Hamburg. Für Charlotte Stapenhorst wäre der Sieg mit den Hockeydamen des Uhlenhorster HC bei der DM-Endrunde in Hamburg der perfekte Startschuss auf dem Weg zu Olympia. Wenn da nicht der Finalfluch wäre.

Finaltrauma? Charlotte Stapenhorst schüttelt energisch den Kopf. „Haben wir nicht“, sagt sie, „ist kein Thema bei uns.“ Muss man nicht glauben angesichts von drei verlorenen Endspielen um die deutsche Feldhockeymeisterschaft in Serie, die den Weg der Damen des Uhlenhorster HC pflastern. Stapenhorst persönlich allerdings, der kauft man sofort ab, dass sie „die Historie nicht interessiert“. Schließlich schreibt die 20-Jährige erst seit vergangenem Sommer daran mit, seit sie vom Berliner Zweitligisten TuS Lichterfelde zu den „Uhlen“ kam.

Sie hat in ihrer Premierensaison ein Halbfinale verloren mit dem UHC, als es gegen den Düsseldorfer HC um die deutsche Hallenmeisterschaft ging, aber auch schon zwei Endspiele gewonnen, im Europapokal der Landesmeister in der Halle und beim zweitklassigen Europacup auf dem Feld. Ihre UHC-Geschichte ist also eine mehrheitlich erfolgreiche, und weil die Nationalstürmerin ein positiv denkender Mensch ist, glaubt sie fest daran, dass der Erfolgsweg an diesem Wochenende, bei der Feld-Endrunde auf dem Uni-Sportplatz am Turmweg, zum Titelgewinn führt. Dazu muss im Halbfinale am Sonnabend (14.15 Uhr) zunächst Düsseldorf bezwungen werden. Dort Revanche für das Hallen-Aus nehmen zu können, das ist – man ahnt es – „für uns kein Thema“.

UHC-Cheftrainer Claas Henkel möchte, dass sich sein Team, das die Hauptrunde als Dritter abschloss, auf seine eigenen Stärken besinnt und nicht an der Vergangenheit verzweifelt. Zur Wahrheit gehört ja auch, dass der UHC nicht nur drei Finals in Folge verloren, sondern sechsmal in Serie das Endspiel erreicht hat. 2009 und 2011 reichte es zum Titel. Und natürlich kennt Stapenhorst diese Fakten. Dennoch tut sie gut daran, ihnen keine Bedeutung beizumessen. „Wir sind ein neues Team, das seine eigene Geschichte hat“, sagt sie.

Dass sie mit zwölf Saisontoren als beste Schützin einen wichtigen Teil dazu beitragen würde, hatte sich „Stapy“ vor dem Wechsel nicht zwingend zugetraut. „Ich war schon etwas unsicher, ob ich neben Nationalstürmerinnen wie Eileen Hoffmann, Lisa Altenburg, Marie Mävers oder Kristina Hillmann überhaupt zum Zug kommen würde“, gibt sie zu. Zehn Monate später sind alle Zweifel ausgeräumt. Sie hat beim UHC ein Team vorgefunden, „das überhaupt nicht so verbissen und auf Erfolg fixiert ist, wie ich es mir vorgestellt hatte. Wir sind eine verschworene Einheit, die unglaublich viel Spaß miteinander hat“, sagt sie.

Die Zwangspause nutzte sie, um an der Fitness zu arbeiten

Ihre persönliche Entwicklung verlief dabei so rasant wie ihre Tempodribblings über die Außenbahnen, mit denen Stapenhorst die gegnerischen Abwehrreihen auseinanderreißt. Natürlich, sie musste sich an Tempo und Härte in der Bundesliga gewöhnen und fast zeitgleich auf internationaler Ebene noch eine höhere Niveaustufe erklimmen. Ein Kreuzbandanriss im linken Knie warf sie zum Jahresende 2014 zurück, die Pause nutzte sie aber, um grundlegend an der Fitness zu arbeiten. Die Auszeichnung als beste Nachwuchsspielerin bei der erfolgreichen Olympiaqualifikation im spanischen Valencia Mitte Juni war der Lohn und für Stapenhorst „ein schönes Zeichen, dass ich in der Nationalmannschaft angekommen bin“.

Auf dem Weg zu den Sommerspielen 2016 in Rio de Janeiro will die Neu-Hamburgerin keine Kompromisse machen. Sie setzt ihr Studium im Sommersemester 2016 komplett aus. „Alles auf Hockey!“, sagt sie, „diese Chance will ich mir nicht entgehen lassen.“ Sie will ihr Defensivverhalten verbessern, am Torabschluss feilen und sich aufdrängen, in jedem Spiel. Der Meistertitel mit dem UHC, er wäre dafür der perfekte Startschuss.