Sensation: Bielefeld wirft Bremen aus dem Pokal. Damit stehen auch in diesem Jahr nicht ausschließlich Bundesligisten im Viertelfinale.

Die DFB-Pokal-Helden von Arminia Bielefeld haben die Sensation geschafft und das erste bundesligainterne Viertelfinale seit 26 Jahren verhindert. Der Tabellenführer der 3. Liga warf den hohen Favoriten Werder Bremen im Achtelfinale mit 3:1 (1:0) aus dem Wettbewerb und steht als einziger unterklassiger Klub in der Runde der letzten Acht, die am Mittwoch auch Bayern München, Borussia Mönchengladbach und der VfL Wolfsburg erreichten.

Der Rekordpokalsieger aus München bezwang den Zweitligisten Eintracht Braunschweig mit 2:0 (1:0), Wolfsburg setzte sich beim lange auf Augenhöhe mitspielenden Zweitligisten RB Leipzig mit 2:0 (1:0) durch. Mönchengladbach gewann beim Viertligisten Kickers Offenbach mühsam 2:0 (0:0).

Am Dienstag hatten sich bereits Bayer Leverkusen, Borussia Dortmund, der SC Freiburg und 1899 Hoffenheim einen Platz im Viertelfinale am 7. und 8. April erspielt. Die Auslosung findet am Sonntag im Rahmen der ARD-Sportschau (ab 18.00 Uhr) statt.

Die vom früheren Bremer Profi Norbert Meier (1980 bis 1989) trainierten Bielefelder zogen erst zum dritten Mal nach den beiden Halbfinal-Einzügen 2005 und 2006 ins Viertelfinale ein, Bremen kam seit dem Finale 2010 (0:4 gegen die Bayern) nicht mehr über die Runde der letzten 16 hinaus.

Die Tore für den langjährigen Bundesligisten Bielefeld erzielten Manuel Junglas (32./84.) und Sebastian Schuppan (57.). Werder kam nur zum zwischenzeitlichen Anschlusstor durch Clemens Fritz (76.), der kurz vor Schluss wegen wiederholten Foulspiels die Gelb-Rote Karte sah (89.).

Bayern glanzlos weiter

Titelverteidiger Bayern München nimmt weiter Kurs auf den dritten DFB-Pokalsieg in Serie. Der Rekordchampion musste sich allerdings am Mittwochabend im Achtelfinale mit einem unspektakulären 2:0 (1:0) gegen den tapferen Fußball-Zweitligisten Eintracht Braunschweig begnügen. David Alaba mit einem Freistoßtraumtor (45.+1 Minute) und Weltmeister Mario Götze (57.) sorgten vor 75.000 Zuschauern in der ausverkauften Münchner Arena für den Einzug ins Viertelfinale (7./8. April). Die Gäste durften stolz sein, sich besser als etliche Bundesligisten in München verkauft zu haben.

Bayern-Coach Pep Guardiola dokumentierte mit einer „Rotation light“, dass er die Pokal-Aufgabe gegen den Bundesliga-Absteiger keinesfalls unterschätzte. Nur Xabi Alonso und Dante kamen für Thomas Müller und Holger Badstuber neu in die Mannschaft. Natürlich diktierte der Rekordmeister das Spielgeschehen, aber die Gäste wehrten sich defensiv gut organisiert und mit aufopferungsvollem Kampf.

Ins Bayern-Spiel schlichen sich nach ersten Schüssen von Arjen Robben (7.) und Rafinha (17.) immer mehr Ungenauigkeiten. Selbst einem Ausnahmekönner wie Franck Ribéry unterliefen ungewöhnlich viele Fehlpässe, auch der unkonzentriert wirkende Nationaltorwart Manuel Neuer schlug den Ball wiederholt direkt zum Gegner.

Die Brust der Niedersachsen wurde mit jedem Ballgewinn und jedem erfolgreichen Zweikampf breiter. Das gut eingestellte Team von Trainer Torsten Lieberknecht startete sogar einige im Ansatz aussichtsreiche Konterattacken. Seung-Woo Ryu schoss dabei ans Außennetz (26.). Nachdem Robert Lewandowski auf Zuspiel von Robben das Tor verfehlt hatte (38.), schienen die Braunschweiger tatsächlich mit einem beachtlichen 0:0 in die Pause zu kommen.

