Kaiserslautern. Ausgerechnet Lukas Podolski verhindert die Niederlage gegen Australien. Manuel Neuer steigt wieder ins Training ein und auf Bundestrainer Jogi Löw wartet noch viel Arbeit.

Gute Nachrichten, ein strahlender Lukas Podolski aber noch viel Arbeit für Löw. So könnte der Tag nach dem durchwachsenen 2:2-Testspiel gegen Australien zusammengefasst werden.

Wie erwartet konnte Torhüter Manuel Neuer nach seiner Schleimbeutelentzündung am Donnerstag wieder ins Training der deutschen Fußball-Nationalmannschaft eingestiegen. Einem Einsatz des Weltmeisters im wichtigen EM-Qualifikationsspiel am Sonntag (18 Uhr/RTL und im Liveticker auf abendblatt.de) in Tiflis gegen Georgien dürfte damit nichts im Wege stehen.

Bundestrainer Joachim Löw hatte den 28 Jahre alten Schlussmann des deutschen Rekordmeisters Bayern München am Mittwoch beim Länderspiel in Kaiserslautern gegen Australien (2:2) noch geschont. „Ja, Manuel wird auf jeden Fall fit“, hatte Löw mit Blick auf das Spiel in Georgien erklärt.

Löws Experiment scheiterte

Löw schien nach dem 2:2 (1:1) zum Jahresauftakt gegen Asienmeister Australien schon etwas ernüchtert, wie schlecht viele der von ihm geplanten Innovationen gegriffen hatten. „Auf Knopfdruck kann es nicht funktionieren“, sagte Löw vor allem mit Bezug auf das von ihm nach 45 Minuten abgebrochene Experiment einer Dreier-Abwehrkette: „Wenn man Veränderungen vornehmen will, benötigt das Zeit. Man braucht Spiele und Trainingseinheiten.“

Da Löw mit Blick auf die bisher holprige EM-Qualifikation mit nur sieben Punkten aus vier Spielen schon zuvor klargestellt hatte, dass „wir uns nicht mehr erlauben dürfen“, kann die Folgerung nur lauten, sich in den Pflichtspielen erst einmal auf das Vertraute und Erfolgreiche zu konzentrieren. „Wir werden das auch in Zukunft immer mal wieder ausprobieren“, betonte der 55-Jährige: „Ich bin immer bereit, das Risiko in solchen Spielen einzugehen.“

Hier geht es zur Einzelkritik

„Solche“ Spiele sind Testspiele, in denen laut Löw „immer mal Fehler passieren. Dafür sind sie da.“ Doch gegen die Australier waren es zu viele. Man habe „das Spiel nie gänzlich im Griff gehabt“, monierte der Bundestrainer, „weil wir defensiv nicht den richtigen Zugriff hatten“.

In Georgien alles wieder auf normal

Am Sonntag in Georgien wird Löw deshalb wohl bei Anpfiff zur Viererkette zurückkehren, die gegen Australien nicht eingesetzten Leistungsträger Manuel Neuer, Thomas Müller, Toni Kroos, Bastian Schweinsteiger, Mats Hummels und Jerome Boateng sind wieder gesetzt. Weil man im Training zu wenig Gelegenheit habe, Dinge einzustudieren, müsse man dies eben in den Spielen machen, meinte Weltmeister Christoph Kramer - mit der klaren Einschränkung: „Aber in der Quali können wir nichts mehr ausprobieren.“ Um diese Gelegenheit hat sich das DFB-Team mit dem Fehlstart selbst gebracht.

