Dritter gegen Erster: Der Auftakt zur Bundesliga wird zum Spitzenduell. Die Münchner müssen definitiv auf Schweinsteiger verzichten, auch die Borussia muss umbauen.

Mönchengladbach. Es ist alles angerichtet für eine Fußball-Gala mit Attraktionen und hohem Unterhaltungswert. Der Dritte spielt gegen den Ersten, die Bundesliga-Rückrunde erlebt zum Auftakt eine Top-Partie, die via TV in mehr als 200 Ländern zu sehen ist: Pep Guardiolas Super-Bayern sind seit 41 Begegnungen ungeschlagen – bei ihrer Dienstreise nach Mönchengladbach müssen sie nun aber das Ende dieser tollen Serie befürchten.

Denn der Gastgeber ist im Borussia-Park bärenstark, hat in dieser Saison acht von neun Konkurrenten mit Niederlagen nach Hause geschickt und nur gegen Wolfsburg Punkte abgegeben. Die Prämissen für den Rekord-Titelträger aus München könnten indes kaum besser sein für den nächsten Coup im Erstliga-Alltag: Sie haben ein Spiel weniger absolviert und liegen dennoch bereits sieben Punkte vor den zweitplatzierten Leverkusenern.

Doch nicht erst seit der Testspiel-Klatsche bei Red Bull Salzburg wollen die Münchner Übermut gar nicht erst aufkommen lassen. „Wir haben eine super Ausgangsposition“, sagt Dauer-Mahner Matthias Sammer. „Trotzdem wird es eine schwere Rückrunde. Wir müssen sofort da sein.“ Nationalspieler Jérome Boateng ist der gleichen Meinung wie sein Sport-Vorstand: „Viele sagen, die Bayern sind schon weg. Aber davon dürfen wir uns nicht einlullen lassen. Wir müssen weiter Gas geben.“

Am besten sofort. „Wir müssen gut aus den Startlöchern kommen und der Konkurrenz direkt zeigen: Da ist nichts zu holen“, forderte Nationalspieler Thomas Müller. Das sieht auch Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge so: „In der Hinrunde haben wir die Tür für die Verfolger zugemacht, jetzt müssen wir es schaffen, dass sie auch zu bleibt.“

Das 0:3 von Salzburg könnte sogar hilfreich sein. „Das war natürlich wie eine kleine Sirene, dass es nicht von alleine geht“, sagte Müller. Und der Wachrüttler zeigte Wirkung: Nach der unerwarteten Niederlage seien die internen Ansprachen durchaus „intensiver“ gewesen, berichtete Müller. „Da war schon Feuer drin.“

Wie Ehrenpräsident Franz Beckenbauer („Ich hoffe, dass sie aus solchen Spielen lernen“) setzt auch Rummenigge auf die heilsame Wirkung: „Ich bin nicht unglücklich über diese Niederlage, mir war das alles bislang zu schön und zu kuschelig“, betonte er – und legte am Donnerstag im „Kicker“ nach: „Diese Saison ist kein Selbstläufer.“

Das gilt auch am Freitag (20.30 Uhr/ARD/Sky und im Liveticker auf abendblatt.de): „Uns wird da nichts geschenkt. Sie sind verdient da oben mit dabei“, erinnerte Müller. Auch Innenverteidiger Dante warnte vor den Stärken seines früheren Clubs: „Sie spielen schon seit drei Jahren zusammen. Sie sind sehr kompakt, sie sind gefährlich.“

Ribéry fällt gegen Gladbach aus

Verzichten müssen die Bayern gegen Gladbach allerdings auf ihren Superstar. Franck Ribéry fällt mit Rückenproblemen aus und ist gar nicht erst mit in den Flieger gestiegen. Auch Bastian Schweinsteiger und Javier Martínez fehlen den Münchnern. Dagegen kann Kapitän Philipp Lahm nach einer Kniereizung wahrscheinlich auflaufen. „Das ist wichtig für uns“, betonte Guardiola. Er lobte den Gegner in hohen Tönen: „Mönchengladbach ist eine der besten Mannschaften in der Bundesliga.“

Allerdings muss sein Kollege Lucien Favre die Abwehr umbauen: Weil Tony Jantschke (Gesichtsverletzung) und Roel Brouwers (Adduktoren) ausfallen, muss der erst 21-jährige Julian Korb rechts verteidigen. Bei Alvaro Dominguez scheint das Risiko größer: Seit dem 5. Oktober und einer schweren Schulterverletzung hat der Spanier nicht mehr gespielt. Mangels Alternativen wird der Trainer ihn in die halblinke Innenverteidigung beordern. „Er ist bereit“, meinte Favre, der seinem Team Mut zu machen versucht: „Wir haben Respekt vor den Bayern, aber keine Angst.“

Favre will es mit einem simplen Konzept versuchen: Mit viel Tempo Spaß am Fußball zu produzieren. „Wir müssen es wagen zu spielen.“ Dabei verhehlt er nicht, dass der Champions-League- Sieger eine Klasse für sich ist: „Eine der besten Mannschaften der Welt und brandgefährlich.“