Dortmund. Im Halbfinale des DFB-Pokals kommt es heute mit der Partie zwischen den Münchnern und Borussia Dortmund zum vorgezogenen Endspiel.

Jürgen Klopp hat sich schon länger nicht mehr so angriffslustig gezeigt wie jetzt. Vor dem DFB-Pokal-Halbfinale bei Bayern München am Dienstag (20.30 Uhr/ARD, Sky) sieht sich der Bald-nicht-mehr-Trainer von Borussia Dortmund „auf Krawall gebürstet“. Mit einem blumenreichen Abschied vor dem Anpfiff, wie ihn sich FCB-Chef Karl-Heinz Rummenigge ausgedacht hatte, wolle er sich nicht weichkochen lassen. „Wenn wir unseren Plan durchgezogen haben, waren wir immer unangenehm für den Gegner“, unterstreicht Klopp stattdessen die Entschlossenheit vor seiner letzten Titelchance mit Schwarzgelb und dem letzten Akt eines Duells, das die letzten fünf Bundesligajahre geprägt hat wie kein anderes.

Es ist das 23. Spiel zwischen der Borussia und den Bayern wettbewerbsübergreifend, seitdem Klopp 2008 seinen Job beim BVB angetreten hat. Neunmal ging Dortmund als Sieger vom Platz, die Münchener einmal häufiger. Mit den beiden Meisterschaften in Folge und der 5:2-Pokaldemütigung im Doublejahr 2012 schafften es die Dortmunder, dem Branchenprimus gewaltig auf die Füße zu treten.

Robben könnte Comeback feiern

Vor allem Arjen Robben hatten es die Bayern dann zu verdanken, die Machtverhältnisse nach ihren Vorstellungen zurechtzurücken: Der Niederländer war mit seinen Toren Garant für die FCB-Siege im Champions-League-Endspiel 2013 (2:1 nach Verlängerung) und im Pokalfinale 2014 (2:0 nach Verlängerung). Folgt heute die Fortsetzung? Fünf Wochen nach seinem Bauchmuskelriss steht der Niederländer vor dem Comeback. Die Dortmunder ärgerten sich nach dem letzten großen Duell, weil Dante einen Kopfball von Hummels erst hinter der Linie weggespitzelt hatte, die ganze Liga diskutierte über die Einführung des Videobeweises. „Borussia Dortmund ist anders“, stichelte Jürgen Klopp damals in Richtung der Münchener, die selbst im Falle eines Sieges nicht so gut zu feiern wüssten wie der Revierclub.

Vor knapp zwei Wochen, als Klopp seinen Abschied verkündet hat, sprach der 47-Jährige noch von seinem letzten sportlichen Ziel, am Ende dieser verkorksten Saison doch noch auf ein großes Ereignis anstoßen zu können. „Noch einmal mit dem Laster über den Borsigplatz fahren“, sei sein Traum. Dafür müsste der Pokalsieg her. Klopp warnt nun aber davor, sein Vorhaben zu hoch zu hängen: „Die Jungs wollen auch alle den Pokalsieg.“ Und das nicht mal als Abschiedsgeschenk für den scheidenden Coach, dessen Amt zur neuen Spielzeit Thomas Tuchel übernimmt: „Ich kann keine Endzeitstimmung vernehmen, im Gegenteil: Wir genießen gerade die Zeit zusammen.“

Etliche Giftpfeile in der Vergangenheit

So wie die Jahre zuvor, in denen sich Dortmund zu einer europaweit beachteten Fußballmarke entwickelt hat. Klopp als Erfinder des Vollgasfußballs sowie Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke und Sportdirektor Michael Zorc, die die wirtschaftlichen Leitplanken vorgaben, führten in ihren die Rivalität zu den Bayern sportlich auf die Spitze. Auch abseits des Platzes sorgten sie für reichlich Unterhaltungswert. „Jetzt wissen wir, der Hammer hängt in Dortmund“, hatte Watzke als Auftakt etlicher Giftpfeile, die zwischen dem Revier und München hin- und herflogen, nach dem Pokalsieg 2012 getönt. Das Projekt, zweiter Leuchtturm neben den Münchnern zu werden, war da in vollem Gange und löste erhebliche Reaktionen aus. Der FCB schnappte sich erst Mario Götze, dann Robert Lewandowski – später wurde auch Marco Reus zum Zankapfel zwischen Watzke und Rummenigge. Was man als Adelung verstehen mag: Am liebsten zoffen sich die Bayern mit denen, die sie am meisten fürchten.

Auf taktische Schlachten mit Pep Guardiola und das Ballyhoo drumherum muss Klopp künftig verzichten. „Ich habe nicht vor, das alles ein Leben lang nicht mehr zu haben“, sagt er jedoch. Rummenigges angekündigter Blumenstrauß ist dabei nicht bloß als Seitenhieb zu verstehen, weil man im Ruhrgebiet wieder bloß mit dem Feldstecher den Bayern folgen kann. Es ist auch ein Zeichen des Respekts für Klopps Arbeit. Es ist ja nicht völlig aus der Welt gegriffen, dass ein gutes Verhältnis zwischen Klopp und dem FC Bayern eines Tages noch mal von Nutzen sein könnte.