Der HSV konnte drei der letzten vier Spiele gegen Dortmund gewinnen. Auch beim letzten Aufeinandertreffen gingen die Hamburger siegreich vom Platz. Der BVB schwächelt bislang in der Bundesliga.

Anderlecht. Die Erleichterung war greifbar, aber kurz. Bereits wenige Minuten nach dem Abpfiff des erfolgreichen Champions-League-Auftritts von Borussia Dortmund war der HSV präsent. „In der Kabine haben wir uns schon einen Kopf über die Bundesliga gemacht“, berichtete Routinier Sebastian Kehl nach dem 3:0 (1:0) beim RSC Anderlecht.

Am Sonnabend (15.30 Uhr/Sky und im Liveticker bei abendblatt.de) müsse man unbedingt nachlegen, denn es würden zwei Mannschaften aufeinandertreffen, die der Liga derzeit hinterherlaufen, so der 34-Jährige, dessen Einsatz jedoch im Duell gegen das Tabellenschlusslicht wegen einer Fußverletzung gefährdet scheint.

Der BVB zeigt diese Saison zwei Gesichter: Denn im Gegensatz zur Königsklasse, in der die Westfalen nach zwei Siegen in zwei Gruppenspielen bereits mit fünf Punkten vor dem Dritten führen und scheinbar ungefährdet dem Achtelfinale entgegensteuern, besteht in der Liga erheblich Nachholbedarf. Denn nur in der Champions League blieb die Abwehr bisher ohne Gegentreffer (5:0-Tore).

„Das war ein Schritt in die richtige Richtung“, glaubt Weltmeister Mats Hummels, der erst in der Schlussphase eingewechselt wurde. „Wenn man in der Champions League gewinnt ist das gut, wenn man 3:0 gewinnt, ist das sehr gut.“ Man habe in Anderlecht gezeigt, dass man es könne, meinte Kehl.


„Das zu null war das Krönchen auf den Sieg. Wir haben leidenschftlich verteidigt, aber auch in einige Momenten das Glück gebraucht“, resümierte Trainer Jürgen Klopp. „Aber es geht jetzt Schlag auf Schlag weiter, und es gibt noch ein bisschen was zu tun“, ergänzte der 47-Jährige und beschwor trotz aller Verletzungsprobleme das Ende der Liga-Krise am Sonnabend im bereits ausverkauften Signal Iduna Park.

HSV ist Dortmunds Angstgegner


Dortmund ist gewarnt vorm nächsten Gegner, denn dem HSV macht vor allem die Bilanz der letzten Aufeinandertreffen mit dem BVB Hoffnung. Die Hamburger gewannen drei der letzten vier Spiele gegen die Borussia und gingen auch beim letzten Aufeinandertreffen als Sieger vom Platz. Mit 3:0 fegten die Hanseaten desolate Dortmunder beim ersten Spiel unter der Regie des damaligen Trainers Mirko Slomka vom Platz. Am 9. Feburar 2013, dem vorletzten Auswärtsspiel in Dortmund, siegte der HSV gar mit 4:1.

Nicht immer will und kann sich der deutsche Vizemeister auf das glücklich Händchen seines Trainers verlassen, der Adrian Ramos gegen Anderlecht in der 65. Minute einwechselte. Der Ex-Berliner erzielt mit seinem zweiten Ballkontakt das vorentscheidende 2:0 (69.). Anschließend machte der Kolumbianer sein Doppelpack mit dem 3:0 (79.) perfekt. „Davon habe ich immer geträumt“, verriet er später.

Der 9,5 Millionen Euro teure Stürmer präsentiert sich derzeit in glänzender Verfassung und wesentlich effektiver als Torjäger Ciro Immobile. Der Italiener begann stark, erzielte den Führungstreffer (3.), baute jedoch zusehends ab und wurde folgerichtig ausgewechselt.

Spiel gegen den HSV „wird eine heiße Kiste“


Mit Kehl, der nach einer Pause im Derby gegen Schalke wieder in der Startformation stand, und auch Shinji Kagawa, gewann das Spiel der Dortmunder wesentlich an Struktur. Zudem bestätigte auch WM-Held Kevin Großkreutz seine gute Form und bereitete einige Chancen vor.

Das alles ändert jedoch nichts dran, dass es auch in Anderlecht „80 Minuten lang harte Arbeit war“, so Klopp. Der BVB-Coach steht angesichts der langen Verletztenliste erneut vor der schweren Aufgabe, die Balance zwischen Belastung und Notwendigkeit zu finden, „sonst machen wir die Jungs, die derzeit spielen, kaputt.“

Bessere Zeiten winken allenfalls nach der Länderspielpause, nach der einige angeschlagene Spieler wie Marco Reus oder Henrikh Mkhitaryan, eventuell sogar Ilkay Gündogan, wieder zurückkommen könnten. Doch zuvor geht es gegen den HSV. „Und das wird eine ganz heiße Kiste“, prophezeite Kehl.