Aber dann trat Schiedsrichter Jochen Drees in Aktion: Er pfiff einen von Braunschweiger Seite heftig angezweifelten Freistoß nach einem Zweikampf zwischen Mirko Boland und Bayern-Star Robben. Alaba nahm aus über 20 Metern halbrechter Position Maß und hämmerte den Ball mit traumhafter Präzision unter die Latte - 1:0. Es war bereits das dritte Tor des Österreichers im laufenden Wettbewerb.

Anders als zuletzt der HSV (0:8), Paderborn (0:6) und Köln (1:4) in der Bundesliga gingen die Braunschweiger jedoch auch nach diesem psychologischen Tiefschlag nicht unter. Die Münchner Torfabrik lief nie heiß, auch wenn Weltmeister Götze mit einer feinen Einzelaktion erst zwei Gegenspieler austanzte und dann eiskalt zum 2:0 abschloss.

Die einseitige Partie plätscherte weiter so dahin. Die Bayern-Stars taten nicht mehr als nötig. Guardiola konnte sich problemlos den Luxus leisten, Topstars wie Ribéry und Robben vorzeitig vom Platz zu nehmen und für kommende schwierigere Aufgaben zu schonen. Der eingewechselte Thomas Müller hätte noch auf 3:0 erhöhen können. Eine Überraschung der offensiv limitierten Braunschweiger lag während der 90 Minuten nicht einmal ansatzweise in der Luft.

Wolfsburg schlägt Leipzig im Duell der Konzern-Klubs

Auch ohne den ganz großen Glanz hat der VfL Wolfsburg souverän das Viertelfinale im DFB-Pokal erreicht. Dem zuletzt so spektakulär aufspielenden Bundesliga-Zweiten reichte im Duell der Konzern-Klubs beim ambitionierten Zweitligisten RB Leipzig ein abgeklärter Ergebnis-Fußball zum 2:0 (1:0).

Für die seit 15 Pflichtspielen ungeschlagenen Wölfe trafen Daniel Caligiuri (20.) und Timm Klose (57.) zum dritten Viertelfinal-Einzug in Folge. Die Vorarbeit zum 1:0 kam von Offensivstar Kevin de Bruyne, der damit in dieser Saison bereits auf 20 Torvorlagen kommt.

„Ich freue mich, dass ich der Mannschaft mit meinem Tor helfen konnte. Wir tanzen noch auf drei Hochzeiten und wollen natürlich im Pokal so weit kommen wie möglich. Und dazu mussten wir eine so starke Zweitliga-Mannschaft wie Leipzig schlagen“, meinte Klose.

Vor 43.348 Zuschauern in der erstmals bei einem RB-Pflichtspiel ausverkauften WM-Arena hielten die Leipziger lange gut mit. Für eine erneute Überraschung wie beim Pokaltriumph gegen Wolfsburg vor vier Jahren fehlte den Bullen am Ende aber das Glück und auch etwas die Qualität.

VfL-Trainer Dieter Hecking, der als Spieler 1993 mit dem VfB Leipzig (heute Lok Leipzig) in die Bundesliga aufgestiegen war, nahm trotz der Dreifachbelastung nur zwei Startelf-Änderungen im Vergleich zum Sieg in Bremen (5:3) vor. Unter anderem durfte Weltmeister André Schürrle wieder von Beginn an auflaufen.

In den Anfangsminuten stand aber wieder einmal Bas Dost im Mittelpunkt. Der zuletzt so treffsichere Niederländer scheiterte jedoch zweimal in aussichtsreicher Position (5. und 9). Die Leipziger versteckten sich nicht und kamen mit schnellen Kontern nach Ballgewinnen zu guten Chancen durch Lukas Klostermann (17.) und Omer Damari (19.).

