Borussia Dortmund und Schalke 04 bemühen sich um eine Lösung des Hooligan-Problems bei den Revier-Derbys. Über die richtigen Schritte bestehen jedoch erhebliche Meinungs-Unterschiede.

Dortmund/Gelsenkirchen. Im Kampf gegen Prügel und Pyros bei den Revierderbys schießt Schalke 04 quer – für neuer Zündstoff ist gesorgt. Während sich Borussia Dortmund und die Polizei für einen Ausschluss der Gästefans bei den kommenden Bundesliga-Duellen der Erzrivalen stark machten, plädierten die königsblauen Klub-Bosse entgegen ursprünglicher Planungen überraschend für ein Spiel auf Bewährung für die Anhänger am 25. März in der Dortmunder Arena.

Die Polizei und auch BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke reagierten mit verständnislosem Kopfschütteln. „Schalke muss sich darüber bewusst sein, dass sie jetzt eine hohe Verantwortung tragen. Wir wollten eine gemeinsame Lösung, jetzt ist die Lösung, dass wir keine haben“, sagte er der Bild-Zeitung. Der BVB-Boss hatte zusammen mit den Sicherheitskräften ein „Zeichen gegen Gewalt“ und als geeignete Maßnahme einen Ausschluss der Gästefans auf absehbare Zeit gefordert.

Diese Bemühungen nach der alarmierenden Eskalation beim Derby im Oktober auf Schalke, als BVB-Fans schwer randalierten, sowie den Massen-Prügeleien vor dem Schalker Testspiel am vergangenen Samstag in Köln sind nun Schall und Rauch. „Wir bedauern sehr, dass es nicht zum geplanten Gäste-Ausschluss kommt. Wir hätten uns nach den schlimmen Vorfällen ein starkes Signal gewünscht“, sagte Dieter Keil, Leitender Direktor der Dortmunder Polizei, der Bild.

Auch Schalke hatte den Ausschluss der Gästefans zunächst favorisiert, entschloss sich jedoch zu einem Rückzieher. Dass die nächste Begegnung in zwei Monaten die Schalker Anhänger betroffen hätte, war ein Argument. „Die Fans haben es nun selbst in der Hand“, meinte Schalkes Finanzvorstand Peter Peters in der WAZ. Man sehe das anstehende Spiel „als letzte Chance für die überwiegende Mehrheit der friedlichen Fans beider Vereine, ein Zeichen gegen Gewalttäter zu setzen“, hieß es in einer Mitteilung der Schalker.

Das Derby strahle eine einzigartige Atmosphäre aus, die man erhalten wolle, legte Peters nach. Der Gelsenkirchener Polizeisprecher Johannes Schäfer meinte, die Rote Karte hätte zwar die Arbeit im Stadion erleichtert: „Was bei einem Ausschluss der Gästefans vor dem Stadion passiert, wissen wir nicht.“

BVB-Präsident Reinhard Rauball, in Personalunion Liga-Präsident, meinte: „Was können die Vereine dagegen tun, wenn die sich freizeitmäßig verabreden? Leider fällt das zumeist auf den Fußball zurück.“ Es sei in Zukunft verstärkt die Frage, die guten und wichtigen Fans von den anderen zu trennen, äußerte Andreas Rettig, Geschäftsführer der Deutschen Fußball Liga (DFL).

DFL-Chef Christian Seifert findet alle Maßnahmen für diskussionswürdig, die dazu geeignet seien, die Sicherheit in den Stadien zu erhöhen. Die Vereine, so Seifert bei Sky Sport News, würden ihre Fans ja am besten kennen, deshalb sei auch eine solcher Schritt eine Option.

Watzke ist offenbar bemüht, nicht neue Differenzen zwischen den Führungsriegen der Revier-Nachbarn zu schüren. „Wir sind Befürworter einer gemeinsamen Lösung, um die Derbys sicherer zu machen“, sagte der 54-Jährige. Das jedoch funktioniert nur, wenn beide Seiten konsequent bleiben. Schalke blieb es nicht.

Der BVB wird nun – wohlgemerkt sowohl in Schalker Fanblöcken als auch in angrenzenden Bereichen der eigenen Anhänger – eine Kapazitätsverringerung für das Spiel im März vornehmen, um durch das Sperren von Plätzen im Signal Iduna Park Sicherheitspuffer einzurichten.

Zudem haben die Borussen am Mittwoch bei der DFL den Antrag gestellt, den für 20.00 Uhr festgelegten Anstoß vorzuverlegen, um den Zugang der Fans bei Tageslicht durchführen zu können.