Ex-Wolfsburger trifft für Atlético Madrid, das durch ein 4:0 gegen San Sebastián am FC Barcelona auf Rang eins vorbeizieht. Cristiano Ronaldo fliegt nach Tätlichkeit, Trainer Schuster muss auf die Tribüne.

Barcelona/Madrid. Traumeinstand für Diego, Alptraumausstand für Cristiano Ronaldo, Heimniederlage für Messi: Der 22. Spieltag der Primera División hatte es durchaus in sich.

Vor allem der FC Barcelona musste im Kampf um eine erfolgreiche Titelverteidigung in der spanischen Fußball-Meisterschaft einen herben Dämpfer hinnehmen. Das Team um Superstar Lionel Messi unterlag überraschend dem FC Valencia mit 2:3 (1:1) und musste damit erstmals seit fast zwei Jahren im Estadio Camp Nou eine Niederlage hinnehmen.

Nach der ersten Heimniederlage in der Meisterschaft seit dem 21. April 2012 (1:2 gegen Real Madrid) verlor Barca die Tabellenführung an Atlético Madrid. Beim Debüt des ehemaligen Wolfsburgers Diego gewannen die Hauptstädter mit 4:0 (1:0) gegen Real Sociedad San Sebastián und liegen mit 57 Punkten jetzt drei Zähler vor Barcelona.

Diego trug sich auch gleich in die Torschützenliste ein und erzielte das letzte Tor in der 87. Minute. Zudem bereitete er das 2:0 vor. Der Brasilianer, in der 58. Minute für den ehemaligen Bayern-Spieler José Ernesto Sosa eingewechselt, war erst am späten Freitagabend von den Spaniern verpflichtet worden. Ex-Barca-Spieler David Villa (38. Minute), Diego Costa (72.) mit seinem 20. Saisontreffer und der Brasilianer Miranda (74.) hatten die Gastgeber auf die Siegerstraße gebracht.

Ronaldo begeht Tätlichkeit - Schuster fliegt

Zwei Stunden nach dem Atlético-Sieg musste sich Rekordmeister Real Madrid (54) indes mit einem 1:1 (0:0) bei Athletic Bilbao zufrieden geben. Nach Toren von Jungstar Jesé (65.) für Real und des Sekunden zuvor eingewechelten Ibai (73.) sah Madrids Weltfußballer Cristiano Ronaldo wegen einer Tätlichkeit die Rote Karte (75.).

Nach einer Provokation von Gurpegui griff der Portugiese Bilbaos Innenverteidiger an den Kopf. Der Gegner fiel zwar theatralisch, dennoch war Rot für Ronaldo die logische Konsequenz. Nun droht dem 28-Jährigen eine Sperre von drei Spielen.

Noch ist die Sperre, die nur für die Meisterschaft in La Liga gilt, aber nicht offiziell. Ronaldo wäre auf jeden Fall am Mittwoch (20.00 Uhr) im Halbfinal-Hinspiel des Pokals gegen Tabellenführer Atletico Madrid mit dem Ex-Wolfsburger Diego spielberechtigt.

Beim FC Málaga flog indes Trainer Bernd Schuster vom Platz: Beim emotionsgeladenen 3:2 (2:0)-Erfolg im andalusischen Derby gegen den FC Sevilla wurde der deutsche Cheftrainer auf die Tribüne verbannt.

In der Nachspielzeit hatte der Ex-Nationalspieler einem Spieler von Sevilla den Ball weitergespielt, als dieser vor der Trainerbank einen Einwurf schnell ausführen wollte. Daraufhin kam es zu einer verbalen Auseinandersetzung mit seinem Sevilla-Kollegen Unai Emery.

„Es waren viele Leute um mich herum, und alle waren nervös. Ich muss mich besser unter Kontrolle halten, aber die Emotionen kochten hoch“, sagte Schuster, „wichtig war aber heute der Sieg.“

Der Portugiese Juda (31., Elfmeter/83.) war als zweifacher Torschütze Matchwinner für die Schuster-Elf. Das dritte Tor für die Gastgeber steuerte Saum (77.) bei. Carlos Barca (49.) und Federico Fazit (66.) waren für Sevilla erfolgreich.

Ratlosigkeit beim FC Barcelona

Der Dreikampf an der Spitze verspricht damit weiter Hochspannung pur. Denn Barcelona hatte am Samstag gegen den FC Valencia einen sicher geglaubten Sieg aus der Hand gegeben.

Beim spanischen Fußballmeister herrschte nach der völlig unerwarteten 2:3-Schlappe Sprachlosigkeit. „Ich finde dafür keine Erklärung“, räumte Trainer Gerardo Martino ratlos ein

„Für uns beginnt jetzt eine völlig neue Liga“, meinte der Coach, aber: „An unseren Titelchancen hat sich nichts geändert.“ Am Tabellenplatz schon: Erstmals nach 59 Spieltagen hat der FC Barcelona die Tabellenführung in der Primera División verloren.

Die Heimpleite überraschte das Starensemble wie ein Blitz aus heiterem Himmel. Der FC Valencia hat nämlich nichts mehr mit dem Team zu tun, das zweimal das Finale der Champions League erreichte. Die vom früheren Barça-Stürmer Juan Antonio Pizzi trainierte Elf ist alles andere als ein Spitzenteam und schien im Camp-Nou-Stadion am Samstag auf ein Debakel zuzusteuern. Alexis Sánchez brachte Barça schon in der 6. Minute in Führung. Lionel Messi & Co ließen den Ball zirkulieren und spielten weitere Torchancen heraus.

Kleinster Spieler erzielt Kopfballtor

„Die Saison geht nun in eine Phase, in der es kaum noch Spielraum für Fehler gibt“, hatte Martino seine Elf vor dem Spiel gewarnt. Aber dem Meister unterlief dann plötzlich nicht nur ein Fehler, sondern gleich eine ganze Serie. Valencias Daniel Parejo (43.) nutze eine Nachlässigkeit in der Barça-Abwehr zum Ausgleich. Pablo Piatti (47.), mit 1,63 Meter der kleinste Spieler der Liga, gewann ein Kopfballduell gegen Dani Alves und erzielte das 2:1 für Valencia.

Beim dritten Treffer der Gäste konnte Sofiane Feghouli gleich vier Abwehrspieler stehenlassen und Paco Alcácer (59.) die Vorlage zum Siegtreffer geben. Für Barça hatte Messi (54.) zwischenzeitlich per Handelfmeter ausgeglichen. Für den Argentinier ging damit in der Liga eine Durststrecke von mehr als vier Monaten ohne Torerfolg zu Ende.