Fast im Gegenzug spielte aber der VfL beim Führungstreffer durch Caligiuri seine Klasse aus. Der Rückstand schockte die Hausherren nur kurz. Vor allem über den schnellen und trickreichen Emil Forsberg kämpften sich die Bullen, die ab der 43. Minute ohne ihren verletzten Abwehrchef Tim Sebastian auskommen mussten, zurück ins Spiel.

Nach dem Seitenwechsel suchte der Zweitliga-Aufsteiger noch kompromissloser den Weg in die Offensive. Dadurch ergaben sich für Wolfsburg mehr Räume zum Kontern über die schnellen de Bruyne und Schürrle. Das 2:0 durch Klose fiel aber nach einem Eckball. Danach sangen die mitgereisten VfL-Fans: „Über Leipzig fahr’n wir nach Berlin!“

Neben dem starken Forsberg gefiel bei Leipzig auch der künftige Bayern-München-Profi Joshua Kimmich. Wolfsburg hatte in dem Torschützen Caligiuri und Torhüter Diego Benaglio seine besten Akteure.

Gladbach müht sich ins Viertelfinale

Max Kruse und Patrick Herrmann haben Borussia Mönchengladbach vor der nächsten bitteren Pokal-Pleite bewahrt. Sechs Tage nach dem Aus in der Europa League erreichte der Tabellendritte der Fußball-Bundesliga durch ein 2:0 (0:0) beim Viertligisten Kickers Offenbach mit viel Mühe das Viertelfinale des DFB-Pokals. In Europa war in der vergangenen Woche in der Zwischenrunde Endstation.

Nationalspieler Kruse traf per Handelfmeter erst in der zweiten Halbzeit (52.) zur Führung für das Team von Trainer Lucien Favre, das gegen die aufopferungsvoll kämpfenden Amateure aus der Regionalliga Südwest aber vor allem in der ersten Halbzeit große Schwierigkeiten hatte. Für die Entscheidung sorgte Herrmann (83.).

Die 20.500 Zuschauern im ausverkauften Stadion am Bieberer Berg hofften am Ende vergebens auf die Sensation - im Viertelfinale (7./8. April) steht damit kein Amateurklub mehr.

Favre hatte sein Team nach der 2:0-Generalprobe gegen den SC Paderborn auf mehreren Position verändert. Von Beginn an spielte unter anderem der Ex-Offenbacher André Hahn (fünf Tore in 44 Kickers-Spielen), der schon vor dem Anpfiff von den OFC-Fans mit Sprechchören gefeiert wurde.

Wie ein Champions-League-Aspirant präsentierten sich die Gäste in der ersten Halbzeit wahrlich nicht. Das Spiel machten die Amateure, die mit hohem Kraftaufwand um jeden Zentimeter Rasen kämpften. Selbst Gladbach-Torwart Yann Sommer wurde bei nahezu jeder Aktion früh gestört.

Dabei war der Pokal-Knaller für den OFC ein Kaltstart ins neue Jahr. Seit 92 Tagen hatte der souveräne Tabellenführer der Regionalliga Südwest kein Pflichtspiel mehr absolviert. Trotzdem „werden sie für uns bereit sein“, hatte Favre zu Recht gewarnt.

Vor allem aber zeigte das Team des Schweizers selbst zunächst viel zu wenig. Die Gladbacher ließen den Ball trotz klarer technischer Überlegenheit nur sehr schleppend laufen. Die erste echte Chance hatten die Gäste, weil OFC-Innenverteidiger Stefano Maier den Ball nach einer Hereingabe von Oscar Wendt an den eigenen Pfosten (9.) grätschte.

Viel mehr kam von Gladbach danach bis zum Halbzeitpfiff nicht. Nach dem Wechsel ergaben sich mehr Räume, Kruses Elfmetertreffer gab den Gästen zudem mehr Sicherheit. Markus Müller hatte den Ball zuvor im eigenen Strafraum mit der Hand gespielt. In der Folge machten die Gladbacher aber zu wenig aus ihrer Überlegenheit.

Beste Offenbacher waren Benjamin Pintol und Klaus Gjasula, bei den Gäste vom Niederrhein überzeugten die Torschützen Herrmann und Kruse.