Bei 30 Grad stürzten sich am Wochenende 10.000 Jedermänner in das große Abenteuer. Die Hobbysportler verteilten viel Lob für die Organisatoren.

Hamburg. Der Zielbereich am Rathausmarkt gleicht einem Ameisenhaufen. Überquerten die Jedermänner eben noch unter dem Jubel von Tausenden Fans die Ziellinie, wird es auf den Metern dahinter erst richtig hektisch. Freunde, Familienmitglieder, Sportskameraden, jeder sucht seinen ganz persönlichen Triathlon-Helden. Ein Erinnerungsfoto hier, eine schwitzige Umarmung dort. Der Stolz der Hobby-Athleten über die respektable Energieleistung ist groß. Während der Anhang an der Absperrung schon über Zeiten, Streckenbeschaffenheit und die Hitze beratschlagt, zieht es sämtliche Jedermänner zunächst zur Erfrischung. Literweise bedienen sich die Sportler aus fünf riesigen Waschzubern voller Wasser. Vor allem der Kopf will gekühlt sein.

Carola Kippenberger kennt das Prozedere. Die 48-Jährige ist seit Beginn des Hamburger Triathlons 2002 dabei und startete schon bei diversen Veranstaltungen. Die schlimmste Erfahrung machte sie beim Start in Budapest. „Das war eine Katastrophe, von der Organisation wie von der Atmosphäre“, sagt die Wettkampfexpertin. Ganz anders dagegen Hamburg. „Das Ambiente ist unvergleichlich, die Stimmung ist toll. Die Hamburger sind total begeistert. Auch die Organisation ist hervorragend“, sagt die Hobbysportlerin. Das Lob verteilen viele der Starter. Der ITU World Triathlon Hamburg glänzt auch in seiner zwölften Auflage durch eine ausgezeichnete Streckenführung und eine gute Athletenversorgung. „Obwohl es so groß ist, kommt man sich gut aufgehoben vor. Trotz der vielen Sportler ist es nicht überlaufen“, sagt Sandra Zabel. Zusammen mit Ehemann Rene und dem gemeinsamen Freund Carsten Hansen startete sie in der Staffel. Für das Trio aus Kappeln war es der dritte Auftritt in der Hansestadt. „Nächstes Jahr sind wir wieder dabei“, sagt Rene Zabel. Hamburg hat es ihnen angetan.

10.000 Jedermänner gingen am Wochenende in der Sprintdistanz, der olympischen Distanz oder als Staffel auf die Strecke. Die schnellste Zeit über die Kurzdistanz legte Julian Erhardt hin (01:01:32). Bei den Frauen siegte Annalena Füllbrandt (1:11:46). Über die olympische Distanz erwies sich Nils Dehne als bester Hobbyathlet (02:02:11), Henriette Grassmann schaffte die Strecke als beste Frau in 02:19:18.

Besondere Sorge galt dem Wetter. Bei Temperaturen von bis zu 30 Grad rund um die Alster waren die 100 Rettungskräfte pro Tag auf das Schlimmste gefasst. Am Ende gaben sie Entwarnung. Das Deutsche Rote Kreuz (DRK) verzeichnete 154 Hilfseinsätze, 23 Athleten mussten mit dem Krankenwagen abtransportiert werden. „Durchschnittliche Zahlen für einen Triathlon dieser Größe“, sagt DRK-Sprecher Matthias Reck. Meist kam es zu Knochenbrüchen, Schürfwunden und Erschöpfungszuständen. Grundsätzlich seien Triathleten besser vorbereitet als Marathonläufer, erklärt Reck.

Anderthalb Kilometer Schwimmen, 40 Kilometer Radfahren, zehn Kilometer Laufen. Für Kippenberger ist die olympische Distanz eine lösbare Aufgabe. Das Schwimmen ist ihre Schwachstelle. „Ich habe eine schlechte Orientierung. Da komme ich am Ende locker auf 250 Meter mehr als alle anderen“, sagt Kippenberger. Normalerweise müssen sie die Streckenboote ermahnen, auf Kurs zu bleiben.

In diesem Jahr läuft es besser. Ein Freund half mit einer speziellen Flüssigkeit für die Schwimmbrille aus, die Sicht war deutlich besser. Ohnehin schwärmen die Athleten an diesem Wochenende von der ruhigen Alster. Wassertemperatur: milde 24 Grad. In der Wechselzone sucht Kippenberger dann verzweifelt ihr Rad. Ganz normaler Triathlon-Wahnsinn eben. Die Hobbyathletin nimmt es sportlich. „Wenn man am Ende noch Sprinten kann, ist alles gut“, sagt die 48-Jährige.

Von Mal zu Mal ist ihr Ziel, unter der Zeit aus dem Vorjahr zu bleiben. An diesem Sonntag brauchte sie 02:45:29. Nur 15 Sekunden mehr als 2012. Ein sehr gutes Resultat, Kippenberger ist zufrieden. Als nächstes hat sie den Iron Man im Visier. Zuerst wird allerdings der Hamburger Triathlon rot im Kalender markiert. Sobald der Termin feststeht.