Er ist ein WM-Held und erst 30 Jahre alt. Überraschend gab Philipp Lahm bekannt, dass er seine Karriere in der Nationalelf beendet. Darf er das? Ein Kommentar von Alexander Laux.

Am 11. November vollendet Philipp Lahm sein 31. Lebensjahr. Eigentlich kein Alter. Früher war das eine Phase, in der so manch ein Student langsam an seinen Abschluss und den Start in seinen Beruf dachte. Und heute? Beendet der Kapitän der Fußball-Nationalmannschaft einfach so seine DFB-Karriere. Womit sich die Frage aufdrängt: Darf der das?

So ein Rückzug hat natürlich seine Vorzüge. Niemand wird irgendwann einmal fordern können, dass Lahms Ära vorbei ist und er doch bitteschön Platz machen sollte für die aufstrebende Jugend. Während die DFB-Auswahl um die Welt jettet, kann der Kapitän a.D. das Familienleben genießen und Kräfte sparen für seine Aufgaben beim FC Bayern, wo er ja noch bis 2018 unter Vertrag steht. Und wenn Lahm als 70-Jähriger auf seiner Veranda im Schaukelstuhl sitzt, kann er immer sagen: Mein letztes Länderspiel war ein gewonnenes WM-Finale, das hat noch nicht einmal Kaiser Franz geschafft. Und dem gelingt bekanntlich eigentlich alles.

Ob Lahm seine Entscheidung in einigen Jahren vielleicht doch bereut, weiß heute niemand, und vermutlich würde er es auch nie zugeben. Tatsache ist aber, dass er freiwillig darauf verzichtet, das Unternehmen EM 2016 mit einer Weltklasse-Mannschaft anzugehen, er schenkt mindestens zwei Jahre mit der Nationalelf, in denen er problemlos auf höchstem Niveau mitspielen könnte, freiwillig her. Womöglich gibt es ja triftige Gründe, die Lahm am Freitag nicht preisgeben wollte. Viele Fußballfans lässt er etwas ratlos zurück mit der unbeantworteten Frage: Warum will man das, was man vermutlich so gut kann wie nichts mehr sonst in seinem Leben, nicht so lange wie möglich auskosten?