Podolski rettet Deutschland gegen Australien

Shkodran Mustafi (r.) grätscht Australiens Nathan Burns den Ball ab
Shkodran Mustafi (r.) grätscht Australiens Nathan Burns den Ball ab © dpa | Arne Dedert
Vor Spielbeginn drückten die Spieler ihr Mitgefühl mit den Opfern des Flugzeug-Unglücks aus
Vor Spielbeginn drückten die Spieler ihr Mitgefühl mit den Opfern des Flugzeug-Unglücks aus © dpa | Uwe Anspach
In einer Schweigeminute gedenken die Spieler den Opfern der Flugzeugkatastrophe in Frankreich
In einer Schweigeminute gedenken die Spieler den Opfern der Flugzeugkatastrophe in Frankreich © dpa | Thomas Frey
Die 46.000 Zuschauer im Fritz-Walter-Stadion in Kaiserslautern sorgten für eine tolle Atmosphäre im ersten Länderspiel des Jahres
Die 46.000 Zuschauer im Fritz-Walter-Stadion in Kaiserslautern sorgten für eine tolle Atmosphäre im ersten Länderspiel des Jahres © dpa | Thomas Frey
Bundestrainer Joachim Löw und Australiens Trainer Ange Postecoglou (l.)im freundschaftlichen Plausch vor Spielbeginn
Bundestrainer Joachim Löw und Australiens Trainer Ange Postecoglou (l.)im freundschaftlichen Plausch vor Spielbeginn © dpa | Uwe Anspach
Marco Reus ist in der 17. Minute zur Stelle und trifft zur 1:0-Führung
Marco Reus ist in der 17. Minute zur Stelle und trifft zur 1:0-Führung © dpa | Fredrik von Erichsen
Reus (r.) bedankt sich bei Sami Khedira, der den Treffer vorbereitet hatte
Reus (r.) bedankt sich bei Sami Khedira, der den Treffer vorbereitet hatte © dpa | Fredrik Von Erichsen
Khedira (2.v.r.) nimmt es gleich mit drei Australiern auf
Khedira (2.v.r.) nimmt es gleich mit drei Australiern auf © dpa | Arne Dedert
Shkodran Mustafi im Zweikampf mit Nathan Burns (l.)
Shkodran Mustafi im Zweikampf mit Nathan Burns (l.) © WITTERS | ThorstenWagner
Nathan Burns (r.) springt als einziger hoch und bringt einen harten Kopfball aufs Tor
Nathan Burns (r.) springt als einziger hoch und bringt einen harten Kopfball aufs Tor © dpa | Arne Dedert
Flügelflitzer Karim Bellarabi (M.) mit Duell mit Australiens McKay
Flügelflitzer Karim Bellarabi (M.) mit Duell mit Australiens McKay © WITTERS | ThorstenWagner
Torwart Ron-Robert Zieler sieht bei dem Freistoß-Treffer von Mile Jedinak (nicht im Bild) nicht gut aus
Torwart Ron-Robert Zieler sieht bei dem Freistoß-Treffer von Mile Jedinak (nicht im Bild) nicht gut aus © WITTERS | ThorstenWagner
Australiens Spieler begraben Mile Jedinak nach dem Führungstreffer zum 2:1
Australiens Spieler begraben Mile Jedinak nach dem Führungstreffer zum 2:1 © dpa | Arne Dedert
Shkodran Mustafi musste nach einer unsanften Landung auf der Schulter an der Seintenlinie behandelt werden
Shkodran Mustafi musste nach einer unsanften Landung auf der Schulter an der Seintenlinie behandelt werden © dpa | Thomas Frey
Joker Lukas Podolski (r.) wird von André Schürrle nach dem Treffer zum 2:2 gefeiert
Joker Lukas Podolski (r.) wird von André Schürrle nach dem Treffer zum 2:2 gefeiert © dpa | Uwe Anspach
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Bezeichnend war, dass schon am Mittwoch keine taktische Finesse und kein aufstrebender Neuling die Niederlage vermied, sondern der von vielen schon als Auslaufmodell bezeichnete Lukas Podolski. Der Joker, dessen Nominierung angesichts seiner schon Monate dauernden Krise kritisch hinterfragt wurde, erzielte neun Minuten vor dem Ende das 2:2, nachdem James Troisi (40.) und Mile Jedinak (50.) das Spiel nach Marco Reus’ Führungstor (17.) erst einmal gedreht hatten.

„Ich bin immer gut drauf“

Und mehr noch: Erst durch die Einwechslung des 29-Jährigen, der mit seinem 48. Treffer Rudi Völler und Jürgen Klinsmann in der ewigen Torschützenliste überholte, ging ein Ruck durch die Fans und auch das Team.

„Ich bin immer gut drauf“, beschrieb Podolski nach seinem 122. Länderspiel sein ebenso einfaches wie einleuchtendes Erfolgsrezept und fragte: „Soll ich mich in den Boden stecken und mit Fußball aufhören?“

Doch Podolski war einer der wenigen, die am Mittwochabend strahlend durch die Katakomben auf dem Kaiserslauterer Betzenberg liefen. Man habe noch „viel Luft nach oben“, konstatierte Ilkay Gündogan, der bei seinem Comeback nach 588 Tagen stark anfing, ehe er körperlich nachließ: „Gut, dass es nur ein Test war und kein Qualispiel.“

„Wir werden dort gewinnen“

Holger Badstuber musste bei der Rückkehr nach 888 Tagen sogar gleich wieder angeschlagen ausgewechselt werden (leichte Entzündung im Ansatz des Hüftbeugers). Auch für das Comeback-Duo galt: Gute Ansätze, aber noch viel Nachholbedarf. „Beide werden Wochen, vielleicht Monate brauchen, um wieder die überragende Form zu bekommen, die sie vorher hatten“, meinte der Bundestrainer: „Auf Topniveau sind sie noch nicht, aber für diesen Zeitpunkt war es absolut in Ordnung.“

„In Ordnung“ wird am Sonntag beim Weltranglisten-126. in Tiflis aber nicht ausreichen. „Wir müssen die Spannung erhöhen und werden das Spiel dort mit noch mehr Konzentration angehen“, erklärte Löw und Mario Götze versprach: „Wir werden dort gewinnen.“

Ein erneuter Patzer würde die EM-Teilnahme ernsthaft gefährden. „Wenn wir diese drei Punkte nicht holen“, mahnte Podolski: „Sieht es zwar nicht dramatisch aus - aber auch nicht so gut.“ Die Experimente aus Löws „Masterplan“ müssen deshalb erst einmal hintenan stehen.

(sid)