Es ist das erste Aufeinandertreffen der beiden Teams nach dem Champions-League-Finale in Wembley: Für Borussia Dortmund und Bayern München geht es auch um die Standortbestimmung vor der neuen Saison.

Dortmund. Für Pep Guardiola ist es die Chance auf den ersten Titel mit Bayern München. Deshalb war die Ansage des Startrainers an seine Profis vor dem Prestige-Duell des Triple-Gewinners mit Vizemeister Borussia Dortmund um den Supercup unmissverständlich. „Ich will jedes Spiel gewinnen. Das wird ein sehr physisches Spiel, wir werden deshalb gut vorbereitet sein“, sagte der 42-Jährige vor dem Wiedersehen der Erzrivalen 63 Tage nach dem Champions-League-Endspiel am Sonnabend (20.30 Uhr/ZDF und im Liveticker auf abendblatt.de) in Dortmund.

Zwar gaben sich beide Klubs im Vorfeld alle Mühe, Rivalität oder Revanchgelüste herunterzureden, doch es geht um mehr als nur einen Titel für den Briefkopf. Es ist auch die Standortbestimmung der beiden Top-Teams zwei Wochen vor dem Start in die 51. Bundesliga-Saison und weltweite Werbung für den deutschen Fußball. Immerhin wird die Neuauflage des Wembley-Finales in 195 Länder übertragen. „Der Supercup genießt inzwischen größte Wertschätzung. Das ist das erste Highlight der Saison“, meinte BVB-Boss Hans-Joachim Watzke. „Wir wollen alles raushauen, was möglich ist. Wir spielen zu Hause, vor 80.000 Zuschauern, und werden bis in die Haarspitzen motiviert sein“, versicherte auch BVB-Trainer Jürgen Klopp.

Supercup birgt ordentlich Brisanz

Das 1:2 im Finale des Supercups gegen die Bayern im Vorjahr, das 1:2 in London im Endspiel der Königsklasse oder die Serie von fünf Spielen ohne Sieg gegen den Rekordmeister diene dabei jedoch nicht als Motivationshilfe, ließen die Borussen wissen. Ohnehin birgt die Paarung genügend Brisanz, nachdem sich Mario Götze nach seinem überraschenden Wechsel für die festgeschriebene Ablösesumme von 37 Millionen Euro zu den Bayern jüngst erstmals im roten Trikot des Erzrivalen präsentierte und BVB-Torjäger Robert Lewandowski nach seinem gescheiterten Transfer nach München nunmehr gegen seinen Wunschverein antreten muss.

Götze befindet sich wegen seines Mitte April erlittenen Muskelbündelrisses in der Reha und wird nicht mit nach Dortmund reisen. Ohnehin war eine Verabschiedung nicht geplant, zu tief sitzt bei den BVB-Fans der Stachel der Enttäuschung. Für die Borussen geht es um die 5,5 Kilogramm schwere und 53 Zentimeter große Trophäe und eine Bestätigung der eigenen Leistungsstärke.

Hoeneß warnt die Bayern vor Übermut

Nationalspieler Mats Hummels sieht einen möglichen Erfolg „als Zeichen, wie gut man die nächste Saison bestreiten könnte“. So wie der Triumph der Bayern im Supercup im vergangenen Jahr nach zuvor fünf Spielen ohne Sieg gegen den BVB für eine Initialzündung sorgte. Es folgte die glanzvollste Spielzeit der Vereinsgeschichte. „Letztes Jahr war der Supercup für uns eine wichtige Sache. Da war Balsam für die Seele. Nach Wembley ist es nicht mehr ganz so wichtig. Die Prestige-Angelegenheit hängt nicht mehr ganz so hoch“, meinte Bayern-Präsident Uli Hoeneß, und Nationalspieler Thomas Müller ergänzte: „Ich gebe dem Präsidenten recht. Letztes Jahr hatte es eine symbolische Bedeutung, mit dem Spiel gegen Dortmund in die Saison zu starten. Dieses Jahr ist der Sieg nicht ganz so wichtig. Aber wie ich unseren Trainer und unsere Mannschaft kenne, wollen wir auch dort unbedingt gewinnen.“

Für Hoeneß ist vor dem ersten möglichen Titel dieser Spielzeit sogar der Moment gekommen, Guardiola und Co. vor Übermut zu warnen. „Wenn man ganz oben ist, kommt die Höhenluft. Von der dürfen wir nicht zu viel einatmen. Die Höhenluft ist unser größter Gegner“, sagte er. Gleichwohl hat Hoeneß keine elementaren Befürchtungen, dass der Schlendrian einkehren könnte an der Säbener Straße: Der Konkurrenzkampf im Bayern-Kader erlaube es keinem, „sich zurückzulehnen. Wer sich ausruht, verliert.“

Ribery und Neuer bleiben in München

Star-Coach Guardiola, der in seiner vierjährigen Ära beim FC Barcelona von 2008 bis 2012 beeindruckende 14 Titel gewann - unter anderem dreimal den spanischen Supercup -, wird deshalb seine derzeit stärkste Formation aufbieten. Allerdings muss der Triple-Sieger ohne seine Stammspieler Franck Ribéry und Manuel Neuer auskommen. Beide Akteure seien angeschlagen und würden wie auch der weiter verletzt fehlende Mario Götze in München bleiben, sagte Guardiola am Freitag in München.

Im Blickpunkt wird natürlich der erst in der vergangenen Woche vorgestellte 25 Millionen Euro teure Thiago stehen, der seine Qualitäten auch am Mittwoch gegen seinen Ex-Klub FC Barcelona (2:0) eindrucksvoll zum Besten gab.

Die bajuwarischen Dominatoren der Vorsaison demonstrierten in der kompletten Vorbereitung ihre beachtliche Frühform. In neun Testspielen gab es neun Siege, die Tordifferenz von 61:3 ist signifikant gut. „Bis jetzt bin ich zufrieden, aber wir brauchen noch ein bisschen mehr Zeit“, sagte Guardiola. Sein Team müsse in Zukunft mit noch „weniger Berührungen“ spielen. Und: „Wir müssen vielleicht im Abschluss noch etwas besser werden.“ Auch Kapitän Philipp Lahm stellte fest: „Es geht schon noch deutlich besser – offensiv wie defensiv.“

Bei den Dortmundern wird der verletzte Neuzugang Henrich Mchitarjan (Teilriss der Syndesmose im Sprunggelenk) nicht zur Verfügung stehen. Pierre-Emerick Aubameyeng wird wie auch Jakub Blaszczykowski nach überstandener Magen- und Darmerkrankung zunächst auf der Bank sitzen.

Die voraussichtlichen Aufstellungen:

Borussia Dortmund: Weidenfeller - Großkreutz, Subotic, Hummels, Schmelzer - Bender, Sahin - Hofmann, Gündogan, Reus - Lewandowski. - Trainer: Jürgen Klopp

Bayern München: Starke - Lahm, Boateng, van Buyten, Alaba - Thiago - Robben, Müller, Kroos, Shaqiri - Mandzukic. - Trainer: Pep Guardiola

Schiedsrichter: Joachim Drees (Münster-Sarmsheim)