DFB-Präsident möchte gemeinsam mit dem Weltmeistertrainer die Zukunft der deutschen Nationalmannschaft erörtern. Der Posten des Co-Trainers soll nach Flicks Abgang aus den eigenen Reihen neu besetzt werden.

München/Frankfurt/Main. Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) und Bundestrainer Joachim Löw suchen den Nachfolger von Co-Trainer Hansi Flick verstärkt in den eigenen Reihen. „Es ist eher die Tendenz, dass jemand aus dem U-Trainer-Bereich genommen wird“, sagte DFB-Präsident Wolfgang Niersbach im Aktuellen Sportstudio des ZDF: „Vielleicht können es auch zwei sein. Der Bundestrainer hat das Vorschlagsrecht.“

Namen kommentierte Niersbach nicht, „weil mir auch konkret vom Bundestrainer kein Vorschlag gemacht worden ist“, sagte er. Gehandelt als Nachfolger des künftigen DFB-Sportdirektors Flick wurden in den vergangenen Tagen U20-Coach Frank Wormuth, auch Chefausbilder beim Verband, und U19-Trainer Marcus Sorg.

„Ich will keine Personaldiskussion führen“, sagte Niersbach: „Auch weil ich weiß, dass Frank Wormuth eine unglaublich wichtige Arbeit in der Trainerausbildung macht. Das gehört ja auch zu der ganzen Entwicklung dazu. Wenn wir besser ausgebildete Trainer bekommen, können wir die früher in die Nachwuchsarbeit schicken.“

Mit Löw wolle sich Niersbach am kommenden Donnerstag zusammensetzen, um erstmals nach dem Gewinn der Fußball-Weltmeisterschaft in Ruhe das Geschehen aufzuarbeiten und die künftigen Personalien zu erörtern. Der DFB-Präsident geht weiter davon aus, dass Löw auch weiterhin als Bundestrainer tätig sein wird. „Er hat einen Vertrag“, betonte Niersbach im Sportstudio.

Gleichzeitig äußerte Niersbach Verständnis für das Zögern des Bundestrainers. „Ich kann es nachempfinden, weil er das alles für sich verarbeiten muss. Er war so fokussiert auf diese WM“, sagte Niersbach.

Die WM in Brasilien bezeichnete Niersbach als Löws „Meisterwerk“ und lobte: „Wie er diese Mannschaft gecoacht hat, mit dieser Ruhe. Er hat eine Autorität ausgestrahlt. Wenn in einer solchen Situation der Anführer wackelt, wird es problematisch. Das Gegenteil war der Fall.“

An einer weiteren Zusammenarbeit bis zur EM 2016 in Frankreich habe er daher keinen Zweifel. „Jogis Berater Harun Arslan, mit dem wir den Vertrag ausgehandelt haben, war in Rio bei der Finalfeier dabei. Ich habe an dem Abend zu ihm gesagt: Wir haben alles richtig gemacht. Und er sagte: 'Ja'“, so der DFB-Chef im Spiegel.

Auch die Spieler plädieren für einen Verbleib Löws. „Ich hoffe natürlich, dass er unser Trainer bleibt. Er hat einen sehr großen Anteil am Erfolg und die Mannschaft enorm entwickelt“, sagte Weltmeister Jerome Boateng der Welt am Sonntag. Löw war zuletzt wiederholt Fragen nach seinen Absichten ausgewichen.

Niersbach erinnert bei Lahm an Breitner

Derweil hat Niersbach hat dem zurückgetretenen Nationalmannschaftskapitän Philipp Lahm (30) ein Abschiedsspiel in Aussicht gestellt. Infrage komme laut dem 63-Jährigen die Neuauflage des WM-Endspiels gegen Argentinien am 3. September in Düsseldorf: „Ich habe ihm gesagt: Du musst zu dem Spiel kommen, damit wir dich würdig verabschieden“, sagte Niersbach bei BFV-TV.

Ob Lahm in dem Testspiel gegen die Albiceleste noch einmal eingesetzt werde, „muss der Bundestrainer entscheiden.“ Niersbach beharrte jedoch darauf, dass es die Pflicht des DFB sei, „einen solch außergewöhnlichen Spieler“ entsprechend zu würdigen.

An ein Comeback Lahms zu einem späteren Zeitpunkt glaubt Niersbach derweil nicht. „Ich weiß aus der Geschichte der Nationalmannschaft, dass es Comebacks gegeben hat. So wie bei Paul Breitner, der dann doch wiederkam. Ich kann es mir momentan aber nicht vorstellen“, sagte der DFB-Chef im Aktuellen Sportstudio des ZDF.

Niersbach äußerte auch Verständnis für die Entscheidung Lahms. „Er ist seit zehn Jahren die Linien rauf und runter gelaufen wie eine Nähmaschine. Das geht natürlich an die Substanz. Wenn man das Programm der Bayern sieht, dann erklärt sich das, das muss man respektieren“, sagte Niersbach.

Kapitän Lahm hatte am Freitag fünf Tage nach dem WM-Triumph von Rio seinen Rücktritt aus der Nationalmannschaft nach 113 Länderspielen bekanntgegeben. Niersbach bedauerte diesen Schritt: „Wir hätten gern mit ihm mindestens bis zur Europameisterschaft in zwei Jahren weitergemacht“, aber man werde „den Entschluss respektieren.“

Nationalmannschaftskollege Boateng bezeichnete den Rücktritt Lahms als „schade für uns“, der Schritt sei aber „nachzuvollziehen.“ Lahm habe zehn Jahre lang alles für Deutschland gegeben, sagte der 25-jährige Abwehrspieler von Bayern München: „Diese Entscheidung steht ihm zu, der WM-Titel ist einfach nicht zu toppen.“