Das peinliche Aus im Liga-Pokal ist der bisherige Tiefpunkt in Louis van Gaals Amtszeit bei Manchester United. Nach drei Pflichtspielen ohne Sieg droht dem Rekordmeister eine neue Horrorsaison.

Manchester. Dem Rekordtransfer folgte die rekordverdächtige Peinlichkeit: Erst stellte Louis van Gaal seinen 75 Millionen Euro teuren Wunschspieler Angel di Maria vor, wenig später blamierte sich der neue Teammanager von Manchester United mit seiner Mannschaft im Liga-Pokal bei Drittligist Milton Keynes Dons bis auf die Knochen. Nach zwei Niederlagen in drei Pflichtspielen, schwebt der Geist des glücklosen David Moyes wieder über Old Trafford.

Das 0:4 gegen die Nobodies aus der League One rief in der britischen Presse die erwartbaren Reaktionen hervor: Der „Demütigung“ durch die „kleinen Fische“ lag eine „katastrophale Leistung“ der Red Devils zu Grunde. Persönliche Angriffe gegen den ohne Urlaub nach Platz drei bei der WM mit den Niederlanden angetretenen Teammanager blieben aber (noch) aus. Auch van Gaal, dem Selbstbewusstsein und Selbstherrlichkeit nicht fremd sind, wollte die Pleite nicht dramatisieren. „Ich bin nicht geschockt, weil ich weiß, dass so etwas passieren kann“, sagte der 63 Jahre alte ehemalige Bayern-Trainer.

Dabei war van Gaal Mitte Juli angetreten, um die Horrorsaison 2013/14 vergessen zu machen. Unter Moyes, der von Klub-Ikone Sir Alex Ferguson persönlich zum Nachfolger auserkoren worden war, hatte United zum ersten Mal seit 23 Jahren das internationale Geschäft verpasst. Anstatt vor einer Trendwende steht van Gaal derzeit weiter vor einem Trümmerhaufen.

Zum Saisonstart hatte United beim 1:2 gegen Swansea City zum ersten Mal seit Bestehen der Premier League ein Auftakt-Heimspiel verloren. Da grummelte es bereits in der Stadt, und spätestens nach dem folgenden 1:1 beim FC Sunderland waren die dunklen Gedanken an den Sturzflug unter Moyes zurück.

Der blutleere Auftritt gegen die Underdogs aus Milton Keynes, die in der League One derzeit nur Siebter sind, dürfte nach Doppelpacks von Will Grigg (25./63.) und Arsenal-Leihgabe Benik Afobe (70./84.) die Alarmglocken auch bei van Gaal schrillen lassen. Sein Team offenbarte gravierende Schwächen in allen Mannschaftsteilen.

Nun muss mit dem von Real Madrid geholten Argentinier di Maria die Wende schnell gelingen. Andernfalls droht van Gaal ein schweres Jahr in der erfolgsverwöhnten Arbeiterstadt. Der Plan des Niederländers orientiert sich dabei an einem bereits geglückten Transfer eines Landsmanns. „Ich habe di Maria gekauft, weil er in der Mitte oder auf der Seite spielen kann, was sehr praktisch ist. Als Bayern-Trainer habe ich Arjen Robben gekauft, der auch beides spielen konnte“, sagte van Gaal über seinen neuen Edeltechniker.

Di Maria allerdings ließ durchblicken, dass der Wechsel auf die Insel nicht von ihm ausgegangen war. „Unglücklicherweise muss ich gehen“, schrieb der 26-Jährige in einem offenen Brief in der spanischen Zeitung Marca: „Aber ich will klarstellen, dass es nicht mein Wunsch war.“ Für van Gaal war das nach dem Pokal-Aus die nächste schlechte Nachricht dieser Woche.