Real Madrid sorgt mit den Transfers der WM-Stars James Rodriguez und Toni Kroos für Schlagzeilen. Fragezeichen stehen dagegen hinter der Zukunft von Weltmeister Sami Khedira.

Madrid. Um Sami Khedira herum wird an der nächsten, mächtigen Version der „Gálacticos“ gebastelt, doch ausgerechnet dem Weltmeister droht bei Real Madrid das Abstellgleis. Nach der Verpflichtung von Kolumbiens WM-Star James Rodriguez und dem Münchner Toni Kroos fragt sich Fußball-Europa: Quo vadis, Sami Khedira?

„Wir werden mit Real über ihn reden“, sagte Khediras Berater Jörg Neubauer jüngst in der englischen Presse: „Noch deutet nichts auf eine Entscheidung hin.“ Doch im Lager des 27 Jahre alten defensiven Mittelfeldspielers werden längst alle Varianten durchgespielt, sollte Real-Trainer Carlo Ancelotti keinen Bedarf mehr für Khedira sehen.

Denn die Aussichten auf einen Stammplatz beim Champions-League-Sieger sind für Khedira nicht besser geworden nach den kostspieligen Verpflichtungen von Rodriguez, der für etwa 80 Millionen Euro vom AS Monaco losgeeist wurde, und Weltmeister Kroos, für den Real etwa 30 Millionen Euro an die Bayern überwies. Zwecks Finanzierung der Neuzugänge könnte es nunmehr Khedira treffen. Dessen Vertrag läuft noch bis zum nächsten Sommer, eine Ablöse bringt er den Königlichen folglich nur noch bei einem Verkauf in diesem Sommer oder im Winter.

Interessenten gibt es genug. Aus der Premier League soll der FC Arsenal mit dem Gedanken spielen, die „deutsche Kolonie“ nach Mesut Özil, Per Mertesacker und Lukas Podolski um einen weiteren Weltmeister zu ergänzen. Auch der FC Chelsea und José Mourinho sollen Khedira auf dem Zettel haben. Beide kennen sich aus der gemeinsamen Zeit bei Real. Doch die Klubs zögern - auch weil Khediras Gehaltswunsch von mutmaßlich knapp 200.000 Euro pro Woche recht stattlich ist.

Darüber hinaus dürfte sich sowohl in Madrid als auch bei potenziellen Interessenten die Frage nach Khediras Belastbarkeit stellen. Besonders nach der kraftraubenden WM in Brasilien. In der abgelaufenen Saison absolvierte Khedira nur 13 Ligaspiele für Real bis ihm im vergangenen November im Länderspiel gegen Italien das Kreuzband riss. Die Genesung verlief optimal, im Mai gab Khedira sein Comeback, und kurz darauf feierte er mit Real den Gewinn der „Decima“.

Um den Champions-League-Titel erfolgreich zu verteidigen und auch in der Liga nach der Meisterschaft von Stadtrivale Atletico wieder ganz oben zu stehen, wirft Real offensiv alles in die Waagschale: Weltfußballer Cristiano Ronaldo, Gareth Bale, Karim Benzema, Luka Modric und nun „Chames“ wirken wie eine Art Galácticos 2.0, dazu drängt Kroos auf die Position im defensiven Mittelfeld neben Xabi Alonso. Für Khedira könnte dies nun bedeuten: Ersatzbank oder Abflug.

Doch nicht nur Khedira sitzt nach vier Jahren in der spanischen Hauptstadt nun zwischen den Stühlen. Auch für den argentinischen Dribbler und WM-Zweiten Angel di Maria und Nachwuchshoffnung Asier Illarramendi ist in Ancelottis Mittelfeld scheinbar kein Platz vorgesehen.

Als erstes Indiz auf Khediras bevorstehenden Abschied aus Madrid wollten Medien am Mittwoch bereits ausgemacht haben: Das Trikot mit der Nummer 6 fehle in Reals Online-Shop, hieß es. Dies entpuppte sich allerdings als Fehlalarm.