Dortmund. Dortmund hat seinen neuen Trainer Thomas Tuchel vorgestellt. Der Klopp-Nachfolger äußerte sich dabei auch zu möglichen Neuzugängen.

Mit acht Minuten Verspätung und einem Blitzgewitter der Fotoapparate hatte in Dortmund am Mittwoch die Pressekonferenz zur Vorstellung von Trainer Thomas Tuchel begonnen. Tuchel tritt die Nachfolge von Trainer Jürgen Klopp an. Der 41-Jährige präsentierte sich im Presseraum der Dortmunder Arena um 12.08 Uhr erstmals seit seiner Verpflichtung den Medien.

Tuchel freue sich darüber, bei einem „Top-Bundesligisten“ arbeiten zu dürfen und sieht den BVB als „großen Herausforderer“ für die deutsche Spitze. Diese habe sich in den vergangenen Jahren vergrößert. Neben dem FC Bayern gehörten Bayer Leverkusen, Borussia Mönchengladbach und Wolfsburg diesem Top-Quartett an. „Wir haben einen Rückstand“, der nun aufgeholte werden müsse. „Ich möchte, dass die anderen Teams uns ständig spüren.“

Dafür sei die bevorstehende Vorbereitung nicht optimal. Dortmund steht vor einer Asien-Reise und der Qualifikation für die Europa League. Die verkürzte Vorbereitung müsse kompensiert werden, so Tuchel. Dies könne sich bis in die Saison hinziehen.

Die vergangenen BVB-Trainer seit Hitzfeld

Trainer beim BVB seit Hitzfeld: Ottmar Hitzfeld (2191 Tage)

Nach dem Verschleiß von 23 Trainern in 28 Jahren prägt Hitzfeld von Juli 1991 an eine Sechs-Jahre-Ära: Vizemeister 1992, Uefa-Cup-Finalist 1993, deutscher Meister 1995 und 1996, Champions-League-Sieger 1997. Hitzfeld tritt schließlich vom Trainerposten zurück, wird kurzzeitig BVB-Sportdirektor.

Nevio Scala (364 Tage)

Der Italiener unterschreibt beim BVB im Juni 1997 einen Zweijahresvertrag - ein knappes Jahr später kündigt er schon wieder seinen Rücktritt an. Der harte, aber faire Arbeiter gewinnt mit dem BVB zwar den Weltpokal, am Ende der Saison steht aber ein enttäuschender Platz zehn.

Michael Skibbe (583 Tage)

Im Mai 1998 präsentiert der Weltpokalsieger den neuen Chef. Die Verpflichtung des Neulings löst Diskussionen aus, dennoch qualifiziert sich der BVB für die Champions League. Trotz dortigem Erstrunden-Aus und Liga-Mittelmaß wird der Vertrag im November 1999 bis 2002 verlängert - drei Monate später scheitert Skibbe.

Bernd Krauss (67 Tage)

Krauss rutscht mit der Mannschaft, die er auf Platz sechs mitten in der Saison 1999/2000 übernommen hat, dramatisch in den Tabellenkeller. In größter Abstiegsgefahr wird der gebürtige Dortmunder im April geschasst.

Udo Lattek (75 Tage)

Völlig überraschend gibt Trainer-Legende Lattek im April 2000 zusammen mit Ex-Profi Matthias Sammer sein Comeback und rettet den Ex-Champions-League-Sieger in höchster Not vor dem Abstieg. Danach zieht sich der inzwischen 65-Jährige wieder zurück.

Matthias Sammer (1460 Tage)

Als Chefcoach gelingt Sammer 2000 ein starker Einstand: Der Beinahe-Absteiger qualifiziert sich für die Königsklasse, 2002 wird der BVB deutscher Meister und Uefa-Cup-Finalist. In den darauffolgenden beiden Spielzeiten verpasst das Starensemble aber die direkte Qualifikation für die Champions League: der Anfang des wirtschaftlichen Desasters. Sammer zieht den Schlussstrich und wechselt zum VfB Stuttgart.

Bert van Marwijk (900 Tage)

Der Niederländer setzt beim BVB, der 2004 mitten in einer schweren Wirtschaftskrise steckt, auf die Jugend - mit Erfolg. Dortmund erreicht die Qualifikation für den UI-Cup. Nach einem mäßigen Herbst 2006 kommt es wegen unterschiedlicher Auffassungen zum Bruch zwischen Verein und Trainer. Van Marwijk kündigt seinen Abschied zum Saisonende an, wird dann aber schon kurz vor Weihnachten rausgeworfen.

Jürgen Röber (83 Tage)

Der Berliner Kult-Coach erhält im Dezember 2006 einen Vertrag bis zum Saisonende, muss aber nach sechs Niederlagen in acht Spielen schon im März gehen.

Thomas Doll (433 Tage)

Zunächst mit einem Einjahresvertrag ausgestattet erhält Thomas Doll trotz einer durchwachsenen Hinrunde schon im Januar 2008 einen neuen Kontrakt bis 30. Juni 2010. Sein Rücktrittsgesuch nach dem ernüchternden Saisonabschneiden auf Rang 13 und der Niederlage im DFB-Pokalfinale gegen den FC Bayern nehmen die BVB-Verantwortlichen dann aber an.

