Markus Deibler ist nur neun Tage nach seinem Kurzbahn-Weltrekord völlig unerwartet zurückgetreten. Sein Cheftrainer bedauert die Entscheidung: „Schwimmer dieser Güteklasse gibt es nicht viele.“

Hamburg. Keine zwei Wochen nach dem größten Erfolg seiner Karriere hat Schwimm-Weltmeister Markus Deibler überraschend seinen Rücktritt erklärt. „Ich habe mich nach reiflicher Überlegung dazu entschlossen, meine Karriere im Leistungssport zu beenden“, teilte der 24-Jährige in einer Erklärung mit.

Auch Chefbundestrainer Henning Lambertz war überrascht: „Sehr schade, dass ein Top-Athlet wie Markus Deibler seine Laufbahn beendet. Schwimmer dieser Güteklasse gibt es in Deutschland nicht viele.“

„Markus hatte die Entscheidung schon vor der WM getroffen“, verriet Thomas Schmidt, Vorsitzender des Hamburger Schwimm-Clubs. „Ihm fehlt die Motivation, jeden Morgen um sechs Uhr ins Becken zu steigen und täglich sechs Stunden zu trainieren.“ Deibler betonte: „Ich mache es, seit ich denken kann, und bin in meinem Leben schon weit über 10.000 Kilometer geschwommen.“

Der gebürtige Biberacher, der für den Hamburger Schwimm-Club startete, hatte Anfang Dezember bei der Kurzbahn-WM in Doha/Katar in Weltrekordzeit (50,66 Sekunden) Gold über 100 Meter Lagen geholt. Die zunächst erwartete Motivationsspritze auf dem Weg zu den Olympischen Spielen in Rio war der Erfolg letztlich aber nicht. Bereits 2010 war er in Dubai über diese Strecke Vizeweltmeister geworden, hinzu kamen vier EM-Titel auf der Kurzbahn.

Deibler konzentriert sich nun auf seine Eisdiele auf St. Pauli


Deiblers Rücktritt, das ließ er durchblicken, hat weniger sportliche Gründe. „Es ist für mich an der Zeit, neue Projekte anzugehen“, schrieb er: „Ich will meine Fähigkeiten dazu nutzen, unternehmerisch tätig und mit Luicella's erfolgreich zu sein.

Luicella's, das ist die Eisdiele auf St. Pauli, die Deibler mit der Freundin seines älteren Bruders Steffen, dem noch aktiven Kurzbahn-Weltrekordler über 50 Meter Schmetterling, im Hamburger Vergnügungsviertel St. Pauli betreibt. “Steffens Freundin kam mit der Idee von ihrem Auslandssemester, dann haben wir ein Geschäftsmodell entworfen. Das hat sich alles so gut angehört, dass ich gesagt habe: Komm, das ziehen wir jetzt durch“, hatte der Jungunternehmer nach der Eröffnung gesagt.

Das Projekt sollte helfen, das finanziell aufwändige Sportlerleben zu stemmen – die Brüder hatten oftmals fehlende Unterstützung beklagt. „Wenn wir keine Sponsoren finden, dann ist Rio gestrichen“, hatte der Olympia-Vierte Steffen Deibler im Vorjahr gesagt: „Wir finanzieren uns gerade von unseren Rücklagen.“ Und sein Bruder Markus meinte fast schon resignierend: „Wenn unsere Leistungen und unsere Arbeit so wenig Anerkennung finden, dann war's das eben.“

Schock über Rücktritt: „Dachte, der Account wurde gehackt“


Die Nationalmannschafts-Kollegen reagierten teilweise schockiert auf Deiblers Rücktritt. „Mein erster Gedanke war, der Account wurde gehackt. Du wirst fehlen, alles Gute!“, schrieb Staffel-Europameister Yannick Lebherz bei Facebook. Franziska Hentke, die in Doha mit Bronze über 200 Meter Schmetterling neben Deibler und Brustschwimmer Marco Koch eine von drei deutschen WM-Medaillen geholt hatte, postete: „Puh, das ist sehr überraschend!“

Ein Rücktritt in Deiblers Alter ist indes nicht ungewöhnlich im Schwimmsport: Der große Mark Spitz trat mit 22 Jahren ab, Ian Thorpe war wie Deibler 24, Michael Phelps 27. Alle kehrten danach aber – mehr oder weniger erfolgreich – noch einmal ins Becken zurück.

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