London. Der Winsener Dustin Brown hat den großen Rafael Nadal niedergerungen und damit für die bislang größte Sensation in Wimbledon gesorgt.

Wieder einmal hat Rasta-Mann Dustin Brown in einem spektakulären Match Rafael Nadal bezwungen. Wie schon vor einem Jahr in Halle fand der zweimalige Wimbledon-Champion kein Mittel gegen das unorthodoxe Spiel des Niedersachsen mit jamaikanischen Wurzeln.

Nicht nur die britische Presse bemüht sich nun eifrig um Porträts des charismatischen 30-Jährigen. Nach seinem 7:5, 3:6, 6:4, 6:4-Erfolg in der zweiten Runde gegen die langjährige Nummer eins der Welt beantwortete der Winsener Brown die Antworten der Journalisten.

Frage: John McEnroe sagte gerade, dass Ihr Auftritt einer der größten gewesen sei, die er je von einem Außenseiter in Wimbledon gesehen habe. Wie würden Sie Ihre Leistung beschreiben?

Dustin Brown: Er hat es mir auch gerade gesagt, ich habe ein Radio-Interview mit ihm gehabt. Es ist ein schönes Gefühl, dass er das sagt. Er kommt ja aus einer Generation, die auch Serve-And-Volley gespielt hat und oft ans Netz gegangen ist wie ich.

Wie haben Sie es geschafft, mental stark zu bleiben im Match?

Brown: Jeder sagt immer: Spiel Punkt um Punkt, Punkt um Punkt. Aber so einfach war es nicht. Gegen Nadal zu spielen, ist nicht einfach. Aber ich hatte einen Plan. Ich war teilweise selber von mir überrascht, dass ich so ruhig war. Auch wenn es mal eng war. Am Ende war ich fast wie im Tunnel und dachte: Mach bitte einfach weiter, mach nichts anders.

Haben Sie mit diesem Erfolg gerechnet, also vielleicht nicht gerade, Rafael Nadal auf dem Center Court zu schlagen. Aber die Form zu finden, die Sie jetzt gerade haben?

Brown: Ich weiß, dass ich auf den schnelleren Belägen sehr gefährlich bin. Daher habe ich mich auch sehr gefreut, als ich letztes Jahr gehört habe, dass die Rasensaison verlängert wird. Nadal ist einer der besten Spieler in unserem Sport, und zweimal gegen ihn auf meinem Lieblingsbelag zu spielen, war wahrscheinlich mein Glück. Ich würde nicht so gerne auf Sand oder Hartplatz gegen ihn spielen.

Bei vielen Spielern äußert sich die Persönlichkeit auch in der Art und Weise, wie sie spielen. Wie ist das bei Ihnen?

Brown: Ich weiß nicht, wie es aussieht, wenn ich spiele. Wenn wir uns Matches von mir ansehen, schwankt es zwischen: "Okay, das ist ein guter Schlag" und "das war dumm". Es hat eine Weile gedauert, bis ich verstanden habe, dass ich so ein Match wie heute an einem bestimmten Tag gewinnen kann, aber auch mal ein grottenschlechtes Match spielen kann. Ich muss akzeptieren, dass mein Spiel eine große Spanne hat.

Sie haben ein sehr tolles Tattoo am Körper. Was ist das?

Brown: Es ist ein Porträt meines Vaters. Ich habe es mir letztes Jahr im April in Köln stechen lassen. Ich habe auch zu Hause im Schlafzimmer ein Bild meines Vaters. Ich sehe ihn nicht so oft. Normalerweise nur außerhalb der Saison. Es war ein langer Weg für meine Familie und für mich. Das war eine Sache, die ich schon lange machen wollte.

Die Leute mögen Sie für Ihre emotionalen Ausbrüche auf dem Platz. Sie sind der einzige mit Rasta-Frisur. Was denken Sie darüber?

Brown: Ich bin, wie ich bin. So war ich mein ganzes Leben lang. Natürlich ist es schön, wenn die Leute das mögen. Aber auf der anderen Seite: Wenn ich mich zu sehr darum kümmern würde, was die Leute über all das denken, was ich tue, hätte ich wahrscheinlich nicht diese Frisur und würde nicht so aussehen, wie ich aussehe.

Könnten Sie kurz erklären, was Sie meinten mit dem Satz "Ich bin, wie ich bin" und auf die Jahre zurückkommen, in denen Sie in Ihrem Campingbus von Turnier zu Turnier fuhren?

Brown: All diese Erfahrungen haben mich zu dem Menschen gemacht, der ich bin. Was das Tennis betrifft und auch als Person und Charakter. Und ich denke, all das hat zu diesem großartigen Tag geführt. Wahrscheinlich der beste Tag in meinem Leben. Es ist schwierig, wenn Leute mich das fragen. Für mich ist das normal. Ich könnte ja auch hier sitzen und fragen: Warum seid Ihr alle anders als ich? Das ist eine schwierige Frage. Ich versuche nicht, mich irgendwie zu geben. So bin ich und so bin ich immer gewesen.

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Was ist an Ihnen deutsch und was jamaikanisch?

Brown: Mein Aussehen ist deutsch (lacht). Nein, ich bin zum Beispiel sehr pünktlich. Normalerweise gehe ich immer früher los, um pünktlich zu sein. Eine Zeit lang hatte ich sogar meine Uhr zehn Minuten früher gestellt, dass ich wirklich nicht zu spät komme. Das sind so Sachen, die sehr deutsch an mir sind. Ich spreche akzentfrei deutsch, das ist wahrscheinlich auch sehr deutsch, weil ich aus der Nähe von Hannover komme (lacht). Ich denke, mein Aussehen und das, was alle anderen immer sagen, dass ich entspannt bin und so, das ist wahrscheinlich dann eher das Jamaikanische an mir.

Sie sagten, es ist der beste Tag in Ihrem Leben. Beschreiben Sie doch mal Ihre Gefühle.

Brown: Bis jetzt ist noch nicht alles eingesickert. Ich habe das ja so ein bisschen das letzte Mal in Halle in Mini durchgemacht. Nach dem Match habe ich auch nicht aufs Telefon geschaut. Das ist unglaublich, dass das wieder passiert ist. Es ist natürlich ein sehr, sehr schönes Gefühl. Wenn ich jetzt die ganzen Niederlagen in diesem Jahr erneut in Kauf nehmen müsste, um das nochmals zu erleben, würde ich es wieder machen. (dpa/HA)