Jürgen Klopp (2555 Tage)

2011 deutscher Meister, 2012 Double-Sieger, 2013 Champions-League-Finalist: Unter schwierigen finanziellen Bedingungen beim Amtsantritt 2008 leitet Jürgen Klopp einen Umbruch ein. Klopp mausert sich in sieben Jahren beim BVB zu einem der gefragtesten deutschen Fußball-Lehrer.

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Der neue Trainer äußerte sich auch zu möglichen Verpflichtungen neuer Spieler. Dabei nannte der ehemalige Mainz-Coach aber keine Namen. Er erlaube sich kein Urteil vom Schreibtisch auf Grundlage von Fernsehbildern. Daher gebe es auch keinen „Forderungskatalog“ für neue Spieler und auch keine Namen. Tuchel wolle sich zunächst den Kader anschauen, trainieren und die Charakter der Spieler kennenlernen. Der Fußballlehrer sprach von einem „ausgeglichen zusammengestellten Kader“.

Tuchels Vier-Punkte-Plan

Ziele für die neue Saison nannte Tuchel ebenfalls nicht. Dennoch versprach der Klopp-Nachfolger einen „attraktiven Angriffsfußball“. Dabei solle in der Mannschaft zunächst die Ausgangssituation angenommen und dann vier Punkte verinnerlicht werden, so Tuchel. Diese vier Punkte seien „Fleiß, Bescheidenheit, Mut und Beharrlichkeit“. Darüber hinaus wolle Tuchel eine Atmosphäre der Leistungsbereitschaft schaffen, die „frei von Egoismen“ sein soll. Diese solle dann unterstützend helfen. Er sehe daher seine Aufgabe darin, diese Atmosphäre zu schaffen und zu übertragen.

Zu den Gründen, warum sich Tuchel am Ende für den BVB entschieden habe, sagte der Fußballlehrer, er habe ein großes Vertrauen gespürt. „Das Vertrauen von Aki (BVB-Boss Hans-Joachim Watzke/ Anm. d. Red.) und Michael (Zorc) hat mich beeinflusst und bestärkt mich in dem Vertrauen diese Aufgabe zu bewältigen. Dafür möchte ich mich bedanken.“ Da sei die Entscheidung „sehr einfach“ gewesen, sagte Tuchel. Zuvor hatte sich der 41-Jährige selbst die Bedingungen für sein Engagement bei einem Club gestellt. Es solle ein „Top-Bundesligist“ sein. „Ich hatte den Wunsch, einen großen Traditionsverein zu trainieren“, so Tuchel weiter. Dies könnte auch als Seitenhieb auf den HSV verstanden werden. Denn dort war der Trainer ebenfalls im Gespräch als Ablöse für Joe Zinnbauer. Am Ende entschied sich Tuchel dann aber für den BVB.

Trainer Tuchel in Zahlen

Name

Thomas Tuchel

Geburtsdatum

29. August 1973 in Krumbach

Vereine als Spieler

Stuttgarter Kickers (1992-1994), SSV Ulm 1846 (1994-1998)

Vereine als Trainer

VfB Stuttgart Jugend (2004-2008), FC Augsburg Jugend und Amateure (2006-2008), FSV Mainz 05 U 19 (2008-2009), FSV Mainz 05 (2009-2014), Borussia Dortmund (ab 1. Juli 2015)

Größte Erfolge

A-Junioren-Meister mit FSV Mainz 05 (1999), 5. Tabellenplatz in der Bundesliga 2010/2011 und 7. Tabellenplatz 2013/2014 (jeweils Qualifikation Europa League)

Auszeichnungen

Trainerpreis des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) 2011

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Dortmunds neuer Trainer verlor auch einige Worte zu seinem Vorgänger: „Dass Jürgen (Klopp, Anm. d. R.) hier im Guten gegangen ist, war für mich Grundvoraussetzung, hier anzufangen. Er war in Dortmund sicher mehr als ein Trainer und ich habe höchsten Respekt vor seiner Leistung hier.“ Sein Team und er wollten nun ein Kapitel hinzufügen, so Tuchel.

Zorc: Thomas eine logische Entscheidung

Tuchel, vor einem „Sabbatical“ fünf Jahre lang Trainer des FSV Mainz 05, hat beim BVB einen Dreijahresvertrag unterschrieben. Klopp hatte sein Engagement in Dortmund trotz eines bis 2018 laufenden Vertrages zum Saisonende vorzeitig beendet, sein letztes Spiel war das DFB-Pokal-Finale gegen den VfL Wolfsburg (1:3) am Sonnabend.

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„Thomas ist für uns die logische Entscheidung. Er hat eine klare Vorstellung, wie das Fußballspiel auszusehen hat“, kommentierte BVB-Sportdirektor Michael Zorc. Die Verpflichtung Tuchels hatte Borussia Dortmund bereits am 19. April verkündet, vier Tage nach dem Klopp-Entschluss, seine Amtszeit beim BVB vorzeitig zu beenden.

Beim FSV Mainz, den er von 2009 bis 2014 betreute, habe Tuchel „hervorragende Arbeit“ abgeliefert, betonte Zorc. „Er kann Mannschaften und Spieler weiterentwickeln“, ergänzte der BVB-Sportchef. Tuchel selbst erklärte, er sei „überglücklich“, nun auch offiziell BVB-Chefcoach zu sein. „Ich freue mich auf das große Talent der Spieler, ich freue mich auf so viel Qualität“, fügte Tuchel an.

Mit Material von dpa und sid