Für die deutschen Hockey-Damen und -Herren könnte es bei der Hallen-WM in Leipzig kaum besser laufen. Die Frauen machten Freitagabend bereits das Halbfinale klar, die Herren müssen Sonnabend ran.

Leipzig. Drei Spielerinnen vom Uhlenhorster HC haben die deutschen Hockeydamen bei der 4. Hallen-WM ins Halbfinale geführt. Beim 2:1 (0:1)-Erfolg im Viertelfinale am Freitagabend vor 3300 Zuschauern in der Arena Leipzig gegen Polen war Torhüterin Yvonne Frank mit einer Weltklasseleistung die Garantin fürs Weiterkommen. Kapitänin Katharina Otte glich die polnische Führung durch Paulina Okaj (3.) in der 23. Minute per Strafecke aus, ehe Kristina Hillmann acht Minuten vor Schluss mit einem Flachschuss aus der Drehung für den hart erkämpften, aber verdienten Sieg sorgte. Im Halbfinale trifft der Titelverteidiger nun am Sonnabend (16 Uhr) auf Österreich, das sich im Viertelfinale mit 5:4 nach Penaltyschießen gegen Weißrussland durchgesetzt hatte.

„Es war das erwartet schwere Spiel gegen eine polnische Mannschaft, die sehr gut verteidigt und stark gekontert hat“, sagte Bundestrainer Jamilon Mülders, der in der Halbzeitpause vor allem die mangelnde Kreativität im Angriffsspiel kritisierte. „Wir waren viel zu statisch und haben die Konter schlecht abgesichert. Das haben wir in der zweiten Halbzeit viel besser gemacht“, sagte er. Torhüterin Frank hatte ihr Team in der ersten Halbzeit nach dem ersten Rückstand des gesamten Turniers vor weiteren Gegentreffern bewahrt. „Ich bin froh, dass ich dem Team helfen konnte und dass ich mal ein Spiel hatte, in das ich richtig eingebunden war“, sagte die Hamburgerin, „wir sind zum Glück so gefestigt, dass wir immer daran geglaubt haben, den Rückstand umbiegen zu können.“

Das gelang, weil Otte die vierte von insgesamt sechs Strafecken verwandelte und Hillmann das Team für ein sehr couragiertes und vor allem ruhiges Angriffsspiel in der zweiten Hälfte belohnte. „Ich hatte nie Angst, dass wir verlieren könnten“, sagte die Siegtorschützin. „Ich glaube, dass dieses Spiel für unsere Entwicklung sehr wichtig war. Nachdem wir mit fünf klaren Siegen durch die Hauptrunde marschiert sind, war es gut zu sehen, dass wir auch ein so enges Spiel gewinnen können.“

Mit einem souveränen 5:1 (2:1)-Erfolg gegen Australien hatten die DHB-Damen am Freitagmittag den Gruppensieg geschafft. Gegen die bis dato unbesiegten Australierinnen war einzig die schwache Chancen- und Strafeckenverwertung zu kritisieren. Deshalb dauerte es 15 Minuten, ehe Anne Schröder vom Club an der Alster mit einem Doppelschlag die sehr tief stehende Deckung des Gegners aushebeln konnte. Mit der Halbzeitsirene konnte Australiens Kapitänin Emma McLeish zwar den Anschlusstreffer per Strafecke erzielen, nach der Pause spielte jedoch nur noch das deutsche Team und zog durch ein Eckentor von Mülheims Katharina Windfeder und zwei Treffer der Mannheimerin Charlotte van Bodegom auf 5:1 davon.

Gegen Österreich hatten die deutschen Damen in der Vorrunde einen 10:1-Kantersieg gefeiert. „Dieses Spiel hat für mich überhaupt keine Bedeutung mehr. Wir werden wieder mit Vollgas angreifen, und ob wir dann wieder 10:1 gewinnen oder 2:0, das ist völlig egal. In einem Halbfinale zählt nur der Sieg“, sagte Mülders. „Wir sollten das Spiel von Null angehen und nicht an das Gruppenspiel denken, denn ein Halbfinale ist etwas ganz anderes. Dennoch gibt es uns natürlich Selbstvertrauen zu wissen, dass wir Österreich schon einmal klar besiegt haben“, sagte Hillmann.

Die deutschen Herren zogen am Freitagnachmittag ebenfalls als Gruppensieger ins Viertelfinale ein, in dem am Sonnabend (12 Uhr) die Schweiz der Gegner ist. Im letzten Vorrundenspiel, das nach dem 2:2 zwischen Verfolger Österreich und Tschechien bedeutungslos geworden war, bezwang die Auswahl von Bundestrainer Stefan Kermas Australien mit 9:4 (6:3). Bester Torschütze war einmal mehr der Großflottbeker Alexander Otte mit drei Treffern. Der Mülheimer Thilo Stralkowski traf doppelt, Moritz Fürste (Uhlenhorster HC), Tobias Hauke (Harvestehuder THC), der Mülheimer Ferdinand Weinke und Mannheims Fabian Pehlke je einmal.

„Heute ging es darum, Abläufe zu verinnerlichen und den Zuschauern etwas zu bieten. Offensiv haben wir es gut gemacht, defensiv gibt es sicherlich noch einiges zu verbessern“, sagte Torjäger Otte. „Australien hat sehr robust gespielt und uns alles abverlangt, das war wichtig. Die Schweiz ist ein konzeptionell sehr gut strukturierter Gegner, den wir nicht unterschätzen werden“, sagte Kapitän Hauke, der auf seinen HTHC-Teamkollegen Yanik Kloter treffen wird. Zudem werden die Schweizer vom früheren HTHC-Bundesligaspieler Christian Stengler trainiert.

Bundestrainer Kermas erwartet gegen die Schweiz „eine harte Prüfung. Es ist ein K.-o.-Spiel, das ist immer etwas Besonderes. Aber wir haben uns gut eingespielt, sind gut vorbereitet und müssen unsere Stärken zur Geltung bringen, dann werden wir ins Halbfinale einziehen“, sagte er. Nachdem gegen Australien Felix Reuß vom Club an der Alster im Tor gestanden hatte, vertraut Kermas gegen die Schweiz wieder auf HTHC-Keeper Tobias Walter. „Ich möchte beide im Turnier halten. Sie haben beide bewiesen, dass sie ein toller Rückhalt sind.“