Am Mittwoch werden Philipp Lahm, Miroslav Klose und Per Mertesacker aus der Nationalmannschaft verabschiedet. Sie alle haben über 100 Länderspiele absolviert.

Düsseldorf. Miroslav Klose wird „ein bisschen mulmig sein“, Philipp Lahm ist gespannt auf die „neue Situation“ und Per Mertesacker geht „mit einem breiten Grinsen“: Wenn sich die drei Weltmeister am Mittwoch vor der Neuauflage des WM-Finals gegen Argentinien (20.45/ZDF und im Liveticker bei abendblatt.de) aus der deutschen Nationalmannschaft verabschieden, werden unterschiedliche Emotionen im Spiel sein.

Fakt ist: In dem Trio geht ein großes Stück Länderspiel-Geschichte. Sie alle haben die DFB-Elf mindestens ein Jahrzehnt geprägt, sie alle gehören dem „Ü100-Klub“ an, dem illustren Kreis der Nationalspieler mit mindestens 100 Einsätzen. Klose (137) liegt gar auf Platz zwei der ewigen Bestenliste, Lahm (112) auf Rang vier und Mertesacker (104) auf Platz acht.

Am längsten dabei war Klose, seit 2001, und ihm scheint der Abschied auch am schwersten zu fallen. Für kaum jemanden schien die Nationalmannschaft solch eine Herzensangelegenheit zu sein. Und während Lahm, 30, und Mertesacker, 29, verhältnismäßig jung abtreten, tat sich Deutschlands Rekordtorschütze (71 Treffer) selbst mit 36 noch extrem schwer, sich zum Rücktritt durchzuringen.

„Ein bisschen mulmig ist mir schon bei der Vorstellung, nur noch von der Tribüne aus zuzuschauen. Das Loslassen fällt mir nicht leicht“, sagte der Stürmer von Lazio Rom in einem Interview mit der Wochenzeitung Die Zeit – und ließ durchblicken, dass er ein Weitermachen ernsthaft erwogen habe: „Eigentlich wollte ich so lange spielen, bis mein Körper die Belastung nicht mehr aushält. Nach dem Sieg in Brasilien wurde mir klar, dass es besser ist, zu gehen, bevor die Physis irgendwann nachlässt und mir die Jungs wegrennen.“

Lahm freut sich auf ein ruhiges Wochenende


Die Unterstützung von Bundestrainer Joachim Löw und der Anhänger habe ihm immer sehr geholfen. „Für mich war die Zuneigung der Fans immer ein wichtiger Halt“, versicherte Klose: „Eigentlich sind wir Fußballer ja dafür da, die Zuschauer zu begeistern. Bei mir war das immer eine Wechselwirkung, vielleicht habe ich auch deshalb so befreit spielen können.“

Philipp Lahm hat nach eigener Auskunft schon am längsten im voraus entschieden, dass er sich nach dieser WM aus der DFB-Elf verabschieden wird. Dennoch weiß er nicht so recht, was ihn am Mittwochabend in Düsseldorf erwarten wird. „Es ist eine neue Situation für mich“, meinte Lahm, der seit dem WM-Triumph in einer Ahnenfolge mit Fritz Walter, Franz Beckenbauer und Lothar Matthäus als Kapitän einer Weltmeister-Mannschaft steht.

„Von zu Hause habe ich Länderspiele schon mal angeschaut, ich habe ja nicht jedes gemacht. Aber es wird das erste Spiel seit langer Zeit sein, dass ich im Stadion sehe – bestimmt seit ein paar Jahren“, äußerte Lahm. Weitere Einblicke in sein Seelenleben lässt er nicht zu. Nur so viel: „Ich freue mich darauf, die Jungs wiederzusehen – und dann auf ein ruhiges Wochenende.“

Mertesacker toppt sogar Beckenbauer


Auch und vor allem Mertesacker scheint nach dem Rücktritt mit sich im Reinen. Ob er mit einem Lächeln gehe, fragte ihn ZDF-Journalist Boris Büchler, dem der im Endspiel nur für wenige Sekunden eingesetzte Mertesacker bei der WM noch das vieldiskutierte „Eistonnen“-Interview gegeben hatte. „Sogar mit einem breiten Grinsen“, antwortete der sonst meist kühle Norddeutsche: „Davon können Sie ausgehen. Es klingt total rund, ich kann richtig gut damit abschließen. Es lässt sich meinen Kindern schön erzählen.“

Er habe „erfolgreich aufhören“ wollen, erklärte der Kapitän des FC Arsenal, und „nach zehn wunderschönen Jahren, nach fünf Turnieren und einem wunderschönen Sommer“ sei eben der beste Zeitpunkt dafür. Zumal er in Brasilien eine ungewöhnliche Schallmauer durchbrochen hat. „Mein Vater hat gesagt: Ein Spiel mehr als Beckenbauer, jetzt kannst Du aufhören“, berichtete Mertesacker, der aber ergänzte, „dass ich mich jetzt nicht mit ihm auf einem Level fühle.“