Überraschend deutlich gewinnt Borussia Mönchengladbach gegen die bisher ungeschlagenen Hoffenheimer. Das Team von Trainer Favre gewinnt 3:1 und stellt einen Uralt-Rekord von 1979/1 ein. Hertha verliert erneut in Ostwestfalen. Freiburg siegt in Köln.

Borussia Mönchengladbach bleibt hartnäckiger Bayern-Jäger und hat Trainer Lucien Favre mit dem Sieg im Verfolgerduell gegen 1899 Hoffenheim einen Rekord zum 57. Geburtstag geschenkt. Durch das überzeugende 3:1 (2:1) im Vergleich der bisher noch Ungeschlagenen bauten die Gladbacher ihre Erfolgsserie auf 17 Pflichtspiele ohne Niederlage aus und egalisierten damit die 1970/71 unter Trainer Hennes Weisweiler aufgestellte Vereinsbestmarke.

Vor 52.409 Zuschauern war der überragende Doppel-Torschütze Patrick Herrmann (32./52.) an allen drei Toren beteiligt, André Hahn zeichnete für das 1:0 verantwortlich (12.). Anthony Modeste hatte bei der ersten Saisonpleite der TSG den Ausgleich markiert (30.). Die Borussia liegt in der Tabelle jetzt mit vier Punkten Rückstand auf Spitzenreiter Bayern auf Platz drei.

Favre setzte in der 17. Partie dieser Saison zum 17. Mal auf eine verschiedene Startelf. Neben dem Brasilianer Raffael rotierte der Schweizer Hahn und Herrmann für die Außenbahnen rein – dafür mussten Ibrahima Traoré, Thorgan Hazard und Branimir Hrgota wieder raus. Ähnlich wie beim 2:1 am Mittwoch im Pokal bei Eintracht Frankfurt entpuppten sich die Personalwechsel als belebendes Element. Bei den Gästen fehlte Nationalspieler Kevin Volland mit Wadenproblemen.

Mit einem Geburtstagsständchen „Happy Birthday Lucien“ wurde Favre von der Nordkurve begrüßt – nach nur zwölf Spielminuten hatten die Borussen-Fans dank des rasanten Umschaltspiels ihrer Lieblinge erneut Grund für Freudengesänge. Raffael bediente Weltmeister Christoph Kramer, der schickte Herrmann und dessen Flanke von der linken Seite in den Rücken der Abwehr veredelte Hahn mit seinem dritten Saisontreffer volley zum verdienten 1:0 (12.). Die Gladbacher waren von Beginn an besser im Spiel. Mit präzisem Direktspiel versuchten sie die Gäste immer wieder zu überraschen. Vom Angstgegner Hoffenheim, gegen den Gladbach in den vergangenen 15 Pflichtspielen nur zweimal gewonnen hatte, war kaum etwas zu sehen.

Erst nach 20 Minuten bekam die TSG etwas mehr Zugriff auf diese Partie, begünstigt durch einige Leichtsinnsfehler in der hoch stehenden Defensive der Gladbacher. Julian Korb bekam den Ball nicht weg, Roberto Firminho und Steven Zuber setzten Modeste in Szene, und der Franzose verwertete gleich die erste echte Gästechance zum Ausgleich (30.) – erst das fünfte Gegentor für VfL-Keeper Yann Sommer. Favre gestikulierte wild, aber auf seine Konterkünstler war Verlass. Nur 120 Sekunden später sorgte eine Co-Produktion des pfeilschnellen Hahn mit Herrmann für die Pausenführung (32).

Auch nach dem Wechsel sahen die Zuschauer eine technisch ansprechende Partie – und drückend überlegene Gladbacher. Die Kraichgauer liefen oft hinterher, offensiv fanden sie fast nicht mehr statt. Nach einem Freistoß des Norwegers Havard Nordtveit ließ Hoffenheims Keeper Oliver Baumann den Ball nach vorne abprallen – Herrmann staubte mühelos ab (52.). Lediglich Nachlässigkeiten im Abschluss verhinderten einen höheren Erfolg. Raffael knallte den Ball aus aussichtsreicher Position nur an die Latte (59.).

Nach knapp einer Stunde nahm das Team von Favre etwas das Tempo raus, um auch für die dritte englische Woche in Folge gerüstet zu sein. Am Donnerstag steht das Rückspiel in der Europa League in Limassol an, am Sonntag folgt die schwere Herausforderung bei Borussia Dortmund.

Horrorwoche für Hertha

Ostwestfälische Horror-Woche für Hertha BSC: Fünf Tage nach dem bitteren Pokal-Aus beim Drittligisten Arminia Bielefeld unterlagen die Berliner am 10. Spieltag der Fußball-Bundesliga auch beim SC Paderborn 1:3 (1:1). Die Hertha wartet damit seit Februar auf einen Auswärtssieg in der Liga und holte seither in elf Spielen auf fremden Platz nur drei Punkte.

Die Gastgeber unterstrichen indes mit dem verdienten Sieg ihre Rolle als Überraschungsaufsteiger. Durch den dritten Erfolg in der heimischen Arena sprang der SCP auf Rang sieben. Marvin Bakalorz (28.), der Ex-Berliner Elias Kachunga (52.) und Alban Meha (76.) trafen für Paderborn, Salomon Kalou (41.) hatte den zwischenzeitlichen Ausgleich erzielt.

