Wolfsburg-Trainer Hecking huldigt Draxler, sieht aber auch Verbesserungsbedarf. Gladbach-Coach Favre spricht lieber über den Gegner.

Sevilla/Wolfsburg. Borussia Mönchengladbach knüpft in der Champions League nahtlos an seine Leistungen in der Bundesliga an. Nach dem 0:3-Debakel gegen den HSV folgte beim FC Sevilla die nächste deutliche Niederlage mit demselben Ergebnis. VfL-Trainer Lucien Favre begründet die fünfte Pleite im sechsten Pflichtspiel der Saison vor allem mit den schauspielerischen Qualitäten der Spanier, die insgesamt drei Elfmeter in der zweiten Halbzeit zugesprochen bekamen. Nichtsdestotrotz weiß auch der akribische Arbeiter, dass er bei seiner Mannschaft noch an einigen Stellschrauben drehen muss, um sie wieder in die Erfolgsspur zu führen.

Mit dem VfL Wolfsburg startete der zweite Vertreter aus der Bundesliga hingegen siegreich in der Königsklasse. Den knappen 1:0-Erfolg gegen ZSKA Moskau haben die Niedersachsen vor allem ihrem 35 Millionen schweren Neuzugang Julian Draxler zu verdanken. Der von Schalke 04 verpflichtete Spielmacher war Dreh- und Angelpunkt im Offensivspiel der Werkself und krönte seine starke Leistung mit dem Tor des Tages. Von seinem Trainer Dieter Hecking, der allerdings auch noch reichlich Verbesserungspotenzial seiner Mannschaft sieht, gab es anschließend viel Lob. Manager Klaus Allofs kritisierte hingegen die Fans. Die wichtigsten Stimmen:

Dieter Hecking (Trainer VfL Wolfsburg)

... zum Spiel: „Meine Mannschaft hat eine sehr konzentrierte Leistung abgeliefert. Vor allem defensiv haben wir wenig zugelassen. Es ist wichtig, dass die null steht. Ein bisschen fahrlässig war, wie wir mit unseren Torchancen umgegangen sind. Das müssen wir kritisch beäugen. Unter dem Strich stehen die drei Punkte, das ist zufriedenstellend.“

... zu Julian Draxler: „Julian hat ein riesiges Potenzial, das hat man heute auf dem Platz gesehen. Er war sehr präsent im Spiel, hat viele gute Ideen gemacht und macht das entscheidende Tor. Ich war sehr zufrieden mit ihm. Er ist voll integriert, das hat ihm die Mannschaft auch sehr leicht gemacht. Es war ein gelungener Auftritt.“

Klaus Allofs (Manager VfL Wolfsburg): „Ich habe die Hymne vor dem Spiel gar nicht mitbekommen, ich musste erstmal gucken, wo die ganzen Zuschauer sind. Das ist enttäuschend, das hat die Mannschaft nicht verdient.“ Die VfL-Arena fasst in der Champions League 26.000 Zuschauer, es wurden aber lediglich 20.126 Tickets verkauft. Ins Stadion gekommen sind sogar noch weniger Zuschauer (die genaue Zahl liegt nicht vor).

Julian Draxler (VfL Wolfsburg): „Gott sei Dank haben wir das Spiel gewonnen. Wir mussten am Ende ein wenig zittern, aber der Sieg steht über allem. Ich habe mich neben Max in der Zentrale sehr wohl gefühlt. Der Ball lief gut, darauf können wir aufbauen. Wir wollen die Gruppenphase überstehen und in der Champions League überwintern. Das hat sich die Mannschaft vorgenommen, da sind wir ambitioniert.“

Daniel Caligiuri (VfL Wolfsburg): „Wir müssen konsequenter vor dem Tor sein. Ich kann auch zwei machen. Wichtig ist, dass wir das Spiel mit einer guten Defensive gewonnen haben.“

André Schürrle (VfL Wolfsburg): „Wir müssen früher das 2:0 machen. Dann war es eng bis zum Ende und wir mussten ein bisschen zittern. Trotzdem haben wir es souverän zu Ende gespielt.“

Lucien Favre (Trainer Borussia Mönchengladbach): „Wir konnten in der Halbzeit mit dem 0:0 zufrieden sein. Wir haben gleich mehrere Fehler gemacht. Aber Vitolo ist der beste Schauspieler der Welt, das wusste ich vorher. Das ist ein sehr hohes Niveau und Sevilla ist eine sehr gute Mannschaft. Sie haben verdient gewonnen.“

Max Eberl (Sportdirektor Borussia Mönchengladbach): „Ansätze waren da, aber die ganzen Elfmeter waren unglücklich. Wir müssen weiter machen. Klar strotzen wir momentan nicht vor Selbstvertrauen, aber das müssen wir uns holen. Dass wir momentan nicht in einen Offensivrausch verfallen, das ist keine Überraschung. Es sind Ansätze da, die müssen wir festhalten.“

André Hahn (Borussia Mönchengladbach): „In der ersten Halbzeit haben wir noch ganz gut verteidigt. Wir haben angesprochen, dass wir keinen Elfmeter kriegen dürfen. Dann bekommst du innerhalb von drei Minuten gleich zwei Elfmeter gegen dich. Das ist schon sehr unglücklich.“