Der zweifache Weltmeister Paul Biedermann musste sich mit Platz zwei begnügen. Dafür holten die „fantastischen Vier“ einen Sensationstitel.

Budapest. Der Traum vom erneuten Doublegewinn ist für Doppel-Weltmeister Paul Biedermann gleich zum Auftakt der Schwimm-EM geplatzt. Er landete auf Platz zwei über 400 m Freistil und musste sich mit Silber begnügen. Dafür sorgten die neuen Golden Girls der 4x100-m-Freistilstaffel auch ohne Britta Steffen für den ersten Titel im Becken von Budapest. Die Männerstaffel belegte mit Biedermann Platz fünf.

Die „fantastischen Vier“ waren außer Rand und Band. „Das ist fantastisch. Das ist ein Hammer“, sagte Daniela Schreiber, die das Quartett des Deutschen Schwimm-Verbandes (DSV) zum Sieg geführt hatte. In 3:37,72 Minuten blieben Daniela Samulski (Essen), Silke Lippok (Pforzheim), Lisa Vitting (Essen) und Schreiber (Halle/Saale) vor Großbritannien (3:38,57) und Schweden (3:38,81).

„Wir hatten eigentlich gedacht, dass wir es ohne Britta nicht schaffen. Ich habe alles rausgeballert“, sagte Schreiber weiter. Lob gab es von Steffen: „Die Mädels haben ihre Sache super gemacht.“

Der geschlagene Biedermann bekam unterdessen einen Kuss von Freundin Steffen. Den Trost konnte Deutschlands Sportler des Jahres 2009 gut gebrauchen. In 3:46,30 Minuten musste sich Biedermann um 13 Hundertstelsekunden dem 18 Jahre alten französischen Shootingstar Yannick Agnel geschlagen geben.

Biedermann zeigte nach dem Rennen Größe, gratulierte Agnel direkt nach dem Anschlag und gab sich als fairer Verlierer. „Yannick hat verdient gewonnen, er hat die ganze Zeit geführt“, sagte der 24-Jährige aus Halle/Saale und übte auch Selbstkritik: „Ich bin zu langsam angegangen und habe zu spät angezogen. Das wird mir eine Lehre sein.“

Unter den Augen von Doppel-Olympiasiegerin Steffen, die mit Biedermanns Familie auf der Tribüne die Daumen drückte, gab der 24-Jährige aus Halle/Saale alles, kam aber einfach nicht an Agnel vorbei. Clemens Rapp aus Bad Saulgau, der lange Zeit auf Platz drei gelegen hatte, wurde Siebter (3:49,27).

„Die 400 m sind in diesem Jahr nicht so mein Ding. Vielleicht sind sie mir zu lang geworden“, sagte Biedermann. Damit spielte er auch auf die fehlenden Wunderanzüge an, die zu Beginn des Jahres verboten worden waren. Agnel jubelte: „Genial. Es war ein richtiges Duell.“

Britta Steffen meinte: „Paul war sehr konzentriert, da habe ich ihn in Ruhe gelassen. Ich war sehr aufgeregt und habe die Daumen ganz fest gedrückt.“ Vor vier Jahren hatte Steffen an gleicher Stätte viermal Gold gewonnen, die EM diesmal wegen gesundheitlicher Probleme abgesagt.

Mit der 4x100m-Freistilstaffel kam Biedermann mit den Brüdern Steffen und Markus Deibler (beide Hamburg) und Stefan Herbst (Leipzig) trotz deutschem Rekord in 3:15,97 Minuten nicht über Rang fünf hinaus. Gold gewann Russland (3:12,46).

Biedermann will sich nun auf die 200 m Freistil konzentrieren und dort am Mittwoch seinen Titel erfolgreich verteidigen. Über seine Weltrekordstrecke geht Biedermnn als Favorit an den Start. Agnel startet dort nicht.

Medaillenambitionen unterstrich Kurzbahn-Weltrekordler Steffen Deibler über seine Paradestrecke 50 m Schmetterling als Dritter der Halbfinals (23,56). Mit Mühe schaffte der Essener Hendrik Feldwehr als Achter über 100 m Brust (1:01,23) den Einzug in den Endlauf am Dienstag. Marco Koch (Darmstadt) war als 24. vorzeitig auf der Strecke geblieben. Jenny Mensing (Wiesbaden) zog über 200 m Rücken als Fünfte (2:12,23) in den Endlauf ein.