Der Präsident der Münchner wird nach seinem Strafprozess die Vertrauensfrage an die Mitglieder stellen. In den letzten fünf Jahren habe er über fünf Millionen Euro gespendet, erklärte der 61-Jährige, der sich aber nicht „reinwaschen“ will.

München. Eine halbe Stunde nach seinen Tränen rief der emotionale und kämpferische Uli Hoeneß zu seinem ganz persönlichen Volksentscheid auf. Nach dem Strafprozess im Frühjahr 2014 will sich der 61-Jährige bei einer außerordentlichen Versammlung dem Votum der Mitglieder des FC Bayern unterwerfen. „Wenn ich von Ihnen keine klare Mehrheit bekomme, werde ich jede Entscheidung akzeptieren, die sie fällen“, versprach Hoeneß am späten Mittwochabend. Auf der regulären Jahreshauptversammlung erntete er Beifall, Ovationen und Sprechchöre: Die laute Stimme des Vereinsvolkes lässt den Präsidenten und Aufsichtsratsvorsitzenden kein negatives Votum befürchten.

„Das werden wir dann sehen, wenn es so weit ist. Ich kann das jetzt nicht beurteilen. Hauptsache ist, dass ich heute sehr glücklich bin“, erklärte der wegen Steuerhinterziehung angeklagte Hoeneß nach der Versammlung. Dabei bescherten ihm Mitglieder, Vorstand und Präsidiumskollegen einen unvergesslichen Tag.

„Ich könnte sie alle umarmen. Ich bin total beeindruckt von dem heutigen Abend. Es ist ein unglaubliches Erlebnis für mich“, rief der Präsident am Ende des rührenden Machwerks seiner Vereinsschar zu und schwärmte von der Liebe seiner Schäfchen. Für „Mr. FC Bayern“ hätte der Abend dramaturgisch nicht besser laufen können: die nächsten Rekordzahlen (432,8 Millionen Euro Umsatz, 14 Millionen Gewinn), emotionalisierende Bilder der Titelgewinne, warme Worte seiner Vorredner wurden berührend gepaart mit seinen Tränen. Der Steuersünder räumte dazu öffentlich „einen Fehler“ ein und will dafür geradestehen. Er nannte aber auch „ein paar Fakten“, wie er betonte.

„Ich habe keine Hunderte Millionen Euro Steuern hinterzogen. Ich habe seit vielen Jahren zig Millionen Euro Steuern gezahlt. Ich habe die letzten fünf Jahre über fünf Millionen Euro gespendet, indem ich bei Vorträgen kein Honorar angenommen habe“, sagte Hoeneß. „Ich möchte mich damit nicht reinwaschen, ich stehe zu meinen Fehlern.“ Hoeneß hofft nun auf einen „fairen Prozess“ vom 10. März an vor dem Landgericht München II. Selbst seine Selbstanzeige konnte die Strafverfolgung nicht verhindern. „Die einzige Selbstanzeige, die mir bekannt ist, die so in aller Öffentlichkeit diskutiert wird, ist meine“, ergänzte er.

Eine geschlagene Viertelstunde lang schrieb der stolze Vereinspatron nach der Zusammenkunft im Audi Dome Autogramme. Karl-Heinz Rummenigge befürwortete ein paar Meter entfernt von seinem „Freund“ den angekündigten Entscheid. „Ich finde, das ist auch die richtige Idee von Uli Hoeneß, dass am Ende des Tages der Souverän, und das sind nun mal die Mitglieder von Bayern München, darüber zu entscheiden haben und sonst auch niemand anders“, erklärte der Vorstandschef. Die unausgesprochene Kernbotschaft des Abends lautete: Egal, wer von außen etwas fordert, der ruhmreiche FC Bayern will alles alleine entscheiden und lässt sich von niemandem reinreden!

Rummenigge sorgte mit seiner Rede für den Tränenausbruch des langjährigen Weggefährten und hob hervor, dass „der gesamte FC Bayern sein Freund ist“. Hoeneß seinerseits versprach mit viel Pathos ewige Treue zum deutschen Rekordmeister und seinen Fans. „Ich werde diesem Verein dienen – bis ich nicht mehr atmen kann“, sagte er.

Ob die Mitglieder jemals nicht für ihren Uli Hoeneß votieren, der für sie auch am Mittwochabend „der beste Mann“ war? Aber was passiert, falls das Gericht im Frühjahr nicht der Argumentation von Hoeneß und seinen Anwälten folgen sollte? Natürlich kann er straffrei ausgehen, aber im schlimmsten Fall droht dem dann 62-Jährigen eine Gefängnisstrafe.

„Ich wünsche Uli Hoeneß, dass die Geschichte gut für ihn ausgeht“, hoffte Rummenigge. „Aber ich glaube, das Wichtigste ist, dass er eben hier mit dem FC Bayern eine unglaubliche Bastion hat, die zu ihm hält und zu ihm steht.“ Die „große Zuneigung zu Uli Hoeneß“ habe ihn keineswegs überrascht. Und ähnlich erwartet war auch der traditionelle Abschluss des Abends: Freibier für die Mitglieder!