Hamburg. Der ehemalige WBO-Weltmeister Marco Huck spricht vor seinem Comeback am Sonnabend über eigene Fehler und die Häme seiner Kritiker.

Er ist jetzt der Herausforderer, aber mit seiner neuen Rolle hat sich Marco Huck noch nicht angefreundet. „Ein Champion bleibt immer ein Champion, auch wenn er mal verloren hat“, sagt der 31-Jährige, der an diesem Sonnabend (22.25 Uhr/RTL) im westfälischen Halle gegen den Briten Ola Afolabi versucht, nach dem Verlust seines WBO-WM-Titels im Cruisergewicht wieder Weltmeister zu werden.

Hamburger Abendblatt: Herr Huck, Ola Afolabi ist Champion des unbekannteren Weltverbands IBO. Muss es in Deutschland immer um Titel gehen, auch wenn sie nicht groß sind, damit es ein wertiger Kampf ist?

Marco Huck: Für mich ist das eine wertvolle WM. In Deutschland spielen Titel noch immer eine große Rolle, und auch für meine Motivation ist es wichtig, dass es um eine WM geht.

Nach Ihrer Niederlage gegen den Polen Krzysztof Glowacki im August 2015 sind Sie wieder Herausforderer. Wie geht es Ihnen mit dieser Rolle?

Huck : Ich gehe damit gelassen um. Ich weiß, dass alle von mir einen deutlichen Sieg erwarten, diese Ansprüche spüre ich, und sie zeigen mir, dass man mir noch immer viel zutraut. Ich habe alles auf null gestellt und werde noch einmal von vorn anfangen.

Was haben Sie denn aus der Niederlage gegen Glowacki gelernt?

Huck : Sehr viel. Das Dümmste war, dass ich mich sechs Wochen lang in der Gluthitze von Las Vegas vorbereitet habe. Mein neuer Trainer Don House wollte das so. Schon nach dem ersten Training wusste ich nicht, wie ich es körperlich durchstehen sollte. Und am Kampftag war ich so fertig, dass ich mit einem richtig schlechten Gewissen in den Ring gegangen bin, weil ich wusste, wie schlecht die Vorbereitung war.

Dennoch hatten Sie Glowacki in Runde sechs am Boden. Sie hätten nur nachsetzen müssen.

Huck : Aber das konnte ich nicht, mir fehlte die Kraft. Das ist ja das, was mich an all meinen Niederlagen stört: Dass ich alle hätte schlagen können. Es waren immer meine eigenen Fehler, die zu Niederlagen geführt haben. Ich habe doch schon viel stärkere Boxer als Glowacki geschlagen. Ich hätte gern sofort das Rematch gemacht, um das zu beweisen. Aber er wollte nicht.

Es war Ihr erster Kampf in Eigenregie nach der Trennung vom Sauerland-Stall, Sie wollten in den USA durchstarten. Ist das Kapitel nun abgehakt?

Huck : Ich denke nicht, warum? Ich habe mich doch wacker gewehrt und habe viel positive Resonanz bekommen. Deshalb glaube ich, dass ich wieder in Amerika kämpfen kann. Aber nun bin ich erst einmal zurück in Deutschland..

Ihren nächsten Gegner kennen Sie sehr gut, haben schon dreimal gegen ihn gekämpft, zweimal nach Punkten gewonnen, einmal ging es unentschieden aus. Gibt es etwas, womit Sie einander noch überraschen können?

Huck : Das wird sich zeigen. Ich glaube aber, dass es kaum neue Ansätze geben kann, Boxen ist ja kein Hexenwerk. Für Ola ist es diesmal eine neue Situation, weil er der Champion ist. Natürlich unterschätze ich ihn nicht, er ist sehr gefährlich, hat Bomben in beiden Händen. Er wird alles tun, um mich zu besiegen, das ist ein besonderer Kick für ihn. Aber ich möchte ihm diesen Traum nicht erfüllen.

