Der mehrfache Olympiasieger und Weltmeister Haile Gebrselassie will beim Haspa-Marathon am 4. Mai den Masters-Weltrekord in seiner Altersklasse unterbieten. Strecke kommt dem Äthiopier entgegen.

Hamburg. Nach gut 20 Minuten neigte sich die Pressekonferenz dem Ende zu. Die vier Herren hatten alles gesagt, was es Neues über den Hamburg-Marathon zu berichten gab. Es gebe überraschend viele Anmeldungen, die Staffeln seien bereits ausverkauft, hieß es etwa. Die Journalisten kritzelten die letzten Notizen in ihre Blöcke. So schien es jedenfalls. Bis einer der Herren hinter einem Werbeaufsteller verschwand und mit der Nachricht des Tages zurückkehrte – in Form eines eher unförmigen Stücks bedruckter Pappe: Haile Gebrselassie in Lebensgröße. Die Kameras der Fotografen klickten häufiger als zuvor.

Die für Hamburg sensationelle Botschaft war eindeutig: Der 1,65 Meter große Langstreckenläufer aus Äthiopien geht bei der 29. Auflage des Haspa-Marathons am 4. Mai erstmals an den Start. Seinen vorerst letzten Langstreckenlauf hatte der zweimalige Olympiasieger und viermalige Weltmeister im Dezember 2012 im japanischen Fukuoka bestritten, aber zehn Kilometer vor dem Ziel aufgegeben. In Tokio neun Monate zuvor war er seinen letzten vollständigen Marathon gelaufen. Dort hatte er nach einer Zeit von 2:08:17 Stunden den vierten Platz belegt und die Qualifikation für die Olympischen Spiele in London verpasst.

Im April wird er 41 Jahre alt, weshalb er auch die entsprechende Startnummer auf der Brust tragen wird. Sein Ehrgeiz ist aber dennoch ungebrochen. „Er will versuchen, den Masters-Weltrekord in seiner Altersklasse zu unterbieten“, kündigte Marathonchef Frank Thaleiser am Dienstag an. Den Rekord bei den Männern über 40 Jahre hält derzeit der Mexikaner Andrés Espinosa. Gebrselassie müsste unter 2:08:46 Stunden bleiben. Deshalb soll er in Hamburg in der Spitzengruppe starten.

Schon 2011 sollte Haile starten

Schon vor drei Jahren hatten die Organisatoren versucht, Gebrselassie zum Marathon nach Hamburg zu locken, bekamen ihn aber nicht. Nun freut sich Thaleiser, diesen prominenten Namen unter den bislang 14.400 angemeldeten Läufern („Wir sind auf dem Weg zurück zu alter Stärke“) zu haben. Neben Gebrselassie wird auch Martin Lel antreten. Der Kenianer, der in London 2008 seine Bestzeit von 2:05:15 Stunden lief, hat fünfmal den New-York-Marathon und zweimal den London-Marathon gewonnen.

„Wir hoffen, dass die beiden Spitzenläufer Lel und Haile die Veranstaltung weiterbringen“, sagte Thaleiser. Die Zusage von Gebrselassies Management erreichte ihn vor etwa vier Wochen. Er erzählte, dass die Idee, Gebrselassie für den Hamburg-Marathon zu gewinnen, erstmals im September vergangenen Jahres beim Berlin-Marathon aufgekommen war. Eigentlich wollte Thaleiser mit Athletenmanager Jos Hermens sprechen, um den Hamburger Vorjahresgewinner Eliud Kipchoge erneut zu verpflichten.

Thaleiser und Hermens kennen sich schon seit 20 Jahren, arbeiten seitdem eng zusammen. Doch Kipchoges erneuter Start in Hamburg war schnell kein Thema mehr, weil dieser mittlerweile in anderen finanziellen Dimensionen läuft. „Stattdessen habe ich Hermens locker gefragt, ob er es sich vorstellen könne, Gebrselassie in Hamburg laufen zu sehen“, so Thaleiser. Und siehe da: Plan B war erfolgreich.

Zu seinen besten Zeiten strich Gebrselassie Antrittsprämien von bis zu 250.000 Dollar ein. Beim Dubai-Marathon 2008 waren sogar eine Million Dollar ausgeschrieben, hätte er damals seinen eigenen früheren Marathon-Weltrekord verbessert. Wie viel Antrittsgage Thaleiser nun auf den Tisch legen muss, verriet er nicht. Nur so viel ließ er sich entlocken: Das gesamte Athletenbudget liegt bei rund 300.000 Euro. Aus der Vergangenheit ist bekannt, dass etwa der viermalige Hamburg-Marathon-Sieger Julio Rey (Spanien) 50.000 Dollar an Startprämie kassierte.

Strecke kommt Gebrselassie entgegen

Warum sich Gebrselassie ausgerechnet für den Hamburger Marathon entschieden hat, ist für Thaleiser klar: Die Strecke gelte in der Szene aufgrund ihrer verhältnismäßig wenigen Kurven als eine der schnellsten. „Das kommt Gebrselassie entgegen“, sagte er mit Blick auf die Weltrekordambitionen des Äthiopiers. Außerdem sei das Wetter in den vergangenen 28 Jahren immer ideal gewesen, und auch unter den Profiathleten hätte sich die ausgezeichnete Betreuung herumgesprochen.

Gebrselassie selbst meldete sich nach der Bekanntgabe seines Hamburger Marathon-Debüts via Twitter zu Wort: „Ich freue mich auf meine Rückkehr nach Deutschland. Es ist schon immer ein besonderes Land für mich.“ In der Tat: Beim Berlin-Marathon 2008 überquerte Gebrselassie die Ziellinie nach 2:03:59 Stunden und verbesserte damit seinen eigenen, ein Jahr zuvor aufgestellten Weltrekord um knapp eine halbe Minute. Auch in einer Videobotschaft auf YouTube gibt er sich gut gelaunt. Sportlich gekleidet sitzt er da in einem Ledersessel, die Kamera frontal auf ihn gerichtet. Dann beginnt er zu schwärmen, wie laufbegeistert die Deutschen doch seien, wie toll der Hamburg-Marathon sei. Am Ende bittet er um kräftige Unterstützung in Hamburg – und verabschiedete sich mit den Worten: „Ich erwarte euch da.“