Bayern Münchens Lazarett hat sich durch den langfristigen Ausfall von Philipp Lahm weiter vergrößert. Sind die Ziele des Rekordmeisters dadurch gefährdet? Sportvorstand Sammer meint, nein.

München. Bundestrainer Joachim Löw reagierte mit großem Bedauern, Bayern Münchens Sportvorstand Matthias Sammer aber relativ gelassen. Die schwere Verletzung von Philipp Lahm vergrößert zwar das Lazarett des Rekordmeisters, außergewöhnliche Sorgen machen sich die Verantwortlichen an der Säbener Straße augenscheinlich jedoch nicht. „Wir haben uns sportlich eine gute Ausgangslage verschafft, sodass wir uns von diesem weiteren Rückschlag nicht aus der Bahn werfen lassen“, sagte Sammer der Bild-Zeitung.

Im ersten Moment sei er „natürlich schockiert“ gewesen, ergänzte der 47-Jährige am Mittwoch bei der Bekanntgabe seiner Vertragsverlängerung bis 2018, „weil Philipp großen Einfluss hat.“ Dennoch ist es für Sammer von wesentlicher Bedeutung, den Fokus sofort wieder auf die sportlichen Aufgaben zu richten – wie jene am Sonnabend (15.30 Uhr/Sky) gegen 1899 Hoffenheim. „Es ist jetzt kein Platz für Trauer, Traurigkeit und Sentimentalitäten. Es ist auch für alle eine Chance, die zwischenzeitlich vielleicht etwas zu kurz gekommen sind. Ich bin gespannt, wie wir uns jetzt beweisen“, erklärte er.

Persönliche Betroffenheit brachte Weltmeister-Coach Löw zum Ausdruck. „Ich war ein wenig schockiert. Das tut mir wahnsinnig leid für Philipp“, sagte er in der ARD. So erging es auch Franck Ribéry, der die verhängnisvolle Szene beim Training am Dienstag, als Lahm ohne Fremdeinwirkung einen Bruch am oberen rechten Sprunggelenk erlitt, hautnah miterlebte. Es habe ihm sehr wehgetan, Lahm auf dem Platz liegen zu sehen: „Wir verlieren einen wichtigen Spieler“, sagte der Franzose der Bild-Zeitung. Und dies für bis zu drei Monate.

Insgesamt acht Bayern-Profis sind nun verletzt, dazu hatten Torhüter Manuel Neuer (Kniebeschwerden) und Jerome Boateng (muskuläre Probleme) das DFB-Länderspiel in Spanien (1:0) vorsorglich sausen lassen, um am Samstag einsatzbereit zu sein. Es sind personelle Belastungen, die wohl kein anderer Klub derart wegstecken könnte. Ribéry, der selbst lange nicht einsatzfähig gewesen war, schlägt die Situation allerdings dennoch aufs Gemüt: „Ich habe noch nie so ein Jahr erlebt. So viel Pech“, klagte er.

Schweinsteiger kehrt wohl bald zurück


Thiagos Rückkehr ist nach einem Innenbandriss weiter nicht absehbar. David Alaba (ebenfalls Innenband) wird in diesem Jahr nicht mehr spielen können. Hinzu kommen Claudio Pizarro (Muskelverletzung), die Torhüter Tom Starke (Syndesmose) und Pepe Reina (Muskelverletzung) sowie Javi Martinez (Kreuzband) und Holger Badstuber (Muskelsehnenriss). Zumindest Bastian Schweinsteiger steht nach seinen langwierigen Knieproblemen dicht vor einem Comeback. „Mein Gefühl sagt mir, dass es nicht mehr lange dauern könnte“, meinte Sammer.

Was ihn außerdem beruhigt: Der FC Bayern steht bereits als Gruppenerster im Achtelfinale der Champions League, führt die Bundesliga an und hat das Team bewusst auch in der Breite luxuriös angelegt. „Du bist ohnmächtig, wenn du keine Alternativen hast“, sagte er, „aber wir haben noch genug Spieler, um unserer Rolle gerecht zu werden.“ Das sieht auch Thomas Müller so, der im Länderspiel eine schmerzhafte, aber offenbar eher harmlose Prellung am Gesäß erlitt: „Wir können immer wieder eine schlagkräftige Truppe auf den Platz bringen.“

Im Mittelfeld wird es gerade trotzdem ziemlich dünn. Mögliche Winter-Abgänge von Pierre-Emile Höjbjerg und Xherdan Shaqiri dementierte Sammer vielleicht auch deshalb. „Wir haben keine Gedankengänge, etwas zu verändern“, sagte er. Gut, dass sich der spanische Routinier Xabi Alonso in glänzender Verfassung wähnt. „Alles läuft super“, sagte der 32-Jährige der Sport Bild, gab aber zu bedenken, dass auch ihm hin und wieder eine Pause entgegen käme. Darauf wird Alonso aber wohl noch etwas warten müssen.