Der Trainer von Novak Djokovic will seinen Schützling außerdem zur neuen Nummer eins machen. Boris Becker mahnt neben seiner Eigenkritik zugleich an, dass er auch ein Recht auf ein Leben habe.

Frankfurt/Main. Boris Becker möchte seinen Schützling Novak Djokovic so schnell wie möglich wieder an die Spitze der Weltrangliste führen. „Das Ziel ist es, Novak wieder zur Nummer eins zu machen. Das Ziel ist es, dass er in diesem Jahr noch möglichst viele Grand Slams gewinnt“, sagte der 46-jährige Becker im ZDF-Sportstudio über den Weltranglisten-Zweiten aus Serbien.

Becker machte keinen Hehl daraus, dass er seine neue Rolle als Coach trotz des Viertelfinal-Ausscheidens von Djokovic bei den Australian Open genießt. „Ich freue mich, zurück zu sein in der Umkleidekabine und auf dem Trainingsplatz“, meinte der dreimalige Wimbledonsieger.

Seine primäre Aufgabe sieht Becker darin, dem sechsmaligen Major-Sieger Djokovic im „taktischen und mentalen Bereich“ zu helfen, um ihn „in entscheidenden Spielsituationen“ besser zu machen.

Allerdings glaubt Becker, dass sich sein Sport seit seinem Rücktritt 1999 nicht großartig weiterentwickelt hat – im Gegenteil. „Tennis ist heute viel physischer und intensiver. Aber auf Seiten der Technik und Taktik ist es nicht so ausgefeilt, wie es vor 10, 15 Jahren war“, sagte er.

Dass sein neuer Job den Zweck habe, für einen positiven Imagewandel zu sorgen, bestritt Becker: „Ich habe sicherlich viele Fehler gemacht. Aber ich habe ein Recht auf mein Leben. Ich lebe so, wie ich es für richtig halte.“ Zuletzt hatte der sechsmalige Grand-Slam-Sieger wegen eines Auftritts in einer TV-Spielshow, bei der er zeitweise Fliegenklatschen am Kopf trug, Kritik und Spott geerntet.

Becker lobte zudem ausdrücklich Davis-Cup-Teamchef Carsten Arriens. Der 44-Jährige hatte am Wochenende beim Sieg gegen Spanien in Frankfurt am Main überraschend Tommy Haas und Philipp Kohlschreiber gemeinsam Doppel spielen lassen, obwohl beide nicht unbedingt als beste Freunde bekannt sind. Arriens habe „Fingerspitzengefühl“ bewiesen. „Ein Kompliment, dass die besten deutschen Spieler Deutschland vertreten haben“, sagte Becker mit Blick auf das gesamte DTB-Aufgebot im Erstrundenduell.

Der Weltranglisten-Zwölfte Haas (Los Angeles) und Kohlschreiber (Augsburg/ATP-Nr. 27) hatten die Masters-Gewinner Fernando Verdasco und David Marrero in vier Sätzen bezwungen und durch den dritten Punkt im dritten Match Deutschlands vorzeitigen Viertelfinal-Einzug besiegelt.

Für die Zukunft seiner Sportart im eigenen Land sieht Becker nicht schwarz. „Es gibt den deutschen Tennis-Fan. Man muss ihn nur aufwecken“, sagte der zweimalige Australian-Open-Sieger bei ran.de.