Mit Verzögerung kommt Kritik am FC Bayern für das Testspiel in Saudi-Arabien. Fußballer könnten durchaus mal ein Zeichen setzen, erklärte etwa die Vorsitzende des Sportausschusses. Saudi-Arabien werden zahlreiche Menschenrechtsverletzungen vorgeworfen.

München. Der FC Bayern München ist für seinen Testspiel-Ausflug nach Saudi-Arabien von deutschen Spitzenpolitikern kritisiert worden. „Fußballer müssen ja keine Politiker sein, aber sie sollen sich der Menschenrechtslage bewusst sein und durchaus mal ein Zeichen setzen“, sagte Dagmar Freitag (SPD) als Vorsitzende des Sportausschusses im Bundestag der „Süddeutschen Zeitung“. Die Münchner hatten am Sonnabend auf ihrer Rückreise aus dem Trainingslager in Katar ein Testspiel gegen Al-Hilal in Riad mit 4:1 gewonnen.

Dem islamischen Königreich werden zahlreiche Menschenrechtsverstöße und die Diskriminierung von Frauen vorgeworfen. Erst in der vergangenen Woche sorgte der Umgang der Justiz mit dem Blogger Raif Badawi für internationale Proteste. Der 30-Jährige war wegen Beleidigung des Islams zu zehn Jahren Haft und insgesamt 1000 Schlägen verurteilt worden.

Die Reise des FC Bayern, die am Sonntag in München endete, wurde nach Angaben eines Sprechers von einem Sponsor (VW) finanziert. Geld von den Gastgebern in Saudi-Arabien habe der Verein nicht erhalten, betonte der Club in der „SZ“. Am Dienstag wollte sich der Club nicht weitergehend äußern. Auch von VW war zunächst eine Stellungnahme nicht zu bekommen.

Der Menschenrechtsbeauftragte der Bundesregierung, Christoph Strässer, hatte im Gespräch mit der „SZ“ gemahnt, bei Sportveranstaltungen nicht die Augen vor der Menschenrechtslage in Saudi-Arabien zu verschließen.

Harte Kritik an Bayern von Spitzenpolitikern


„Wer in solche Länder fährt, muss wissen, was dort passiert“, sagte Strässer. „Ich fände es sinnvoll, dass man sich in öffentlichen Erklärungen auch zur Menschenrechtslage äußert.“ Die Bestrafung von Badawi stelle nochmal eine Ausnahmesituation dar. „Unter diesen Umständen würde ich ein solches Spiel absagen“, sagte der SPD-Politiker.

Der CSU-Abgeordnete Stephan Mayer – ebenfalls Mitglied im Sportausschuss – hält die Kritik für überzogen. „Man sollte Sport und Sportpolitik nicht zu stark mit Menschenrechtspolitik in Verbindung bringen, insbesondere wenn es einzelne Fußballvereine betrifft“, sagte der bayerische Politiker. „Es geht hier um die Reise eines Vereins und nicht um ein offizielles Turnier oder einen Wettbewerb, der von einer Organisation wie der Fifa oder der Uefa ausgetragen wird.“

Er habe kein Verständnis für die viel „zu harte und unmenschliche Bestrafung“ des Bloggers, fügte Mayer hinzu. Auf solche Ereignisse könne ein Verein aber nicht kurzfristig reagieren und ein Spiel absagen. „Derartige Freundschaftsspiele wie das in Saudi-Arabien oder das Trainingslager in Katar sind über Monate hinweg geplant und vereinbart worden.“

Guardiola schweigt zur Thematik der Menschenrechte


Trainer Pep Guardiola hatte in Doha keine Stellung zur Thematik der Menschenrechte bezogen. Man sei nur einen Tag in Saudi-Arabien und habe wenig Zeit, etwas zu sehen, sagte der Spanier. Man wolle für die Leute dort spielen und diese sollten überragende Spieler sehen können. Saudi-Arabien sei kulturell ein komplett anderes Land.

Nach dem 4:1 im Test am Samstag in Riad soll es laut „Bild“ (Dienstag) auch Unmut beim Gastgeber gegeben haben. Die arabische Top-Mannschaft soll nach dem Spiel nicht in den Saal gekommen sein, in dem die Münchner ihr Dinner abhielten. Dabei soll es sich nach Bayern-Angaben um ein Missverständnis gehandelt haben, man habe auf den Gegner gewartet. Als Gastclub habe man allerdings nicht über die Zugangsberichtigungen vor Ort bestimmen können, hieß es von Vereinsseite.