Ist es ein Vorteil, wenn man einen Gegner so gut kennt?

Huck : Ein Vorteil ist, dass ich noch keinen unserer drei Kämpfe verloren habe. Das wird ganz sicher in seinem Kopf sein. Diesmal möchte ich einen klaren Sieg schaffen. Ich möchte die Rechnung begleichen, die noch offen ist, möchte ihm eins auf die Zwölf geben und ihn schlafen legen.

Das ist wieder der alte Marco Huck. Ihre Großspurigkeit hat Ihnen nach der Niederlage gegen Glowacki viel Spott eingebracht, nachdem Sie vorher angekündigt hatten, mit ihm den Ringboden zu wischen. Wäre nicht manchmal etwas mehr Demut angebracht?

Huck : Das Schlimmste ist unsere Neidgesellschaft. Warum darf man nicht mal etwas sagen, wenn man die entsprechende Leistung bringt? Ich möchte den Kritikern, die mir meine Sprüche verübeln, jetzt den Mund stopfen.

Dann tun Sie es doch erst, bevor Sie darüber große Sprüche machen.

Huck : Aber Sprüche gehören doch dazu. Ich will die Leute unterhalten, ich will polarisieren. Der Ring ist meine Bühne, ich bekomme dort alles mit, was um mich herum passiert. Ich reagiere auf die Stimmung der Fans. Und ich versuche, sie zu amüsieren. Dazu gehört auch mal vorher ein Spruch.

Von Don House haben Sie sich nach einem Kampf getrennt, von Ihrem neuen Chefcoach Conni Mittermeiter nur zwölf Tage vor diesem anstehenden Kampf, ohne dass er ein einziges Mal in Ihrer Ecke stand. Sind Sie untrainierbar?

Huck : Unsinn. Ich habe jetzt mit Varol Vekiloglu einen Mann in der Ecke, dem ich voll vertraue. Ich wollte Conni langfristig in meinem Team haben, weil er ein sehr guter Trainer ist. Aber in Stressphasen kommt Varol mental besser an mich heran. Das war mir wichtig. Ich weiß schon, was ich im Ring machen muss. Ich bin 31, meinen Stil kann mir keiner mehr nehmen. Ein Trainer ist für mich dafür da, dass er mich an das erinnert, was ich gut kann. Das, was gut ist, übernehme ich dann. Ich versuche, Trainer dafür zu nutzen, um erfolgreich zu sein. Darum geht es.

Das klingt nach Wladimir Klitschko, der auch sagt, er könne sich selbst trainieren und habe seinen Coach Johnathon Banks nur, um Gespräche übers Boxen zu führen. Klitschko hat sich nach Ihrer Niederlage dafür starkgemacht, dass sein Exklusiv-TV-Partner RTL Ihnen eine Chance gibt. Wie kam es dazu?

Huck : Er rief mich an und sagte, er habe in dem Glowacki-Kampf vieles gesehen, was ihn an seine Pleite gegen Lamon Brewster erinnert hat. Er sagte, dass ich mich durchkämpfen solle und dass ich so viel mehr Potenzial hätte. Ich habe mich gewundert, dass er so mit mir geredet hat. Aber es hat mich sehr gefreut.

Vielleicht war es aber auch Kalkül, immerhin haben Sie sich ja mehrmals als möglicher Klitschko-Gegner ins Gespräch gebracht. Nun sind Sie beide bei RTL und könnten sich leichter auf ein Duell einigen. Oder ist das Schwergewicht für Sie abgehakt?

Huck : Natürlich nicht! Ich habe in meinem Kampf gegen Alexander Povetkin, in dem ich um den Sieg betrogen wurde, deutlich gezeigt, dass ich im Schwergewicht mithalten kann. Es gibt viele, die mich gern dort sehen würden. Aber ich kann doch jetzt nicht über solche Dinge reden. Jetzt muss ich erst einmal gegen Ola Afolabi gewinnen.