches Projekt, das – zusammen mit dem Deckel über der A 7 – einen großen Mehrwert für die Bevölkerung mit sich bringen würde. „Es ist schon ein gewisser Druck vorhanden, schnell zu handeln. Der Senat hat aber betont, dass der Trabrennsport in Hamburg erhalten bleiben soll“, sagte HTZ-Präsidiumsmitglied Elisabeth Kiausch.

Seit Jahren wird um das Projekt in Horn gerungen. Ein entscheidender Punkt in einer großen Zahl von offenen Fragen ist der wirtschaftliche Betrieb der zukünftigen Doppelrennbahn. Diese würde, anders als die Trabrennbahn in Bahrenfeld, mitten in einem Wohngebiet liegen. Dass auf einer künftigen Doppelrennbahn in Horn beispielsweise abendliche Pop-Konzerte mit mehreren Tausend Besuchern – so wie aktuell in Bahrenfeld – stattfinden könnten, scheint sehr fraglich.

Die Bauarbeiten sollen die Durchführung des Galoppderbys nicht behindern

Auch die genauen Baukosten für dieses Projekt, für das derzeit die europaweiten Ausschreibungen vorbereitet werden, stehen noch nicht fest. „Wir wollen keine Luxusbahn, aber eine, die funktionell ist und ein exzellentes Geläuf hat“, hat Kiausch, ehemalige Bürgerschaftspräsidentin und SPD-Finanzsenatorin, stets betont. Und auch für Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) ist seit dem Kosten-Debakel um die Elbphilharmonie „kostenstabiles Bauen“ oberste Maxime.

Die Bauarbeiten sollen rund ein Jahr dauern und die Durchführung des Galoppderbys nicht behindern. Wenn seitens der Stadt sämtliche Genehmigungen vorliegen, könnte der Baubeginn unmittelbar nach dem Galoppderby im Juli 2017 erfolgen. Denn auch im Bezirk selbst stehen die Politiker einer Doppelrennbahn in Horn überwiegend positiv gegenüber. „Wir müssen uns jetzt die Details der Planungen ansehen“, sagt Hansjörg Schmidt. Der SPD-Bürgerschaftsabgeordnete betont, dass das Projekt keine zusätzlichen Lasten für die unmittelbare Nachbarschaft mit sich bringen dürfte. Und verweist auf einen Beschluss der Bezirksversammlung aus dem Oktober 2012, der nach wie vor Bestand habe.

Danach gelten folgende Prämissen für das Gelände, auf dem seit 1869 das Galoppderby ausgetragen wird und das mit dem See und der Minigolfanlage, der Hundeauslaufwiese und zwei Grillplätzen sowie mehreren Sportflächen einen großen Freizeitwert hat: Die Anlage bleibt als Park für alle öffentlich zugänglich, Kleingärten und Spielhaus bleiben erhalten. Die Anwohner werden frühzeitig in die Planungen einbezogen. „Außerdem muss ein nachhaltiges Verkehrs- und Parkkonzept erstellt werden“, sagt Schmidt, „das neben den Bedürfnissen des Rennbetriebs die Lärm- und Verkehrsbelästigungen so gering wie möglich hält.“

Am kommenden Mittwoch steht ein weiterer Termin der Arbeitsgemeinschaft Pferderennsport mit der Senatskanzlei auf dem Programm. „Wir sind auf einem guten Weg“, sagt Ilona Vollmers, Schatzmeisterin und AG-Projektleiterin. „Uns liegt besonders am Herzen, dass alle Pläne im Dialog mit den Nachbarn in Horn erfolgen.“