Zur kommenden Saison werden in der Bundesliga Blutkontrollen eingeführt. Der deutsche Fußball nimmt damit eine Vorreiterrolle im Fußball ein.

Frankfurt/Main. Der Profi-Fußball verschärft den Anti-Doping-Kampf: In der kommenden Saison setzen der Deutsche Fußball-Bund (DFB) und die Deutsche Fußball Liga (DFL) erstmals auch auf Blutkontrollen. Die Dopingjäger der Nationalen Anti-Doping-Agentur (Nada) warten in der Kabine dann nicht mehr nur mit Urinbecher, sondern auch mit Kanüle auf die ausgepumpten Profis.

„Die Vereinbarung mit der Nada steht unmittelbar vor dem Abschluss“, sagte Rainer Koch, Vorsitzender der Anti-Doping-Kommission des DFB: „Es hat sich sehr positiv entwickelt, die Nada wird aller Voraussicht nach zur neuen Saison auch Bluttests bei Trainingskontrollen in der Bundesliga vornehmen.“

Rund 15 Prozent der bisherigen Kontrollen sollen per Bluttest durchgeführt werden. „Ziel ist es, dass die Quantität der Kontrollen erhalten bleibt“, sagte Koch.

DFL-Geschäftsführer Andreas Rettig begrüßte die Entscheidung im ausdrücklich. „Gemeinsam mit dem DFB hat sich die Liga dafür eingesetzt. Der Fußball lebt von der Glaubwürdigkeit eines spannenden Wettbewerbs. Diese Glaubwürdigkeit gilt es zu schützen“, sagte er.

Im Kalenderjahr 2012 nahm die Nada im Fußball 2144 Urinproben – 500 davon in Trainings-, 1644 in Wettkampfkontrollen. Soll die Anzahl erhalten bleiben, wird es allerdings teurer: Die Abnahme- und Analyseprozedur einer Blutprobe kostet deutlich mehr als eine Urinprobe – ist aber für den Nachweis vieler verbotener Substanzen unerlässlich.

„Unstrittig ist, dass einzelne Dopingmittel derzeit ohne einen Bluttest nicht zu detektieren sind“, sagte unlängst Tim Meyer, Teamarzt der Nationalmannschaft. Es gäbe beispielsweise „einen Urintest auf Epo. Aber gewisse Epo-Nachfolgeprodukte lassen sich über eine reine Urintestung nicht ermitteln, das Gleiche gilt für Wachstumshormone und Blutdoping“, sagte Meyer: „Ohne Bluttests ist eine gewisse Lücke vorhanden.“

Von Dopingskandalen wie zuletzt die Leichtathletik blieb der (deutsche) Fußball bislang verschont – auch, wenn die Annahme, dass Fußball sich aufgrund der physiologischen Anforderungen wenig für leistungssteigernde Mittel eignet, längst ein Mythos ist.

„Es macht absolut Sinn, diese Blutkontrollen einzuführen, um auch langfristig neue Testverfahren anwenden zu können“, sagte Professor Wilhelm Schänzer vom Kölner Doping-Labor: „Momentan gibt es den Verdacht, dass mit Wachstumshormonen gearbeitet wird – aber es gibt keine klaren Hinweise.“ Wenn es diese nun auftreten sollten, würden die positiven Fälle „selbstverständlich konsequent nach den Vorschriften der Nada geahndet werden“, sagte Koch: „Wir wollen einen sauberen Sport.“

Vermehrt auf Blutkontrollen einstellen müssen sich vor allem die international spielenden Vereine. Erst Anfang Juli weitete die Europäischen Fußball-Union (Uefa) die Dopingbekämpfung per Bluttest auf Vereinswettbewerbe aus. Bislang kam das Verfahren nur bei den EM-Endrunden 2008 in Österreich und der Schweiz sowie 2012 in Polen und der Ukraine zum Einsatz. In der vergangenen Saison brachten die insgesamt 1374 Dopingkontrollen (Urin) in den beiden Uefa-Clubwettbewerben keine positiven Befunde.

Mit der kleinen Evolution nimmt der Fußball zudem eine Vorreiterrolle in den Mannschaftssportarten ein. Nachdem 2012 schon im Eishockey kontrolliert wurde, sollen im laufenden Jahr auch Handball und Basketball nachziehen. „Ich begrüße sehr, dass DFB und DFL die zusätzlichen Blutproben einführen. Diese Regelungen trifft jeder Verband, jede Liga für sich zusammen mit der Nada je nach den differenzierten Rahmenbedingungen einer Sportart“, sagte Michael Vesper, Generaldirektor des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB).