Florian Mayer ist der erste deutsche Tennisspieler seit Thomas Haas, der im Halbfinale des Tennistuniers am Rothenbaum steht.

Hamburg. Der Bayreuther Florian Mayer steht als erster Deutscher seit 13 Jahren im Halbfinale der German Open in Hamburg. Zuletzt hatte Thomas Haas die Vorschlussrunde der mit 1,1 Millionen Euro dotierten Traditionsveranstaltung am Rothenbaum erreicht. Mayer gewann am Freitag mit lautstarker Unterstützung der 7500 Zuschauer mit 6:7 (3:7), 6:2, 6:3 gegen den ehemaligen Weltranglisten-Ersten Juan Carlos Ferrero und spielt nun gegen den Gewinner der Partie Andrej Golubew (Kasachstan)/Denis Istomin (Usbekistan). „Das Turnier braucht dringend einen Deutschen, der es gewinnt“, sagte Turnierdirektor Michael Stich.

Mayer warf sich nach dem Zweieinhalb-Stunden-Match rücklings auf den Platz und riss die Arme hoch. „Ich bin überwältigt, ich habe einfach den Kopf ausgeschaltet. Irgendwie hat es funktioniert“, sagte der 1,90-Meter-Schlacks: „Die Unterstützung des Publikums war unglaublich, ich hoffe, dass morgen noch mehr Leute kommen, dann schaffe ich es ja vielleicht auch ins Finale.“ Gefeiert werde deswegen auch nicht, beteuerte er.

Im zweiten Halbfinale stehen sich am Samstag Wimbledon- Doppelsieger Jürgen Melzer (Österreich) und der Italiener Andreas Seppi gegenüber. Der Österreicher, der an der Seite von Philipp Petzschner (Bayreuth) in London triumphiert hatte, gewann mit 6:4, 6:1 gegen den Italiener Potito Starace. Seppi setzte sich in einem mehr als drei Stunden dauernden Match mit 7:5 (7:0), 5:7, 7:5 gegen Kohlschreiber-Bezwinger Thomaz Bellucci aus Brasilien durch. „Flo“ Mayer begann seine Partie forsch mit einem Break zum 3:1. Doch dann fand er plötzlich kein Mittel gegen die guten Aufschläge des „Moskito“ genannten Spaniers und musste gleich ein Re-Break nach einem Netzroller hinnehmen.

Auch im Tiebreak führte Mayer mit 2:1, danach gingen die Schläge mit seiner beidhändigen Rückhand allerdings zu oft ins Aus. Er schmiss den Schläger und verlor mit 3:7 gegen den routinierten 30-Jährigen. Auch die Anfeuerungsrufe auf dem gut gefüllten Centre Court halfen dem aufstrebenden 54. der ATP-Tour zunächst nicht. Ferrero ist zwar nur noch die Nummer 21 der Welt und in der Hansestadt an sechs gesetzt, in den entscheidenden Momenten war der Sandplatzspezialist zunächst aber einen Tick besser. Und dass, obwohl er im Turnier bereits zweimal über die volle Distanz von drei Sätzen gehen musste.

Im zweiten Durchgang konnte Mayer ein frühes Break zum 2:1 dann aber halten. Als sich ein Wolkenbruch über Hamburg entlud, behielt er bei geschlossenem Dach über dem Centre Court die Nerven. Von der am Vortag erlittenen Leistenzerrung war ihm nichts mehr anzumerken, ein zweites Break zum 5:2 ebnete den Satzgewinn.

Mit dem Regen verlor Ferrero die Zuversicht – Mayer breakte ihn sofort im dritten Satz. Der Spanier nahm eine Verletzungspause und ließ sich am Oberschenkel behandeln. Danach brachte der Bayer die Partie mit starken Aufschlägen und guter Beinarbeit nach Hause. Nach zweieinhalb Stunden verwandelte er den zweiten Matchball zum 6:3 und ließ sich lang auf die Grundlinie fallen.

Mit der couragierten Leistung empfahl sich Mayer nachdrücklich für einen Davis-Cup-Einsatz im Abstiegsspiel vom 17. bis 19. September gegen Südafrika auf Asche. „Zurzeit fühle ich mich echt wohl auf Sand, ich werde immer selbstbewusster und aggressiver“, sagte der

1,90 Meter große Profi dieser Tage.

Der erste Halbfinalist bei den German Open am Rothenbaum, der feststand war Andreas Seppi. Der Name liest sich jedoch etwas überraschend: Andreas Seppi (ATP 70). Der Italiener setzte sich im Viertelfinale gegen den brasilianischen Kohlschreiber-Bezwinger Thomz Bellucci (ATP 22) mit 7:6 (7:0), 5:7 und 7:5 durch.

Am Ende des mit drei Stunden und 11 Minuten bisher längsten Turniermatches, stellte der in Bozen geborene Seppi, seine bishergie Bestmarke am Hamburger Rothenbaum ein. Dabei kam er zunächst gar nicht gut ins Spiel. Im ersten Satz hatte er sogar bereits 1:4 hinten gelegen, ehe er ihn doch noch zu seinen Gunsten drehen konnte. Auch in der Folge entwickelte sich ein packendes Spiel, ohne sichtbare Vorteile für einen der Beiden. Sie glänzten vor allem durch ihr starkes Spiel von der Grundlinie, kamen aber nur sehr selten ans Netz. Eine Variante, die sich in diesem Turnier immer größerer Beliebtheit erfreut, nämlich der Stop, entschied einige enge Ballwechsel.

Am Ende war Seppi oben auf. Sein zweites Hamburger Halbfinale nach 2008. Nach dem Spiel sagte er in perfektem Deutsch, er hat eine deutsche Mutter, folgendes: „Ich habe gut gefightet. Es ist für mich ein großes Ereignis hier im Halbfinale zu stehen.“

Gegner von Seppi wird Jürgen Melzer

Der Gegner von Andreas Seppi steht auch schon fest. Jürgen Melzer (ATP 15) aus Österreich verhinderte ein rein italienisches Finale und setzte sich gegen Potito Starace (ATP 72) nach einer Stunde und 8 Minuten mit 6:4 und 6:1 durch. Er bestätigte somit, wieso er von vielen im Vorfeld als einer der Topfavoriten auf den Titel galt.

Melzer war seinem Gegner von Anfang an in allen Belängen überlegen und tat infolgedessen nicht mehr als nötig war. Starace musste sich nach dem Spiel eingestehen, dass ein Melzer in dieser Form eine Nummer zu groß für ihn ist. Melzer spielte sehr solide, ohne sich größere Fehler zu leisten, anders als sein Kontrahent, was letztlich den Ausschlag zum klaren Sieg gab. Im Halbfinale gegen Seppi ist Melzer, trotz einer negativen Bilanz von 1:2, der klare Favorit.