Das Verfolgerduell gegen Bayer Leverkusen und Sven Bender sowie Nuri Sahin durch Verletzungen verloren - Borussia Dortmund blickt mit Sorge auf das Gruppen-Endspiel in der Champions League bei Olympique Marseille.

Dortmund. Jürgen Klopp grübelte mit tiefen Sorgenfalten auf der Stirn. Die Anwort auf die Frage, was ihn mehr ärgere, die Niederlage oder die Verletzungen von Sven Bender und Nuri Sahin, kam jedoch spontan. „Wir haben zwei Spieler verloren, das schmerzt mehr. Die Niederlage haben wir uns selbst eingebrockt“, sagte der Trainer von Borussia Dortmund nach dem 0:1 (0:1) in einem Verfolgerduell gegen Bayer Leverkusen, „das wir nicht hätten verlieren müssen“.

Doch Klopps Gedanken kreisten um Bender und Sahin, um die anhaltende Verletztenmisere, die in der Hinrunde wie eine Seuche über der Borussia liegt - und sich ausgerechnet vor dem Champions-League-„Endspiel“ um den Einzug ins Achtelfinale am Mittwoch (20.45 Uhr/Sky und ZDF) bei Olympique Marseille erneut verschärft. Wer in Frankreich auflaufen wird, weiß Klopp noch nicht. „Wunder gibt es immer wieder - aber bei uns leider nicht so oft“, klagte der 46-Jährige.

Bender humpelte nach einem Foul des Leverkuseners Jens Hegeler (58.) vom Platz, Sahin wenig später (79.) mit ebenfalls schmerzverzerrtem Gesicht, nachdem er nach einem Kopfball-Duell mit Stefan Kießling umgeknickt war. Ilkay Gündogan, Mats Hummels, Neven Subotic und Marcel Schmelzer - vier deutsche Nationalspieler werden ohnehin auch weiterhin nicht zur Verfügung stehen. Sokratis kann in Marseille trotz seiner Gelb-Roten Karte gegen Leverkusen auflaufen, dafür muss Manuel Friedrich wegen der fehlenden Spielberechtigung in der Königsklasse passen.

Klopp fällt es schwer, das Dilemma zu akzeptieren, er flüchtet in Durchhalteparolen. „Wir haben nun mal die Situation, in der wir ständig reagieren müssen. Aber Not macht erfinderisch, mal sehen, was passiert“, ergänzte der BVB-Coach. „Wir hatten schon leichtere Momente. Da müssen wir jetzt durch. Das 0:1 ist heute eigentlich das kleinste Problem gewesen.“

Der Blick auf die Tabelle verursachte indes weitere Kopfschmerzen. Die Meisterschaft ist angesichts von zehn Punkten Abstand zum Spitzenreiter Bayern München nach 15 Spieltagen abgehakt. Bis Leverkusen sind es sechs Zähler, aber da seien ja auch die drei Punkte aus Hoffenheim dabei, so Klopps Seitenhieb und Hinweis auf Kießlings „Phantom-Tor“.

„Jetzt müssen wir erst einmal Platz drei sichern“, sagte Verteidiger Kevin Großkreutz, wohlwissend, dass es ja noch die punktgleichen Borussen aus Mönchengladbach gibt. „Es wird Zeit, dass Weihnachten wird und wir durchschnaufen und uns neu sammeln können. Im nächsten Jahr wollen wir dann neu angreifen“, meinte Nationaltorhüter Roman Weidenfeller, den die zweite Heimniederlage in Folge ohne Treffer (zuletzt 0:3 gegen München) sichtlich wurmte: „Wir haben heute zu lax gespielt und verdient verloren.“

Über die eigene Leistung gab es im und um den BVB keine zwei Meinungen. „Wenn man Leverkusen schlagen will, muss man gut sein, und das waren wir nicht“, resümierte Klopp. Nur in der zweiten Halbzeit hatte er Leidenschaft ausgemacht. „Das 0:1 war heute eigentlich das kleinste Problem.“ Der Wirkungstreffer von Heung-Min Son (18.) nach einem haarsträubenden Fehlpass von Friedrich hatte den BVB aus dem Gleichgewicht gebracht.

Vom Vollgas-Fußball war keine Spur, die Borussia ließ nach dem Gegentreffer jegliche gewohnte Dynamik und Vehemenz vemissen, mit der sie ansonsten die Gegner zermürbt. „Leverkusen hat in der ersten Halbzeit ein überragendes Auswärtsspiel abgeliefert. Sie waren sehr gut auf uns eingestellt, was zur Folge hatte, dass wir nie richtig ins Spiel gefunden haben. Gefährliche Szenen kann man bei uns an einer Hand ablesen, und das ist zu wenig, um gegen eine Mannschaft wie Bayer Leverkusen zu gewinnen“, betonte BVB-Präsident Reinhard Rauball.

Bayer habe gegen Manchester United (0:5) „richtig auf die Mütze“ und gegen die Bayern (1:1) „kein Bein an die Erde bekommen“, so Klopp. „Sie haben daraus gegen uns die richtigen Schlüsse gezogen.“ Auch er müsse die Niederlage erst einmal verarbeiten. „Aber ich brauche mir nicht zu überlegen, was wir besser machen können, weil ich ja noch nicht weiß, mit wem ich was besser machen kann.“