Iren sind wütend, Franzosen suchen nach Ausreden. Nach dem Handspiel von Thierry Henry erinnern sich viele an Maradona.

Paris. Eine neue „Hand Gottes“ verlängert für Frankreich auch nach dem gesichertem WM-Ticket die „Qualifikations- Qual“. Das rettende Tor zum 1:1-Endstand nach Verlängerung gegen Irland, das William Gallas im Pariser Stade de France nach Handspiel von Thierry Henry erzielte, löste nicht nur beim Gegner, sondern sogar im eigenen Land Empörung aus. „Darauf kann man nicht stolz sein“, meinte nicht nur die Zeitung „Le Figaro“.

Das Sportblatt „L'Equipe“ fordert nach dem „katastrophalen Spiel“ Konsequenzen. Man müsse überlegen, ob der umstrittene Coach Raymond Domenech wirklich der richtige Mann für den WM-Job sei, heißt es auf Seite eins unter der großen Überschrift „Die Hand Gottes“. Irlands Justizminister Dermot Ahern verlangt eine Wiederholung des Spiels.Während Henrys Facebook-Seite von Tausenden wütenden irischen und auch französischen Fans attackiert wurde, machte sich auch im Pariser Regierungspalast die Enttäuschung breit. „Die Franzosen sind beunruhigt und enttäuscht“, klagte Gesundheits- und Sport-Ministerin Roselyne Bachelot. Ex-Nationalspieler Jean-Michel Larqué sagte als TV-Kommentator: „Ich fühle mich unwohl“. Verbandsboss Jean-Pierre Escalettes meinte, man müsse „den Abend ganz schnell vergessen“.

Das werden die Iren und ihr Coach Giovanni Trapattoni wohl so schnell nicht können. „Sie haben uns beraubt. Der Schiedsrichter hätte Henry fragen müssen, dann hätte er das Handspiel zugegeben“, polterte der Italiener. Das „Handspiel von Räuber Henry versagt den Iren ihr WM-Märchen“, bedauerte die „Daily Mirror“, während „The Sun“ die Parallele zum berühmten argentinischen Tor gegen England bei der WM 1986 zog: „Le Hand Gottes – Betrüger Thierry macht einen Maradona“. „Wir sind angewidert! Sie wollten uns nicht bei der WM“, meinte Stürmer Robbie Keane, und sein Teamkollege Richard Dunne fand keinen Trost: „Henry hat mir gesagt, dass wir den Sieg verdient hätten. Aber was soll ich damit? So fühle ich mich noch schlechter“. Frankreichs Nationalspieler suchten unterdessen verlegen nach Ausreden. „Es war Hand, aber ich bin nicht der Schiedsrichter“, entschuldigte sich Henry. Das Schummeltor tue der Freude aber keinen Abbruch. Domenech meinte dreist, er habe von seiner Position aus kein Handspiel gesehen. „Lassen Sie mich die Qualifikation genießen“, fuhr der Trainer Reporter mit unbequemen Fragen an. Solche Tore „gehören zum Spiel“, meinte Gallas, der mit seinem Treffer in der 103. Minute das Führungstor von Robbie Keane (32.) wettmachte und nach dem 1:0-Hinspielsieg Frankreichs 13. WM-Teilnahme sicherte.

Letztlich retteten aber sogar drei Hände die desolate Heim-Elf. Tormann Hugo Lloris habe sein Team mit glänzenden Paraden „am Leben erhalten“, stellte nicht nur „L'Equipe“ fest. Ohne Bayern- Profi Franck Ribéry (verletzt) wirkten die Hausherren verängstigt und apathisch. Die Iren kämpften und spielten den Favoriten lange Zeit in Grund und Boden. In einer Online-Umfrage von „Le Monde“ meinten 89 Prozent von 38.000 Lesern, Frankreich habe die WM-Qualifikation nicht verdient. Der Druck auf Domenech, Ribéry & Co. wächst und wächst: „Raymond, Du und Deine Jungs, Ihr müsst Euch mobilisieren, sonst wird das nichts in Südafrika“, warnte sogar Ministerin Bachelot.