Hamburg. Drei Generationen sprechen über ihre Freude am Spiel und wie alles begann. Schnuppertennis-Veranstaltung“ am kommenden Sonnabend.

Der elf Jahre alte Darren Soliman gilt als eines der größten Tennistalente in Hamburg. Der Gymnasiast spielt seit seinem vierten Lebensjahr, er ist begeistert dabei, und schon beginnt sein Interesse am Tennis die Oberhand über den Fußball zu gewinnen. Darren wurde von seiner Mutter in den Tennis-Kindergarten beim THC Horn-Hamm mitgenommen. Er hat seinen Sport schon entdeckt, andere suchen noch.

Genau die will Wimbledon-Sieger Michael Stich mit der Hamburg Sports & Entertainment GmbH und der Alexander-Otto-Sportstiftung durch die Aktion „Tennis for free“ für seinen Sport begeistern. Interessierte Kids haben dabei die Möglichkeit, in einem von rund 40 Vereinen aus Hamburg und dem Umland ein Jahr ohne Mitgliedsgebühren und durch kostenlose Trainerstunden an den Tennissport herangeführt zu werden.

Am kommenden Sonnabend (12.00 Uhr) findet zum Auftakt der Aktion auf der Anlage von Horn-Hamm an der Saarlandstraße 69 eine „Schnuppertennis-Veranstaltung“ statt, zu der Kinder zwischen sechs und 16 Jahren eingeladen sind.

Im Vorfeld trafen sich Darren, Michael Stich und der Hamburger Profi Julian Reister, 29, mit dem Abendblatt zu einem Gespräch dreier Tennisgenerationen über ihre Anfänge, ihre Vorbilder und den Spaß an ihrem Sport.

Hamburger Abendblatt: Wie hat es bei Ihnen und bei Dir, Darren, mit dem Tennis angefangen?

Michael Stich: Wir waren drei Geschwister, ich war der kleinste, die ganze Familie war tennisbegeistert. Wir sind am Wochenende immer auf die Anlage gefahren. Da konnte man den Kleinsten nicht zu Hause lassen. Es gab einen Schläger, drei Bälle und eine Ballwand, und dann hieß es: Beschäftige dich zwei Stunden, und wir sehen uns nachher! So bin ich zum Tennis gekommen, nicht weil ich das unbedingt wollte, sondern weil ich nicht allein zu Hause bleiben konnte. Gott sei Dank!

Darren Soliman : Ich spiele, seit ich vier war. Meine Mutter hat mich mitgenommen, wir haben hier gespielt, auf dem Platz da vorn, glaube ich. Das hat Spaß gemacht.

Julian Reister: Bei mir war es auch so ähnlich. Mein Vater war Sportlehrer, und mein Bruder hat auch irgendwann angefangen, Tennis zu spielen. Dadurch bin ich auch einige Male mitgekommen, und das hat mir gut gefallen. Das war bei der TSV Reinbek. Ich habe auch Fußball gespielt und musste mich irgendwann entscheiden. Mit 16, 17 habe ich mich dann für Tennis entschieden.

Stich: Das war bei mir später. Ich habe ja auch ganz gut Fußball gespielt. Im letzten Jahr Jugend habe ich bei Rasensport Elmshorn mit der ersten Herrenmannschaft die Vorbereitung mitgemacht. Da habe ich gemerkt, dass es ziemlich zur Sache geht, da wird gut ausgeteilt. Und ja – Tennis, da bist du allein. Da musstest du keine Angst haben. Das war ein wenig angenehmer.

Darren: Früher habe ich lieber die Fußballpunktspiele gemacht als Tennis. Aber im Moment interessiere ich mich mehr für Tennis. Das trainiere ich dreimal die Woche, Fußball zweimal.

Hast Du im Tennis ein Vorbild? Einen Spieler, den Du ganz toll findest?

Darren: Ja, Roger Federer. Er spielt eigentlich cool und gut, ja. Er hat eine gute Technik, und ich mag sein Spiel. Und er hat viel gewonnen.

Reister: Ich habe natürlich Michael geguckt.

Stich: Nur mich! Hast du noch die großen Poster von mir an der Wand (lacht)?

