Die Autogramme der Spielerfreundin waren bei der Uraufführung des WM-Films „Die Mannschaft“ gefragter als die des kickenden Weltmeisters. Sami Khedira fühlte sich auf dem Roten Teppich glücklich wie ein Kind.

Berlin. Joachim Löw legte die letzten Schritte auf dem Roten Teppich im Eiltempo zurück. Interview um Interview hatte der Bundestrainer gegeben und die kreischenden Fans verlangten auch noch lautstark nach ihrem „Jooogiii“. Weit über 1000 Menschen hatten stundenlang im nasskalten Sony Center im Herzen der Hauptstadt auf ihre Helden gewartet und feierten die Weltmeister lautstark. Lukas Podolski unkte schon Stunden vor der Premiere des WM-Films „Die Mannschaft“ am Montagabend in Berlin: „Ist das hier die Oscar-Verleihung, oder was?“

Bis nach Hollywood wird es der Dokumentarstreifen über den Triumph der Nationalmannschaft in Brasilien nicht schaffen, aber den Titel-Helden von Rio gefiel die Erinnerung an den berauschenden Fußball-Sommer. „Ich möchte noch mal Emotionen sehen. Der Film ist großartig für die Menschen und die Fans“, sagte Per Mertesacker – einer der Hauptakteure im DFB-eigenen Streifen, gerade bei den Jubel- und Partyszenen nach dem Finalsieg gegen Argentinien.

Gemeinsam posierten die Nationalspieler mit dem WM-Pokal zum Gruppenfoto auf dem Premierenteppich. Oliver Bierhoff, Ideengeber und Initiator, stellte klar, für wen der Streifen eigentlich gemacht wurde: „Dieser Film liefert die Möglichkeit, dass viele mal hinter die Kulissen schauen“, sagte der Teammanager. Hinter den Kulissen – vornehmlich im WM-Quartier Campo Bahia – herrschte, so suggeriert der Film, Gute-Laune-Wetter. Sechs Wochen und kein Lagerkoller, kein Streit ist zu sehen, kein harsches Wort zu hören. „Sie werden erleben, dass die Mannschaft viel Spaß hatte, jeder Einzelne hat einen tollen Charakter und gibt sein Herzblut“, sagte Löw.

Besonders lustig: Als Thomas Müller mit dem Hubschrauber zum Golfen fliegen will, fragt er den Bundestrainer schriftlich um Erlaubnis. Ausreichend Film-Material für eine zweite Version sei vorhanden, berichtete DFB-Medienmann und Filmregisseur Uli Voigt. Alle Szenen seien von den Spielern genehmigt worden – DFB-Zensur war nicht nötig.

Podolski plaudert beiläufig was aus

Eher beiläufig merkte aber Podolski im Flash-Interview auf dem Roten Teppich an, dass „die Fifa ein paar Szenen rausgestrichen“ habe. Vermutlich ging es um den Schutz der Interessen von Werbepartnern. Auf allen Siegerbildern, trinken die Weltmeister nur Bier des Fifa-Sponsors.

Der Weltverband genehmigte zudem die Verwendung der Spielaufnahmen, ohne die der Film, der am Donnerstag in die Kinos kommt, nicht funktionieren würde. Im Gegenzug fließt ein Drittel der Einnahmen in soziale Projekte des Weltverbandes, die anderen Erlöse kommen karitativen Programmen in Deutschland zu gute.

Beeindruckend sind die Aufnahmen der Menschen und Landschaften. Auch sie bringen das Brasilien-Gefühl des erstaunlichen Sommers zurück. „Man spürt die Wärme, die Freunde und die Begeisterung, die in Brasilien in der und um die Mannschaft herum herrschte“, sagte Bierhoff.

Diese Wärme war im Berliner November reproduzierbar. „Ich freue mich wie ein kleines Kind darauf, das endlich mal ins Kino gehen darf“, sagte Sami Khedira. Mats Hummels spürte schon beim Gang in den Kinosaal ein Gänsehautgefühl kommen. Der Dortmunder musste allerdings recht lange vor dem Eingang warten. Die Autogramme seiner Freundin Cathy Fischer waren bei den jugendlichen Fans gefragter als seine.