SCP-Trainer André Breitenreiter berief erstmals in der laufenden Saison den lange verletzten Freistoßkönig Meha in die Startelf, was sich als Glücksgriff erwies. Marvin Ducksch nominierte er als zweite Spitze, und Torschütze Bakalorz übernahm nach seiner Rotsperre den Platz auf der Sechs. Hertha-Coach Jos Luhukay, der einst in Paderborn tätig war (2005 bis 2006), gab acht Spielern aus dem Team der „Pokal-Versager“, wie die Mannschaft auf einem Plakat der Berliner Fans begrüßt wurde, eine neue Chance.

Die Gastgeber begannen gewohnt engagiert und erspielten sich schnell Chancen: Einen Schuss von Moritz Stoppelkamp entschärfte Hertha-Keeper Thomas Kraft (3.), im Anschluss an die folgende Ecke köpfte sich Kachunga aus Nahdistanz selbst an die Schulter statt ins Tor. Bakalorz mit einem kompromisslosen Schuss aus dem Gewühl belohnt den Aufsteiger.

Berlin wirkte in der Anfangsphase gehemmt, spielerisch lief beim Hauptstadtklub zunächst fast überhaupt nichts zusammen. Einzig bei einem Kopfball von Niemeyer musste Paderborns Schlussmann Lukas Kruse eingreifen – bezeichnenderweise nach einer Standardsituation (24.). Den ersten gelungenen Angriff nutzte Kalou dann nach einer Flanke des früheren Paderborners Marcel Ndjeng per Kopf zum unverdienten Ausgleich.

Noch vor der Pause hätten die wütenden Gastgeber fast gekontert: Ein abgefälschter Freistoß von Meha strich um Zentimeter rechts am Tor vorbei, einen Kopfball von Kapitän Uwe Hünemeier lenkte Kraft noch um den Pfosten (45.). Besser machte es Kachunga kurz nach dem Seitenwechsel, der Ex-Berliner lenkte eine Hereingabe per Kopf über den Innenpfosten ins Tor.

Beste Spieler bei Paderborn waren Rückkehrer Meha und Mario Vrancic, aufseiten der Hertha überzeugte allenfalls Torhüter Kraft.

Freiburg beendet Durststrecke

Der SC Freiburg hat den ersten Bundesliga-Sieg seit über einem halben Jahr gefeiert und darf im Abstiegskampf auf die Wende hoffen. Die Breisgauer setzten sich beim Aufsteiger 1. FC Köln mit 1:0 (0:0) durch und verbuchten den ersten Erfolg nach zwölf Ligaspielen. Vladimir Darida beendete per Handelfmeter (50.) die längste Negativserie unter Trainer Christian Streich.

Mit acht Punkten liegt Freiburg auf dem Relegationsrang 16. Die Kölner, neun Tage vor Beginn der jecken Zeit im eigens entworfenen Karnevalstrikot aufgelaufen, verpassten dagegen den dritten Bundesligasieg in Folge und sind mit zwölf Punkten Elfte.

Vor 49.500 Zuschauern waren die Gastgeber erstmals in dieser Saison als Favorit ins Spiel gegangen und mussten damit auch in die ungeliebte Rolle der spielgestaltenden Mannschaft schlüpfen. Die Freiburger standen tiefer in der eigenen Hälfte, und der FC hatte zunächst Probleme, Torchancen zu erspielen. Da Freiburg bei den eigenen Versuchen jedoch auch keine Mittel gegen die bis dahin drittbeste Defensive der Liga fand, entwickelte sich in der ersten Halbzeit ein fades Spiel ohne echte Höhepunkte.

Vier Tage vor dem Auftritt in Köln hatte Freiburg im DFB-Pokalspiel beim Zweitligisten 1860 München durch einen 5:2-Sieg neuen Mut geschöpft. „Da haben wir wieder miteinander Fußball gespielt“, sagte Streich, „das war Freiburg.“ In Köln blieb zunächst zwar vieles Stückwerk, die gefährlicheren Szenen bis zur Pause gehörten dennoch dem SC. Zweimal verfehlten Distanzschüsse von Darida jedoch ihr Ziel (16./34.).

Die Kölner Fans mussten bis zur 42. Minute auf eine echte Möglichkeit ihrer Mannschaft warten: Yuya Osako spitzelte den Ball knapp am Tor vorbei. Der japanische Nationalspieler spielte erstmals seit einem Monat von Beginn an, nachdem der bislang gesetzte Marcel Risse sich einen Muskelfaserriss im Oberschenkel zugezogen hatte.

Nach der Pause drohte ein ähnliches Bild, doch ein unvorsichtiger Einsatz von Mergim Mavraj machte das erste Tor des Spiels möglich: Kölns Verteidiger grätschte mit ausgefahrenen Armen in eine Flanke von Admir Mehmedi, Schiedsrichter Peter Gagelmann (Bremen) entschied zu Recht auf Handelfmeter. Darida verwandelte sicher gegen Timo Horn, der noch am Dienstag im Pokal beim MSV Duisburg (4:1 i.E.) zwei Elfmeter gehalten hatte.

In der Folge stand der SC weiter sicher. Die Kölner agierten in Strafraumnähe dagegen unentschlossen, die nächsten Chancen gehörten erneut den Gästen: Darida (67.) prüfte Horn mit einem weiteren gefährlichen Schuss aus der Distanz, wenig später parierte der Keeper einen Versuch des Ex-Kölners Sebastian Freis (72.).

Beste Spieler der Kölner waren Pawel Olkowski und mit Abstrichen Daniel Halfar, beim SC überzeugten Darida und der umsichtige Innenverteidiger Marc Torrejon.