In der Champions League läuft es für den BVB wie geschmiert, doch die Freude nach dem 4:0 in Istanbul hielt sich in Grenzen. Gegen Hannover wollen die Borussen auch in der Bundesliga den Schalter umlegen.

Istanbul. Die Freude über die Gala am Bosporus und den höchsten Auswärtssieg der Champions-League-Geschichte währte nur kurz. „Noch dreimal schlafen, dann steht Hannover 96 da“, erinnerte Trainer Jürgen Klopp von Borussia Dortmund unmittelbar nach dem spektakulären 4:0 (3:0) beim türkischen Vizemeister in Istanbul.

Die makellose Bilanz des BVB mit neun Punkten und 9:0-Toren war schnell abgehakt. Dass man erstmals in der Königsklasse zum vierten Mal in Folge zu Null gespielt hatte und unmittelbar vor dem vorzeitigen Sprung ins Achtelfinale steht, war nach dem Abpfiff ebenfalls kein Thema.

Man solle den Sieg nicht zu hoch hängen, mahnte BVB-Boss Hans-Joachim Watzke. „So viel können wir uns in der Bundesliga nichts mehr leisten. Wir müssen jetzt mal ein paar Punkte holen und damit am Samstag anfangen“, appellierte er nach dem Europacup-Highlight.

„Wir können uns jetzt einen Abend freuen. Wichtig ist jedoch, dass wir gegen Hannover nachlegen“, legte Sportdirektor Michael Zorc nach. Denn der Stachel des schlechtesten Bundesliga-Starts seit 27 Jahren mit fünf Niederlagen in acht Spielen sitzt spürbar tief.

Allerdings prägte auch große Erleichterung eine eigenartige Atmosphäre nach dem Spiel. Fast jeder der Hauptdarsteller erinnerte sich an das souveräne 3:0 drei Wochen zuvor beim RSC Anderlecht, das als Befreiungsschlag gefeiert wurde. Aber wenige Tage später folgte eine ernüchternde 0:1-Heimpleite gegen das damalige Tabellenschlusslicht HSV.

Defensive wirkt stabiler

In Istanbul zeigte der BVB einmal mehr sein strahlendes Champions-League-Gesicht – mit einem Unterschied. Die Defensive wirkte gegen den türkischen Rekordmeister, der bereits um seine letzten Chance ums Überleben in der Königsklasse kämpfte, als stabiles Gebilde. „Wir wollen nicht nur drei Punkte, sondern uns auch Sicherheit holen“, erklärte Coach Klopp.

Das variable und schnelle Offensivspiel der Schwarz-Gelben mit der Konsequenz des zweimaligen Torschützen Pierre-Emerick Aubameyang (6. und 18.), dem Kunstschuss von Marco Reus (41.) und der Kaltschnäuzigkeit von Adrian Ramos (83.) erinnerte an bessere Zeiten.

„Wir haben endlich wieder den Fußball von Borussia Dortmund gespielt“, befand der Grieche Sokratis. Zwar noch lange nicht perfekt, aber man habe Vieles richtig gemacht, und das auch durchgezogen, resümierte Klopp zufrieden. „Wir müssen bereit sein für dreckige Siege, und das ist jetzt der Fall.“

Routinier Sebastian Kehl spürte eine große Erleichterung, es sei die richtige Reaktion auf das 1:2 vier Tage zuvor in Köln gewesen. Aber nach dem Spiel seien sich alle schnell einig gewesen, dass die Partie gegen Hannover wichtiger ist.

Die Mannschaft spürte, dass sie in Istanbul funktioniert hatte, besonders in der Defensive. „Wir haben zu Null gespielt, und das ist für einen Abwehrspieler immer wichtig. Und – es war schön, Marco Reus noch in der 80. Minute in der Defensive grätschen zu sehen“, meinte Innenverteidiger Neven Subotic, „wenn wir so weiterspielen, sind wir schwer zu schlagen.“

Das Alltagsgeschäft ist die Bundesliga, dort werden die Weichen in Richtung Europa gestellt, hatte Watzke stets betont. Dennoch dürfte sich der BVB-Boss aktuell über weitere Millionen-Einnahmen im Achtelfinale freuen. Am 4. November im Heimspiel gegen Galatasaray könnte die Borussia alles klar machen.

Statistik

Galatasaray Istanbul: Muslera – Telles (62. Öztekin), Semih Kaya, Chedjou, Tarik Camdal – Melo – Altintop (61. Dzemaili), Selcuk Inan – Sneijder – Burak Yilmaz, Pandev (78. Colak). – Trainer: Prandelli

Dortmund: Weidenfeller – Piszczek, Subotic, Hummels (69. Gündogan), Sokratis – Sven Bender (55. Ginter), Kehl – Mchitarjan, Kagawa (82. Ramos), Reus – Aubameyang. – Trainer: Klopp

Schiedsrichter: Antonio Mateu Lahoz (Spanien)

Tore: 0:1 Aubameyang (6.), 0:2 Aubameyang (18.), 0:3 Reus (41.), 0:4 Ramos (83.)

Zuschauer: 48.000

Beste Spieler: Sneijder – Aubameyang, Reus, Mchitarjan

Gelbe Karten: Sneijder, Semih Kaya

Erweiterte Statistik (Quelle: deltatre):

Torschüsse: 9:16

Ecken: 7:5

Ballbesitz: 53:47 %