Die Berliner gehen mit dem höchsten Etat und fertiggestelltem Stadion in die neue Saison. Auch St. Paulis Trainer Frontzeck hat die Köpenicker auf dem Zettel.

Berlin. Union Berlin scheint schon vor dem Zweitligastart reif für die Bundesliga. Mit einem Etat- und Dauerkartenrekord, dem stärksten Kader seit der Zugehörigkeit zur 2. Fußball-Bundesliga und dem fertiggestellten Stadion im Rücken haben sich die „Eisernen“ zu einem Geheimfavoriten gemausert. Nur selbst wollen die Köpenicker von dieser Rolle nichts wissen und schieben den möglichen Aufstieg weit von sich weg.

„Dass wir für manche Geheimfavorit sind, ist vielleicht schön für uns. Davon können wir uns aber nichts kaufen“, sagte Kapitän Torsten Mattuschka: „Was andere meinen und sagen, ist uns egal. Wir wollen auf uns gucken. Wir möchten gut starten. Dann schauen wir mal, was dabei herauskommt.“

Allerdings fällt auf: Vor Unions erstem Saisonspiel am Sonntag (15.30 Uhr/Sky) gegen den VfL Bochum haben viele Zweitliga-Trainer die Berliner auf dem Zettel. „Mein Geheimtipp: Union Berlin“, antwortete Bochums Kulttrainer Peter Neururer auf die Frage nach seinen Favoriten für den Aufstieg. Auch St. Paulis Coach Michael Frontzeck und Mike Büskens (Fortuna Düsseldorf) trauen den Hauptstädtern den erstmaligen Sprung ins Oberhaus zu.

Gründe dafür gibt es viele. Seit dem Aufstieg 2009 wächst das Budget stetig. Zum Beispiel wurde der Spieleretat von im Vorjahr 10,09 Millionen Euro weiter gesteigert, mit gestandenen Profis wie Mario Eggimann (Hannover 96) und Benjamin Köhler (1. FC Kaiserslautern) wurde der Kader deutlich aufgerüstet. Das führt zu einer bisher unbekannten Konkurrenz. „Ich weiß selbst noch nicht, welche Elf am Sonntag spielen wird. Das wird verdammt schwer“, sagte Trainer Uwe Neuhaus.

Seit 2007 ist der 53-Jährige bei den Köpenickern im Amt. Bei Wettanbietern gilt kein Rauswurf in der 2. Liga als so unwahrscheinlich wie der von Neuhaus. Sein Vertrag läuft am Saisonende aus, die Verlängerung gilt momentan als Formsache. „Es gibt keinen Grund, ihm zu kündigen, wenn er sich nichts zuschulden kommen lässt“, sagte Präsident Dirk Zingler. Trotz dieser Garantie will sich der Coach des Siebten der Vorsaison aber nicht auf ein Saisonziel festlegen: „Darüber treffe ich noch keine Aussage.“

Sportlich läuft es im Berliner Osten schon rund. Gegen den schottischen Meister Celtic Glasgow gab es im Testspiel ein ungefährdetes 3:0, Neuhaus' System funktioniert. Doch auch im Umfeld hat sich viel getan. Die 15 Millionen Euro teure neue Haupttribüne mit 3617 Plätzen wurde vor knapp einer Woche übergeben, 20.000 Fans kamen zu zwei Tagen der offenen Tür.

Ein volles Haus erwartet Union auch zu den meisten Ligaspielen. Die Grenze von 10.000 Dauerkarten könnte noch überschritten werden, doch schon jetzt wurden so viele Saisontickets wie nie verkauft. Auf drei Stadionseiten gibt es in der Alten Försterei Stehplätze, lediglich auf der schmucken Haupttribüne mit 1734 nagelneuen Plätzen im Business-Bereich wird gesessen. Sollte es in Richtung Bundesliga gehen, dürfte es beim DDR-Traditionsklub aber ohnehin niemanden auf den Sitzen halten.