Reister: Nein, also Boris und Michael waren unglaublich. Das hat einen natürlich angespornt, selber einmal dort zu stehen. Das war definitiv so.

Stich: Bei mir gab es ja keinen Deutschen. Als Kind und später als Jugendlicher fand ich Jimmy Connors immer klasse. Ich durfte ja noch gegen ihn spielen, da hat sich das ein bisschen relativiert. Aber den Gedanken, das will ich auch mal erreichen. den habe ich als Jugendlicher nie gehabt. Den Wunsch, Tennisprofi zu werden, gab es bei mir nicht.

Reister: Das war bei mir komischerweise anders. Das Gefühl, Tennisprofi zu werden, das hatte ich schon relativ früh. Ich hatte das immer so ausgesendet, dass ich mal Profi werden möchte.

Stich: Und Du, Darren, möchtest Du denn mal Tennisprofi werden?

Darren: Ja. Auf jeden Fall. Ich will einfach viel erreichen. Ich möchte gerne mal so gut wie Roger Federer werden. Oder ein bisschen besser.

Stich: Was ist für dich dabei wichtig: einmal in Wimbledon zu gewinnen oder ganz viel Geld zu verdienen?

Darren: Eigentlich alles. Ich will schon viele Turniere gewinnen und auch ein bisschen Geld verdienen.

Herr Stich, war es früher einfacher, die Kinder für Tennis zu motivieren.

Stich: Ich denke, dass das System ein wenig anders war. Heute ist die Schule länger, es gibt das Internet, es gibt viele andere Beschäftigungen für die Kinder. Und ich glaube, früher war es mehr ein Familiensport. Die Eltern, die Großeltern sind auch wirklich am Wochenende mit den Kindern zum Tennis gegangen. Heute ist auch das Thema Zeit bei den Eltern ein großer Faktor geworden. Viele haben einfach nicht mehr die Zeit, ihre Kinder zum Training zu fahren oder sie sogar bei Punktspielen zu betreuen.

Ist das auch ein Grund, warum diese Initiative, Kinder dem Tennis näherzubringen, so wichtig ist?

Stich: Wir wollen den Kindern zeigen, dass Tennis eine tolle Sportart ist. Der ganze Körper wird bewegt, du musst auch deinen Geist anstrengen, du hast einen Ball, du kannst dir deine Gegner aussuchen. Es verbindet so viele Aspekte. Und einfach mal wieder Kindern, die sonst mit Tennis nicht so in Berührung kommen, das Gefühl zu geben, das ist eine Sportart, die kann man mal ausprobieren. For free – umsonst. Einfach mal ohne finanzielle Zwänge testen, ob es das Richtige ist. Wir sind natürlich sehr darauf angewiesen, dass die Tennisvereine das mittragen, dass sie Mitgliedschaften zur Verfügung stellen, Stunden von den Trainern anbieten. Und das so professionell, dass die Kinder auch Lust bekommen und dann auch dabei bleiben. Viele Vereine suchen aber auch neue Mitglieder. Damit ist für alle Seiten dann eine Win-win-Situation. Wir sind jetzt im fünften Jahr, das Projekt hat sich etabliert. Andere Tennisverbände überlegen, es zu übernehmen. „Tennis for free“ wäre auch deutschlandweit ein fantastisches Projekt.

Darren, hast Du Julian und Michael mal im Fernsehen spielen sehen?

Darren: Nein, aber auf YouTube.

Warum spielst Du gerne?

Darren: Es macht sehr viel Spaß. Ja, es ist eigentlich sehr lustig, ist cool.

Stich: Was macht Dir denn besonders Spaß. Ist es der Wettkampf? Gewinnst Du gerne?

Darren: Ja.

Stich: Kannst Du auch ganz gut verlieren?

Darren: Nein.

Stich: Die wichtigste Voraussetzung ist, dass Spaß dabei ist und Leidenschaft. Ich kann ja nachvollziehen, dass Darren nicht gut verlieren kann. So war ich auch, wahrscheinlich noch ein bisschen schlimmer. Aber das gehört ja zur Leidenschaft dazu. Ich habe früher gesagt, Tennis ist ein Spiel, das muss gespielt werden und nicht gearbeitet. Da müssen wir wieder hinkommen. Gerade für die Kinder.